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PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)

PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)

Titel: PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
Autoren: Hortense Ullrich , Joachim Friedrich
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mitteilen solltest, ist der Grund, wieso er meine Einladung verschmäht hat.«
    Auweia, sie ist sauer auf Dich.
    »Oh, er ist in Japan«, rufe ich schnell.
    »Aha«, meint sie dann etwas versöhnlicher. »Zugegebenermaßen war meine Einladung nach Abu Dhabi ja auch sehr kurzfristig. Wie ist das Wetter in Japan?«
    »Gut. Äh, ich weiß nicht. Berry ist in einem Hotelzimmer und isst den ganzen Tag Sushi. Er war noch nicht draußen.«
    Erneute Missbilligung. »Der Satz war also für Berry«, stellt sie fest. Dann schüttelt sie den Kopf. »Er fliegt nach Japan, spricht kein Japanisch und hält sich nur in einem Hotelzimmer auf? Er scheint ein Kulturbanause zu sein.«
    Ich gucke auf ihren Stuhl. Na gut, dass sie nicht bereit ist, auf dem Boden auf einem Kissen zu sitzen, sollte ich ihr durchgehen lassen. Ich sage nichts.
    Bin nicht sehr zufrieden mit dem Verlauf der »Wir-müssen-Berry-retten«-Aktion. »Er macht das ja nicht freiwillig«, versuche ich Dich zu verteidigen.
    »Ist er geschäftlich dort?«
    Jetzt zucke ich etwas zurück. Ist meine Großmutter derart weltfremd? Wieso sollte ein Teenager geschäftlich in Japan sein?
    Doch diese Frage beantwortet sie gleich selbst. »Er ist sicher für seinen Vater dort. Deutsche Konditoreiprodukte in Japan? Nun ja. Herr Kranz denkt über Expansion nach. Warum nicht. Und dass er seinen Sohn schickt, spricht für diesen Berry. Scheint ein pfiffiger junger Mann zu sein. Ich schätze so etwas.«
    Ich schlucke und nicke nur. Ehrlich, Berry, wäre das der Moment gewesen, ihr zu sagen: Berry war zu dämlich, in das richtige Flugzeug einzusteigen? Sie hat eine wirklich gute Meinung von Dir. Und wie oft kommt das schon vor?! Also, ich meine jetzt nicht, wie oft kommt es vor, dass jemand ’ne gute Meinung von Dir hat – Oma Czybulski und die anderen Omis in Eurem Café lieben Dich ja alle. Nein, wie oft kommt es vor, dass meine Großmutter von jemandem eine gute Meinung hat?
    Ich hab’s nicht übers Herz gebracht, ihr die Wahrheit zu sagen, Berry. Tut mir leid. Wir fliegen morgen zurück, vielleicht kann ich ja von zu Hause aus was für Dich tun.
    Halte durch. Du bist doch nicht in unmittelbarer Lebensgefahr, oder? Abgesehen von einer akuten Überfütterung.
    Die Krönungsfeier war übrigens famos. Sie fand im engsten Familienkreis statt, also bloß 215 Leute. Zwei Herolde kündigten Gotthilf und Genoveva an, die beiden trabten durch ein Spalier der Scheichverwandten und nahmen anschließend auf kleinen plüschigen Königskissen Platz. Dann legten alle Verwandten von Scheich Rashid Geschenke vor den beiden Schweinen ab, es wurde tüchtig getafelt und geschwafelt – also, alles in allem so was wie eine rauschende Ballnacht. Auf Arabisch eben. Echt blöd, dass Du das verpasst hast. Aber hey, Du bist in Tokyo und wirst von ’ner Geisha zu Tode gefüttert, ist doch auch was.
    Also, in diesem Sinne: o genki de!
    (Das heißt: Tschüss. Nee, natürlich nicht, das wär ja zu einfach. Es bedeutet: »Lass es Dir gut gehen, bleib gesund.« So ’n schlichtes »Tschüss« haben die nicht. Und auch den Satz hier kannst Du nur benutzen, wenn ihr echt dicke Freunde seid. Okay? Also geh vorsichtig damit um, nicht dass Du noch bei der japanischen Polizei landest. Hahaha.)
    MAX
     
     
    Von: BerryBlue
    An: PinkMuffin
    Betreff: Schwein und Honig
     
    Hi, MAX!
    Danke für die Übersetzung. War allerdings nicht mehr nötig. Die Geisha hat sich nämlich in Luft aufgelöst. Das heißt aber nicht, dass ich aus dem ganzen Wahnsinn hier raus bin. Ganz im Gegenteil! Es wird immer verrückter! Wenigstens weiß ich jetzt endlich, warum ich hier bin – oder eigentlich weiß ich es immer noch nicht so genau. Aber zumindest weiß ich, was ich machen soll, obwohl ich nicht so genau weiß, ob ich machen soll, was ich machen soll.
    Mir kommt gerade der Verdacht, dass ich mich ein wenig unverständlich ausdrücke. Darum erzähle ich Dir wohl besser, was seit gestern Abend passiert ist:
    Ich bin gerade mit der Mail an Dich fertig und lege den Computer mit möglichst wenigen Bewegungen, die darauf hindeuten könnten, dass ich Hunger habe, zur Seite, da klopft es an meine Hotelzimmertür.
    Bevor ich auch nur zucken kann, springt die Geisha auf, trippelt zur Tür und öffnet sie, wobei sie sich schon verbeugt, als wisse sie genau, wer davorsteht: ein Japaner. Na ja, das ist in Japan keine besonders große Überraschung, trotzdem kann ich meinen Augen nicht trauen. Der Japaner ist dünn, was aber nicht heißt, dass
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