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Pinke Perlen &amp: Schwarze Heels Teil 2

Pinke Perlen &amp: Schwarze Heels Teil 2

Titel: Pinke Perlen &amp: Schwarze Heels Teil 2
Autoren: Bärbel Muschiol
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Meine Sinne laufen auf Hochtouren, ich wünsche mir das Pfefferspray aus meiner Handtasche herbei. In mir keimt die Frage auf, ob man Pfefferspray bei Regen überhaupt benutzen kann? Diese Frage lenkt mich ein wenig von meinen Ängsten ab. Als sich spitze Steine durch meine dünnen Ballerinas bohren, denke ich fluchend an meine Wanderschuhe, die jetzt trocken und weit weg in meiner Arbeitsstelle stehen. Scheiße – Scheiße – Scheiße. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Je näher ich der riesigen, leicht schiefen Tür komme, desto unwohler fühle ich mich. Dicke Regentropfen prallen von dem verwitterten Blechdach der Fabrik ab und fabrizieren einen höllischen Lärm. Die verrostete Tür dient schon lange nicht mehr dazu, Eindringlinge fernzuhalten, sondern wartet auf ihren endgültigen Verfall. Ich wische mir mit einer Hand die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht, meine Frisur ist im wahrsten Sinne des Wortes davongeschwommen. Meine Befürchtung, dass ich die Tür nicht aufbekomme, bewahrheite sich zum Glück nicht, denn die Eisenkette mit dem alten Schloss hängt durchtrennt im Regen. Meinen letzten Mut zusammenkratzend komme ich ihrer stummen Aufforderung nach, einzutreten. Dröhnend schlägt mein Herz gegen meinen Brustkorb, während ich mich suchend umschaue. Wonach ich genau suche, weiß ich nicht. Der Boden ist betoniert und eine Glasfront umzingelt mich ab der Hälfte der Wand, an allen vier Seiten. Die meisten Fensterscheiben scheinen zwar noch ganz zu sein, sind jedoch komplett verdreckt. Durch die zerbrochenen heult der Wind mit einem Geräusch, das mich erschaudern lässt. Mehrere kaputte Stühle stehen verwittert und verstreut in der riesigen Halle. Ketten hängen von den Wänden und der Decke. Eine alte zurückgelassene Maschine rostet still und verlassen vor sich hin. Ich traue mich ein paar Schritte weiter. Rechts neben mir befindet sich eine vermoderte Stahltreppe, die mich und meine unermüdliche Neugier in die erste Etage lockt. Fest umklammere ich die Brüstung, wobei mein Atem stoßweise geht und kleine Wölkchen in die kalte Nachtluft zaubert. Stufe für Stufe erklimme ich den ersten Stock; das Gefühl nicht allein zu sein, beschleicht mich irrational jedoch beständig. Wer um alles in der Welt, hält sich bei einem solchen Scheiß wetter, um diese Uhrzeit in einer abgelegenen, stillgelegten Fabrik auf? Kein normaler Mensch. Außer ich. Ein Blitz erhellt den Himmel, verteilt direkt über mir sein grelles Licht. Die letzte Stufe, geschafft! Wie eine Galerie oder ein innen liegender Balkon umrundet dieser Flur fast die komplette Halle. Dreck liegt auf dem Boden verteilt, Staub bringt mich zum Niesen. Donner grollt in der Nähe. Ich nähere mich vorsichtig der Umrandung und spähe in die unter mir liegende leere Halle. Es wird zwar verdammt viel Arbeit und Organisation brauchen, doch ich bin mir sicher, hier die perfekte Location gefunden zu haben. Glücklich, dass ich mein Versprechen halten konnte, wende ich mich wieder Richtung Treppe. Da durchbricht ein Knacken die Stille. Ach, du lieber Gott, die bis eben mühsam unterdrückte Panik bricht aus, ergreift Besitz von mir. Ganz egal, ob es nur eine Ratte oder tatsächlich menschlicher Abschaum ist, ich muss hier raus. Wenn ich etwas mindestens genauso fürchte, wie umgebracht zu werden, dann Ratten – vor allem: Wo eine ist, sind noch viele, viele mehr. Panisch hetze ich die Stufen runter; damit es schneller geht, hebe ich den Saum meines nassen Dirndls an. Die kalte Luft schmerzt in meiner Lunge. Schritt für Schritt nähere ich mich der Tür, sehe schon die Lichter meines Autos – die vermeintliche Sicherheit. Nur noch wenige Schritte und ich habe es geschafft. Mit einem Mal stolpern meine Füße über etwas, mein Schrei hallt durch die verlassene Fabrik. Schnell und warm greift jemand nach meinem Oberarm, schützt mich vor dem Sturz. Ich lande an einer warmen Mauer. Gerade als sich Erleichterung in mir ausbreiten will, mischt sich Panik dazu.
    Ich winde mich und versuche, mich zu befreien – vergeblich. Trotz meiner Panik erkenne ich den Geruch sofort wieder, meine Sinne schlagen Kapriolen, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen kann . Er ist es, Alexander Cunningham. Was macht er hier, im Dunkel der Nacht bei diesem Wetter? So ganz kann ich diese Wirrung des Schicksals noch nicht nachvollziehen, während Alexander neben mir her läuft, über meine Leichtsinnigkeit und die Gefahren, die hier auf mich gewartet haben könnten, schimpft
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