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Pinke Perlen &amp: Schwarze Heels Teil 2

Pinke Perlen &amp: Schwarze Heels Teil 2

Titel: Pinke Perlen &amp: Schwarze Heels Teil 2
Autoren: Bärbel Muschiol
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überwindet den Abstand zwischen uns, legt seinen Arm um meine Hüfte. „Erschrocken?“ Mehr sagt er nicht. Was für eine dumme Frage. Meine Füße schmerzen, es regnet in Strömen, und ich muss noch eine alte, wahrscheinlich extrem unheimlich aussehende Fabrikhalle besichtigen. Obwohl es mittlerweile April ist, liegt die Küche dank der Sintflut vor dem Fenster bereits im Dunkeln. „Schleich dich nicht so an mich heran, du weißt ganz genau, wie schreckhaft ich bin .“ Der Vorwurf in meiner Stimme ist klar herauszuhören. „Ach, Süße, du weißt doch, dass nur noch wir beide da sind.“ Inzwischen ist er mir unangenehm nahe auf die Pelle gerückt, ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht. „Vor mir musst du dich doch nicht fürchten.“ Fragend lege ich meinen Kopf schief, sehe ihm direkt in die Augen. Er ist einer der wenigen Männer in meinem Bekanntenkreis, dem ich in die Augen sehen kann, ohne meinen Kopf in den Nacken legen zu müssen. Was mitunter einer der vielen, ich betone: vielen Gründe ist, warum er nicht in mein Beuteschema passt. Männer müssen groß, maskulin und selbstsicher sein, um mein Interesse zu wecken. Simon ist genauso groß wie ich, trotz seiner schon länger zurückliegenden Rasur nicht wirklich maskulin, sondern eher etwas ungepflegt. Und selbstsicher, na ja, ich würde eher sagen Durchschnitt. Oh ja, das Wort Durchschnitt beschreibt ihn perfekt. Auch wenn ich sexuell in Zukunft aufgeschlossen, ja experimentierfreudig sein möchte, bin ich trotzdem wählerisch … „Simon, was soll das hier werden?“ Seine Nase streift an meinem Ki efer entlang, während seine Lippen sich gefährlich den meinen nähern. Anstatt zu antworten, wird sein Griff fester und seine Lippen legen sich auf meine. Sein Kuss lässt mich vollkommen kalt, kein Kribbeln, keine Schmetterlinge – und von Erregung nicht die leiseste Spur. Langsam drehe ich meinen Kopf zur Seite, löse mich aus seiner Umarmung. „Du weißt, dass das nicht gut ist – du bist mein Chef.“ Damit die Abweisung nicht gar so schroff klingt, füge ich noch schnell hinzu: „Und ich bin noch nicht ganz über meine letzte Beziehung hinweg.“ Das ist zwar komplett gelogen, doch ich möchte ihn nicht blamieren. Zudem brauche ich diesen Job und ich liebe meine Kollegen. Alles in allem kann ich keinen Chef gebrauchen, der sich von mir auf den Schlips getreten fühlt. Schnell drücke ich ihm die Tasse mit den Tageseinnahmen in die Hand, verabschiede mich und flüchte durch die Seitentür hinaus in den Regen.
     
     

    ***
    Innerhalb weniger Sekunden sitze ich komplett durchnässt in meinem sandfarbenen Fiat 500. Mir ist kalt, der Kuss hat mich so durcheinandergebracht, dass ich vergessen habe meine anderen Klamotten anzuziehen. Die liegen jetzt schön trocken im Kammerl . In dem wir unsere Schuhe aufbewahren und uns umziehen können. Fuck , das hat mir heute gerade noch gefehlt. Ich starte den Motor, drehe die Heizung auf richtig heiß sowie die Sitzheizung auf fünf und warte darauf, dass das Zittern aufhört. Um Punkt 21.30 Uhr komme ich an meinem Ziel an, lieber wäre ich nach Hause gefahren und hätte mir eine extrem heiße Badewanne gegönnt. Doch ich halte mein Wort, und genau dieses Versprechen hat mich in diese verdammt dumme Situation gebracht. Das brave Mädchen in mir schüttelt missbilligend den Kopf, verschränkt die Arme vor der Brust und lässt mich deutlich ihr Missfallen spüren. Salvatore, mein Chef vom Catering-Service, habe ich zugesichert, dass ich heute besagte Location abchecke, denn der Kunde hat es, (wie fast alle) ganz besonders eilig. Mit verzogener Mimik und abgefrorenen Füßen steige ich aus meinem angenehm warmen Auto aus. Sofort durchdringt der Wind den dünnen Dirndlstoff, zaubert eine unangenehme Gänsehaut auf meine nackten Waden. Zu allem Übel fallen dicke Tropfen vom Himmel, die mein dünnes Jäckchen durchnässen. Innerhalb kürzester Zeit bin ich pitschnass, mal wieder. Furcht einflößend, dunkel und in besonderer Weise faszinierend steht die alte Fabrik verlassen vor mir. Schnellen Schrittes bringe ich die Distanz hinter mich, wobei die Scheinwerfer meines Autos mir den Weg erleuchten. Auch wenn ich mir relativ sicher bin – so sicher man sich in solchen Situationen eben sein kann –, dass hier kein Mörder oder Vergewaltiger herumlungert, schlägt mein Puls donnernd gegen mein Kropfband. Das Adrenalin, das mein Körper ausschüttet und durchflutet, lässt mich die Eiseskälte nicht mehr spüren.
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