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Pikanter Zusammenstoß: Intime Geschichten 6 (German Edition)

Pikanter Zusammenstoß: Intime Geschichten 6 (German Edition)

Titel: Pikanter Zusammenstoß: Intime Geschichten 6 (German Edition)
Autoren: Susan Perry
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und vielleicht auch noch Silvester?«
    »Einige Termine habe ich noch«, antwortete er. »Aber Sie müßten mir sagen, für welche Gelegenheit Sie mich brauchen. Soll es für Kinder oder für Erwachsene sein, für eine ganze Gruppe oder für...«
    Ich unterbrach ihn. »Für mich«, sagte ich. »Nur für mich. Ich bin ganz allein und...«
    Er lachte leise. Es war ein dunkles Lachen, mit einem kleinen Geheimnis darin. Ein Lachen, das mir gut gefiel.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Wann soll ich kommen?«
    Ich erwartete den Märchenerzähler am Heiligen Abend gegen zweiundzwanzig Uhr. Es könne sein, hatte er gesagt, daß er sich ein wenig verspäten werde, denn er müsse bei einer Bescherung in einem Kinderheim lesen, und das könne sich länger hinziehen.
    »Kein Problem«, hatte ich erwidert.
    Ich war sehr aufgeregt. Bis dahin hatte ich den Abend eigentlich ganz achtbar über die Bühne gekriegt, fand ich – wenn man bedachte, daß ich das erste Mal allein gewesen war an einem vierundzwanzigsten Dezember. Ich trug ein weiches langes Wollkleid in schmeichelndem Blau, in dem mir so warm war, daß ich barfuß bleiben konnte, was mir sehr gefiel. Ich liebe es, barfuß in meiner Wohnung herumzulaufen. Ich hatte mir am frühen Abend etwas gekocht, ganz für mich allein die Kerzen an meinem kleinen Weihnachtsbaum angezündet – und nun wartete ich auf mein 'Geschenk', den Märchenerzähler.

    Er kam um Viertel nach zehn. Ein eher unscheinbarer Mann stand vor meiner Tür und lächelte mich an. Vage Enttäuschung erfüllte mich, hatte ich doch insgeheim eher auf einen Märchenprinzen gehofft.
    Doch dann sagte er: »Guten Abend, ich bin der Märchenerzähler. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen« – und als er sprach, veränderte er sich vor meinen Augen. Alles Unscheinbare fiel von ihm ab, er schien sogar größer zu werden. Seine dunklen Augen leuchteten, der Druck seiner Hand war warm und fest, und erst jetzt fiel mir auf, wie weich und voll seine Lippen waren.
    »Kommen Sie herein«, bat ich.
    Er folgte mir, sah sich aufmerksam um und nickte dann. »Es ist schön hier«, sagte er einfach. »Ich würde mich am liebsten mit Ihnen auf das Sofa setzen, wenn es Ihnen Recht ist.«
    »Gern«, erwiderte ich. »Möchten Sie etwas essen oder trinken?«
    »Zu einem Glas Wein würde ich nicht nein sagen.«
    Ich stellte ihm und mir auch ein Glas hin und setzte mich in eine Ecke meines gemütlichen, sehr ausladenden Sofas, er nahm in der anderen Ecke Platz. Seine Schuhe hatte er ausgezogen, nun setzte er sich mit gekreuzten Beinen mir gegenüber.
    »Sie müssen es sich gemütlich machen«, forderte er. »Legen Sie die Beine hoch, wie Sie es doch wahrscheinlich normalerweise tun.«
    Ich nickte und tat wie mir geheißen. Mein Sofa war zum Glück groß genug, so daß zwischen meinen Füßen und seinen Beinen noch ein wenig Platz war - viel allerdings nicht.
    Er nahm ein ziemlich zerfleddertes Buch aus seiner Tasche, das mit einem dicken Schutzumschlag versehen war, so daß ich den Titel nicht lesen konnte. Er lächelte mich an, und wieder wunderte ich mich, daß ich ihn anfangs für unscheinbar gehalten hatte. Seine Augen waren wunderschön, sie schienen auf den Grund meiner Seele blicken zu können.
    »Da Sie es mir überlassen haben, die Lektüre auszuwählen, habe ich meine Entscheidung mit dem Herzen getroffen. Ich habe versucht, mich in Ihre Situation zu versetzen und hoffe, die richtige Geschichte ausgewählt zu haben. Soll ich jetzt anfangen?«
    Ich nickte. Auf einmal war meine Kehle trocken, und ich fühlte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Ich griff nach meinem Glas und trank einen Schluck Wein.
    Er wartete, bis ich das Glas wieder abgestellt hatte, dann begann er mit seiner tiefen, ausdrucksvollen Stimme zu lesen.
    Es war die Geschichte eines Mannes, der eine Frau finden möchte, die ihn so glücklich macht wie jene, die ihn vor vielen Jahren höchst kunstvoll in die Freuden der Sinneslust eingeführt hat. Auf seiner Suche begegnet er vielen Frauen und damit vielen Gelegenheiten zur körperlichen Liebe – er nutzt sie alle. Jede Frau verführt er, um zu sehen, ob eine von ihnen darunter ist, die sich vielleicht mit jener fernen ersten Geliebten messen könnte.
    Als ich verstanden hatte, daß der Mann auf meinem Sofa mir ein erotisches Märchen vorlas, war ich zunächst wie betäubt. Warum tat er das? Warum hatte er ausgerechnet eine solche Geschichte ausgewählt? Doch bald vergaß ich diese Fragen, und je länger ich
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