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Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)

Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)

Titel: Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Autoren: Sascha Vöhringer
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westlichen Kontinents. Die Stadt der Engel war das Hauptzentrum des Glaubens der Elia, der Göttin des Lichts. Sämtliche Kirchen, Prediger und Messdiener unterstanden dem direkten Einfluss und der Kontrolle des Bischofs. Man sagt, diese Stadt untergrabe unterirdisch den ganzen Kontinent. Von einem Gewirr aus Gängen soll es möglich sein, jeden westlichen Ort in Windeseile zu erreichen. Fakten zur Engelsstadt waren jedoch nur Eingeweihten bekannt und die Anzahl dieser Personen beschränkte sich auf einige wenige. Die Kirche des Belias, des Gottes der Finsternis, existiert seit langer Zeit nicht mehr. Den Glauben, dass Elia und Belias Phön gemeinsam erschaffen hätten, teilte die Glaubensgemeinschaft des Lichts in keinster Weise.
    Langsam nahm der Bischof das eingewickelte Zepter an sich. Er betrachtete es zuerst mit Skepsis, dann mit einem erfreuten Schimmern in seinen hellbraunen, fast beigen Pupillen. Er nickte den Elitesoldaten in ihren Schakalmasken zu, zog sich die Kapuze ins Gesicht und lief zurück in Richtung Engelssegler. Er blickte nicht zurück.
    Sobald der Bischof im Heck des Seglers verschwunden war, richteten die Soldaten ihre Waffen auf die vor ihnen knienden Arbeiter und drückten ab.
    Dann herrschte wieder Stille in der Wüste.

Kapitel 1
    Und sollte unser Volk eines Tages dem Untergang ins Auge blicken,
    werden sich unsere Erben erheben, unser Vermächtnis antreten und die
    Ordnung der Welt wiederherstellen.
    Tag 7, Jahresanfang 358 n. E.
    Archadis
    Im Süden des Landes lag Archadis, Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs und regiert von dem großherzigen König Barthas. Archadis war wohlhabend und blickte einer rosigen Zukunft entgegen. Eine große Mauer umgab die majestätische Stadt, um unerwünschte Eindringlinge fernzuhalten. Nur eine hölzerne Zugbrücke, die bei Tage geöffnet war, erlaubte den Zugang. In der Mitte der Stadt, umgeben von einem imposanten Marktplatz, ragte das Schloss der Königsfamilie empor. Es war aus grauweißem Stein erbaut und die von Efeu bewachsenen Türme blickten in himmlischer Höhe auf die kleinen, umgebenden Bezirke mit ihren einfachen, gemauerten Fachwerkhäusern herab. An jedem siebten Tag fand auf dem Marktplatz vor dem Schloss ein großer Markt statt. So auch heute. Gemüse, Fleisch jeglicher Art und Gewürze, die aus fernen Ländern wie Calypso oder Dünen stammten und einen weiten Weg hinter sich hatten, waren dort ebenso zu finden wie Töpferwaren, geflochtene Körbe und anderes Gerümpel.
    Rundherum um dieses Treiben waren Wohnsiedlungen zu finden, die Menschen der verschiedensten Völker beherbergten. Mit ihren engen, verwinkelten Gassen, die sich wie Ameisenstraßen zwischen den Häusern schlängelten, boten diese Siedlungen einen Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit vom hektischen Treiben der Großstadt. Nur ein leiser Wind hauchte an diesem Morgen durch die Gassen und ließ einige gepunktete Höschen, die an Wäscheleinen über die Häuserschluchten gespannt waren, umherflattern. Doch plötzlich durchbrach ein Fluchen und Trampeln die morgendliche Ruhe.
    »Komm zurück du kleiner, mieser Strauchdieb!«
    Ein Junge schlitterte um eine der verwinkelten Seitengassen und verlor fast den Halt. »Ich verfüttere deine Innereien an meine Schweine!«, hallte es hinter ihm, wobei das Echo einen fürchterlichen Nachklang produzierte. Jetzt nicht schlapp machen!
    Ein korpulenter, schwitzender Mann mit einer Art Schweinenase und einer blutverschmierten Schürze schwang ein riesiges Schlachterbeil über seinem Kopf und brüllte Schimpfwörter und wilde Drohungen. Erfolglos versuchte er mit dem Tempo des Jungen Schritt zu halten. Schweiß lief ihm wie Sülze aus allen Poren. Schließlich ging ihm die Puste aus und seine kurzen, dicken Beinchen wollten nicht mehr weiter. Er sah nur noch aufgewirbelten Staub und die Füße des Jungen hinter einer Gasse verschwinden.
    »Irgendwann erwische ich dich! Dann gnade dir Elia!«, raunte er heiser und stützte sich auf seinen Knien ab. Seine Lunge pfiff, als er ein letztes Mal drohend die Fäuste schwang.
    Sich in Sicherheit wiegend, setzte sich der Junge auf den gepflasterten Steinboden und biss herzhaft in ein Stück Fleisch, welches der schweineartige Mann wohl gerne wiedergehabt hätte. Der kalte Boden war noch feucht vom frisch eingebrochenen Morgen. Ein kühler Wind wehte wie ein seidenes Tuch durch die engen Gassen und verbreitete den frischen Geruch des Jahresanfangs auch in den kleinsten Winkeln. Es war die Zeit, in
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