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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon
Autoren: Robin Cook
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hören, dann das gummiartige Knallen von OP-Handschuhen. Sie sah zu, wie Dr. Burnham ein Drahtgestell über ihrem Kopf anbrachte. Eine der Krankenschwestern befestigte mit dem Laken, das den Operationstisch bedeckte, ihren linken Arm mit Pflasterband an eine Vorrichtung, die im rechten Winkel vom OP-Tisch abstand. Das war der Arm, in den die Infusion führte. Dr. Foley erschien wieder in Candys Sichtfeld, jetzt allerdings mit dem unumgänglichen OP-Gewand und den Gummihandschuhen, und half einer der OP-Schwestern dabei, große Tücher, die neun Zehntel ihres Sichtbereiches wirksam abdeckten, über sie auszubreiten. Direkt über ihr konnte sie die Infusionsflaschen sehen. Und hinter ihr, wenn sie den Kopf zurückrollte, konnte sie gerade noch Dr. Burnham erkennen.
    »Sind wir soweit?« fragte Dr. Foley.
    »Alles o.k.«, sagte Dr. Burnham. Er blickte zu Candy hinunter und zwinkerte ihr zu. »Sie machen das sehr gut«, versicherte er ihr. »Sie werden vielleicht ein wenig Druck oder ein kleines Ziehen verspüren, sollten aber keine Schmerzen haben.«
    »Sind Sie sicher?« fragte Candy.
    »Absolut sicher.«
    Candy konnte Dr. Foley nicht sehen, sie konnte ihn jedoch hören, besonders, als er »Skalpell« sagte. Sie hörte das Geräusch des Skalpells, als es leicht auf den Gummihandschuh klatschte. Candy schloß ihre Augen und erwartete den Schmerz. Das einzige, was sie jedoch empfinden konnte, war das Gefühl von Leuten, die sich über sie beugten. Zum erstenmal erlaubte sie sich den Luxus, sich vorzustellen, dieser ganze Alptraum gehe tatsächlich einmal vorüber.
    Das Ganze hatte vor etwa neun Monaten begonnen, als sie sich entschlossen hatte, nicht mehr die Pille zu nehmen. Sie lebte bereits seit fünf Jahren mit David Kirkpatrick zusammen. Er hatte geglaubt, sie sei ihrer Tanzkarriere so ergeben, wie er es seinem Schreiben war, aber irgendwann nach ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag hatte sie begonnen, David zu drängen, sie zu heiraten und eine Familie zu gründen. Als er ablehnte, entschloß sie sich, schwanger zu werden - dann würde er mit Sicherheit seine Meinung ändern. Er war aber steinhart geblieben, als sie ihm ihren Zustand mitteilte. Wenn sie darauf bestehe, die Schwangerschaft weiter fortzusetzen, werde er sie verlassen. Nach zehn verheulten Tagen und zahllosen Szenen hatte sie schließlich dieser Abtreibung zugestimmt.
    »Oh!« stöhnte Candy, als sie einen glühenden Schmerz irgendwo tief in ihrem Innern spürte. Das ähnelte dem Gefühl, wenn ein Zahnarzt eine empfindliche Stelle traf. Gott sei Dank dauerte der Schmerz nicht lange an.
    Dr. Burnham blickte von seinem Anästhesie-Protokoll hoch, stand dann auf und blickte über die Abschirmung auf die Operationsstelle. »Zieht ihr Kerls etwa an den kleinen Därmen?«
    »Wir haben sie nur aus dem Operationsfeld entfernt«, gab Dr. Foley zu.
    Dr. Burnham setzte sich wieder hin und blickte direkt in Candys Augen. »Sie sind sehr tapfer. Es ist absolut normal, daß man Schmerz empfindet, wenn der Dünndarm berührt wird, sie werden das aber nicht wieder tun. O.k.?«
    »O.k.«, sagte Candy. Es war eine Erleichterung, versichert zu bekommen, alles gehe planmäßig. Sie war allerdings nicht davon überrascht. Obgleich Lawrence Foleys Verhalten die alte Wärme zu fehlen schien, hatte sie immer noch volles Vertrauen in ihn als Arzt. Er war von Anfang an wunderbar zu ihr gewesen: voller Verständnis und Unterstützung, besonders, als er ihr half, die Frage der Abtreibung zu entscheiden. Er hatte mehrere Termine ausschließlich damit verbracht, nur mit ihr zu reden, hatte in aller Ruhe auf die Schwierigkeiten hingewiesen, als alleinstehendes Elternteil ein Kind aufzuziehen, und die Einfachheit einer Abtreibung unterstrichen, obgleich sich Candy bereits in der sechzehnten Woche befand.
    In Candys Denken gab es keinen Zweifel, daß es Dr. Foley und die Ärzte in der Julian-Klinik gewesen waren, die es für sie möglich gemacht hatten, die Abtreibung doch noch durchzuführen. Die einzige Bedingung, die Candy gestellt hatte, war, anschließend sterilisiert zu werden. Dr. Foley hatte erfolglos versucht, ihre Ansicht in bezug auf die Sterilisation zu ändern. Sie war sechsunddreißig Jahre alt und wollte nicht mehr in Versuchung gebracht werden, die biologische Uhr zu schlagen, indem sie schwanger würde, denn es war offensichtlich, daß eine Verheiratung nicht in ihrer unmittelbaren Zukunft lag.
    »Nierenschale«, kommandierte Dr. Foley und brachte damit Candys
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