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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon
Autoren: Robin Cook
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schlimmer!« gestand Candy.
    »Ich werde Ihnen noch ein wenig mehr von dem Beruhigungsmittel geben«, sagte Dr. Burnham und drückte beruhigend Candys Schulter. Während sie zusah, injizierte er etwas in den Periduralkatheter.
    »O.k. es kann losgehen«, sagte Dr. Burnham.
    Das Rollbett, auf dem Candy lag, wurde geräuschlos in den OP gefahren, der vor lauter Aktivität pulsierte. Candys Augen überflogen den Raum. Er war blendend weiß mit weißgekachelten Wänden und Boden unter einer ebenfalls weißen akustischen Decke. Demonstrationsschirme bedeckten eine Wand und futuristisch anmutende, elektronische Monitorgeräte eine andere.
    »O.k. Candy«, sagte die Krankenschwester, die Dr. Burnham geholfen hatte. »Wir möchten gerne, daß Sie mal kurz hier herauf hüpfen.« Sie stand auf der anderen Seite des Operationstisches, den sie ermutigend tätschelte. Einen Augenblick fühlte sich Candy irritiert, von ihr herumkommandiert zu werden. Das Gefühl verging jedoch schnell wieder. Sie hatte keine Alternative. Sie war mit einem achtzehnwöchigen Fötus schwanger. Sie zog es vor, das Wort »Fötus« zu benutzen. Es war leichter, daran zu denken, als an »Baby« oder »Kind«. Gehorsam legte sich Candy auf den Operationstisch.
    Eine andere Krankenschwester zog Candys Hemdchen hoch und brachte winzige Elektroden auf ihrer Brust an. Ein piepsendes Geräusch setzte ein, es dauerte aber eine Weile, bevor Candy erkannte, daß dieses Piepsen ihrem Herzschlag entsprach.
    »Ich werde den Tisch ein wenig neigen«, sagte Dr. Burnham, als Candy bereits fühlte, wie sich ihre Position veränderte, so daß ihre Füße nun tiefer lagen als ihr Kopf. In dieser Position konnte sie das Gewicht des Uterus in ihrem Becken spüren. Gleichzeitig fühlte sie ein schnelles Hin- und Herbewegen, das sie im Laufe der letzten Woche schon mehrmals bemerkt hatte. Sie hatte geglaubt, es sei der Fötus, der sich in ihrem Leib bewegte. Dankenswerterweise hörte das bald auf.
    Im nächsten Augenblick sprang die Tür zum Korridor auf, und Dr. Lawrence Foley kam rücklings herein, indem er seine tropfenden Hände hochhielt, genau wie es Chirurgen im Film immer machten. »Nun«, sagte er in seiner merkwürdig betonungslosen Stimme, »wie geht es meinem Mädchen?«
    »Ich kann die Betäubung nicht fühlen«, sagte Candy ängstlich. Sie war erleichtert, Dr. Foley zu sehen. Er war ein großer Mann mit feinen Gesichtszügen und einer langen geraden Nase, deren Spitze den Mundschutz der Chirurgen zu einem kleinen Zelt werden ließ. Bald waren seine graugrünen Augen das einzige, das Candy von seinem Gesicht sehen konnte. Der Rest einschließlich des silberweißen Haares war hinter der Operationsmaske versteckt.
    Candy hatte Dr. Foley hin und wieder zu gynäkologischen Routineuntersuchungen konsultiert und dem Mann immer absolut vertraut. Seit achtzehn Monaten vor ihrer Schwangerschaft hatte sie keine Routineuntersuchung mehr machen lassen, und als sie vor ein paar Wochen in seine Praxis gegangen war, überraschte es sie, wie sehr sich Dr. Foley verändert hatte. Sie erinnerte sich an ihn als einen aus sich herausgehenden Mann mit einem Schuß trockenen Humors. Candy fragte sich, wie viel von dieser »neuen« Persönlichkeit auf seine Mißbilligung der Tatsache zurückzuführen sei, daß sie, ohne verheiratet zu sein, jetzt schwanger war.
    Dr. Foley sah Dr. Burnham an, der sich verlegen räusperte: »Ich habe ihr gerade 8 Milligramm Tetracain über den epiduralen Katheter gegeben.« Er trat an das Ende des Operationstisches und hob das Tuch hoch. Candy konnte ihre Füße sehen, die in dem hellen fluoreszierenden Licht der Demonstrationsschirme außergewöhnlich bleich aussahen. Sie konnte sehen, wie Dr. Burnham sie berührte, spürte aber nichts, wie er langsam ihren Körper hochstrich, bis er mit der Hand direkt unter ihren Brüsten war. Dann fühlte sie das Stechen einer Nadel und sagte ihm das. Er lächelte und sagte: »Perfekt!«
    Einen Augenblick lang stand Dr. Foley mitten im Operationssaal, ohne sich zu bewegen. Niemand sagte etwas; alle warteten nur. Candy fragte sich, woran der Mann, der sie jetzt direkt anzusehen schien, gerade wohl denke. Er hatte das gleiche getan, als sie ihn in der Klinik konsultiert hatte. Schließlich kniff er die Augen zu und sagte: »Sie haben den besten Anästhesisten im Haus. Ich möchte, daß Sie sich jetzt entspannen. Wir werden fertig sein, bevor sie es auch nur ahnen.«
    Candy konnte hinter sich unbestimmte Bewegungen
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