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Phantom der Tiefe

Phantom der Tiefe

Titel: Phantom der Tiefe
Autoren: Vampira VA
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war.
    Angetan von wem ...?
    Kalter Zorn waberte in Augen, die älter waren als die Pyramiden von Gizeh - und die für so viele Zeitalter von wimpernlosen Lidern bedeckt gehalten worden waren. Blind und wie tot, aber in Wahrheit nur schlafend, träumend, hatte fleischgewordene Macht indes dem harten Puls der Zeit widerstanden. Um schließlich zu erwachen. Um die Ernte einzuholen, deren Saat zwanzig Hüter in zwanzig verflossenen Jahrtausenden ausgebracht hatten - - -
    FALSCH!
    Ebenso grausam wie unabänderlich war die WAHRHEIT in An-ums noch schlaftrunkenen Geist gesickert: Die Wahrheit, daß erst ein winziger Bruchteil der Zeit, die ihnen einst für die Aussaat zugebilligt worden war, verstrichen war - und daß doch die Welt bereits in Scherben lag!
    Seine und die Welt der anderen Auserwählten. Die Hohe Zeit, so schien es, war verronnen, noch ehe sie überhaupt hatte beginnen können.
    WER HAT UNS DAS ANGETAN?
    Durch Anums Hirn tanzten Gespenster, krochen die Schattengesichter der anderen Hohen Männer und Frauen .
    Er löste den Blick vom Grund des Kelchs. Die Szenen, die sich dort spiegelten, entrückten ihm für die Dauer tiefer Atemzüge. Endlos scheinende Momente hielt er Umschau - Ausschau - nach den Seinen, um schließlich, von Scham schier zermalmt, den Blick wieder zurück in den Kelch kehren zu lassen. In die Bilder, die über den uralten Bodensatz geisterten.
    Was war aus der Heimstatt geworden? Wie hatte Landru es zulassen können, daß dieses wichtigste aller Bollwerke, diese Bastion zerstört worden war von - Anum ballte die Fäuste. Wenn er die Augen schloß, sah er die Schuldige, als würde sie hier vor ihm stehen - die Vernichterin, die in den Dunklen Dom eingedrungen war und sich die Agrippa angeeignet hatte, eines von drei Vermächtnissen der Urmutter .. . 2
    Der Dom, in dem ein jeder Hüter nach getanem Werk seinen Ritterschlag erhalten sollte, existierte nicht mehr, und sämtliche Schläfer, die noch in ihren Kammern gelegen hatten, waren tot - bis auf ihn selbst!
    War es pures Glück gewesen, das ihn gerettet hatte, oder Vorsehung? Anum wußte es nicht. Er wälzte bittere Gedanken hinter seiner Stirn; Gedanken, die um die Katastrophe kreisten, die er bis ins Detail nacherlebt hatte. Dank des Buches, in dem alles aufgeschrieben stand. Eines Buches aus Menschenhaut und Menschenblut, das in den bereits eingestürzten Dom gebracht worden war, und das zu ihm gesprochen hatte, nachdem die Lebenskraft von Ninmahs Kindern ihn aus seinem Jahrtausendschlaf geweckt hatte .. . 3
    Er wußte also, wer verhindert hatte, daß sich die Prophezeiung ihrer Mutter erfüllen konnte.
    Aber er wußte nicht, wie es weitergegangen war! Was der Zerstörung der Heimstatt folgte!
    Ninmahs Kinder waren von der Magie dieses Ortes gerufen worden, um zu retten, was noch zu retten war:
    IHN!
    Ihr Odem war in ihn gefahren - aber dafür hatten sie die Fortführung der CHRONIK aufgeben müssen. Die SCHRIFT endete zu jener Stunde, als die Schreine von Artor, Onan, Sem, Isis, Neel, Kaila und Narasin, die Jungbrunnen der Wächter und Bewahrer der BLUTBIBEL, von diesen selbst zerstört worden waren. Sie hatten alle Spuren des jahrtausendealten Kults in den schwer zugänglichen Höhen des Himalaja beseitigt, um zum Ararat zu ziehen. Sie waren dem Ruf gefolgt - dem Drängen einer Macht, die ihnen einst ewige Jugend geschenkt und nun wieder genommen hatte. Artor und die anderen waren nie etwas anderes als Diener gewesen - besondere Diener zwar, aber doch bis hin zur Selbstaufgabe dem unbedingten Gehorsam verpflichtet.
    In ferner Zukunft hatten einmal alle Hüter zur gleichen Zeit in der CHRONIK lesen und erfahren sollen, was sich während ihres Schlafs auf Erden getan und verändert hatte. Einen anderen Zweck hatte die SCHRIFT nie gehabt.
    Aber auch das war . hinfällig geworden.
    Hinter Anums Augen brodelte ein lautloses Gewitter. Der Hohe Mann bebte immer noch unter dem Gelesenen nach.
    Bevor er sich in die Aufzeichnung der dunklen Geschichtsschreibung vertieft hatte, war er nach Indien gereist, um den Lilienkelch in seinen Besitz zu bringen, das Zeugnis des Versagens eines seiner Brüder.
    Landru.
    Warum hast du ihn nicht vor Mißbrauch geschützt? dachte Anum grollend. Du hättest ihn mit deinem LEBEN verteidigen müssen. Statt dessen hast du ihn dir stehlen und entweihen lassen .!
    Das dem Blütenkelch einer Lilie nachempfundene Gefäß mochte immer noch eine schreckliche Waffe sein - - aber es würde nie mehr Leben geben, nur noch
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