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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
Autoren: Carin Gerhardsen
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aus seinem Haus ins Freie und zog zum allerletzten Mal die Tür sorgfältig hinter sich ins Schloss.
    *
    Die Hände hatte er tief in den Jackentaschen vergraben, den Kragen als Schutz gegen den Herbstwind hochgekrempelt. Eiligen Schrittes ging er so durch die Eigenheimsiedlung. Verwelktes Laub wirbelte durch das Licht unter den Straßenlaternen. Jedes Mal, wenn er den rechten Fuß hob, erklang ein schmatzendes Geräusch. Der Schuh war undicht, und er spürte, wie der Strumpf allmählich feucht wurde. Er hätte seine Winterschuhe anziehen sollen, aber jetzt hatte er keine Zeit mehr umzukehren. Schließlich würde er nicht mehr als eine Viertelstunde zu dem Haus benötigen, das er besichtigen wollte. Für den Heimweg würde er sich bei diesem Wetter dann vielleicht ein Taxi nehmen.
    Er überquerte eine etwas breitere Straße und bog in den Weg ein, an dem das Haus lag. Die Häuser in diesem Viertel waren schon älter. Sie stammten meist aus den zwanziger oder dreißiger Jahren und besaßen große Gärten mit Obstbäumen und Pavillons. Das hier musste es sein. Ein rosa gestrichenes altes Holzhaus mit hübschen Erkern. Das Grundstück, das um einiges größer war als die Grundstücke der umliegenden Häuser, fiel vom Haus zur Straße hin ab und war von einer gepflegten, allerdings viel zu hohen Hecke umgeben. In der Hecke versteckte sich ein schmiedeeisernes Gittertor, das nicht so recht zum Haus passte. Ein Kiesweg führte dahinter zum Haus hinauf. Er warf einen Blick auf den Briefkasten und stellte fest, dass es das richtige Haus war, Åkerbärsvägen 31. Er hatte Mühe, das widerspenstige Tor weit genug zu öffnen, um durch die Öffnung hineinschlüpfen zu können. Das Tor fiel mit einem dumpfen Krachen schwer hinter ihm ins Schloss.
    Er eilte den Weg hinauf, ohne den kräftigen Geruch des faulenden Fallobstes im Gras wahrzunehmen. Ebenso wenig bemerkte er den Schatten, der, ohne einen Laut zu erzeugen, hinter ihm geschmeidig über das große Tor kletterte und auf den nassen Rasen neben dem Kiesweg sprang. Er stieg die Treppe zur Haustür hinauf und drückte auf die Klingel. Ein hallendes Ding-Dong war hinter der Tür zu hören, mehr aber auch nicht. Er ließ eine Minute vergehen, bevor er noch einmal klingelte. Auch jetzt blieb es still in dem Haus. Nach einem Blick auf seine Armbanduhr, die bestätigte, dass er nur wenige Minuten zu spät war, trat er auf den Rasen zurück, um eine Runde um das alte Haus zu drehen. Es zeigte sich, dass abgesehen von der Außenbeleuchtung nur in einem Raum Licht brannte. Es war die Küche, deren Fenster nach hinten hinaus gingen und auf den Teil der Hecke blickten, der die Grenze zum Grundstück dahinter bildete. Bis zum Küchenfenster konnte er nicht hinaufreichen, also bückte er sich und hob einen dünnen Stock auf, den er gegen das Fenster warf. Doch nichts geschah. Also ging er zurück, um nachzusehen, ob die Haustür vielleicht offen war. Er hatte richtig vermutet. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter. Die Person, die hier wohnte, war vielleicht alt und hörte nicht mehr so gut?
    »Hallo, ist jemand zu Hause?«, rief er mit lauter Stimme, ohne eine Antwort zu bekommen. »Hallo!«, versuchte er es noch einmal lauter.
    Dann traf er eine Entscheidung. Er betrat das Haus, säuberte sich gründlich die Schuhe auf der Fußmatte in der Diele und schloss die Tür hinter sich.

DIENSTAGABEND
    Nach vielen Wochen im Krankenhaus durfte sie schließlich nach Hause. Endlich, denn sie sehnte sich danach, in ihrem eigenen Bett zu schlafen, allein vor ihrem Fernseher zu sitzen und selbst zu bestimmen, welches Programm sie sich anschaute, mit einem selbst gekochten, dampfenden Kaffee auf dem Couchtisch. Wie hatte sie den Geruch ihres Hauses vermisst. Den Duft ihrer Seife und ihres Putzmittels und auch den vertrauten Geruch von Marmelade, die hier vor unendlich langer Zeit eingekocht worden war und der sich in den Wänden festgesetzt hatte.
    Trotz allem war ihr die Entscheidung, das Krankenhaus zu verlassen, nicht leichtgefallen. Das Gehen fiel ihr nach dem Oberschenkelhalsbruch immer noch schwer. Es würde mühsam werden, wieder ganz allein zurechtzukommen. Ihr Appetit hatte nachgelassen, mittlerweile schmeckte ihr fast nichts mehr. Und da war es praktisch, dass man etwas serviert bekam und sich weder um den Einkauf noch um das Kochen oder den Abwasch kümmern musste.

    Der Mann vom Fahrdienst stellte ihren kleinen Koffer vor der Haustür ab und wartete geduldig, bis sie den Schlüsselbund
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