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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
Autoren: Carin Gerhardsen
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Demütigung, die es für einen erwachsenen Menschen bedeutete, sich in die Hose zu machen, entschied die Angelegenheit. Wenn die Alte schon leiden sollte, dann richtig, auch wenn es für sie selbst unangenehm werden würde.

    Sie beschloss zu untersuchen, ob es irgendwo in diesem Haushalt auch Alkohol gab. In der Küche hatte sie keinen gefunden. Sie öffnete die Kellertür, schaltete das Licht an und stieg eine steile, schmale Treppe hinunter, die in einem kleinen Flur mit drei Türen endete. Die erste führte in einen Raum, in dem ein altes Fahrrad und eine Garderobe mit alten Damen- und Herrenkleidern standen. Die zweite Tür gehörte zu einer kleinen Waschküche mit einer Waschmaschine, einem Trockner und einer Mangel. Hinter der dritten Tür verbarg sich ein Speisekeller, der in erster Linie zur Aufbewahrung von Marmeladen- und Geleegläsern diente. Tante Ingrid schien die Früchte ihres Gartens nicht verkommen zu lassen. Hier stieß sie auch auf eine Flasche Portwein, die sie zu öffnen beschloss.
    Katarina nahm sie mit und ging wieder ins Erdgeschoss hinauf. Dort holte sie sich ein Weinglas aus einem der Küchenschränke. Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, schlug ihr der Gestank von Urin vom Sofa entgegen. Sie drehte sich mit einem verächtlichen Schnauben auf dem Absatz um und öffnete die Haustür vorsichtig einen Spalt weit, bevor sie sich ihre Winterstiefel und den Mantel anzog und hinausging. Leise schloss sie die Tür hinter sich, stieg mit vorsichtigen Schritten die Treppe hinunter und ging auf die Giebelseite des Hauses, wo sie im dunklen Schatten der Außenbeleuchtung eine kleine weiße eiserne Sitzbank ausmachen konnte. Sie ließ sich darauf nieder, umgeben von der kompakten Dunkelheit des Novembers, und eine eiskalte Brise strich über ihr Gesicht. Um sie herum war es absolut still. Das Einzige, was sie hörte, war das abgelegene Brausen des Verkehrs auf dem Nynäsvägen.
    Sie pulte das Stanniol vom Flaschenhals, drehte den Schraubverschluss auf und schenkte sich eine anständige Portion ein. Dann führte sie das Glas zum Mund und trank einen ordentlichen Schluck von dem süßen Wein. Das starke Getränk wärmte ihre Brust, und als sie ausatmete, strömten dichte Wolken aus ihrem Mund.
    »Auf uns, Tante Ingrid«, sagte Katarina. »Und auf euch, Hans, Ann-Kristin, Lise-Lott und Carina.«
    Sie blickte zum sternlosen Abendhimmel hinauf und hob das Glas.

MONTAGABEND
    Als der Verteidiger endlich eintraf, führte Sjöberg ihn mit entschlossenen Schritten durch die Flure zum Verdächtigen, der mittlerweile wieder aus dem Untersuchungsgefängnis in den Vernehmungsraum gebracht worden war. Zwei prächtige Veilchen waren mittlerweile in seinem Gesicht erblüht, und seine Nase war geschwollen. Sjöberg wusste, was passiert war, und enthielt sich jeden Kommentars.
    Nachdem er den Karlsson zugeteilten Pflichtverteidiger ins Bild gesetzt hatte, wurde die Vernehmung wieder aufgenommen, und dieses Mal gingen Sjöberg und Sandén deutlich aggressiver vor.
    »Wir wissen, dass Sie es getan haben«, begann Sjöberg mit finsterem Blick und einer bedrohlichen Stimme, die allerdings eher einem unguten Gefühl wegen des Fingerabdruckvergleichs geschuldet waren als einer Abneigung gegenüber dem Beschuldigten.
    »Wir haben Ihre Fußspuren im Garten gesichert, was vor Gericht für eine Verurteilung ausreichen dürfte«, log Sandén, aber der Verteidiger durchschaute ihn.
    »Was ist mit den Fingerabdrücken?«, fragte er. »Ist die Analyse der Fingerabdrücke abgeschlossen?«
    »Die Fingerabdrücke scheinen zu einer anderen Person zu gehören«, gab Sjöberg zu. »Aber wir haben eine Zeugenaussage, die bestätigt, dass der Beschuldigte sich zur Zeit des Mordes an Hans Vannerberg zusammen mit einem anderen Mann vor dem Haus von Ingrid Johansson aufgehalten hat. Wir gehen davon aus, dass Sie einen Mittäter hatten«, fuhr Sjöberg fort. »Ich weiß, dass Sie Hans Vannerberg verabscheut haben. Sie haben ihn von ganzem Herzen gehasst und wollten nichts lieber, als dass er stirbt. Wollen Sie das etwa leugnen?«
    Thomas wechselte einen hastigen Blick mit seinem Anwalt, der ihm mit einem Nicken bedeutete, dass er die Fragen der Polizei beantworten sollte. Er schaute Sjöberg direkt in die Augen, und Sjöberg meinte zu seiner Überraschung, einen Ausdruck vollkommener Aufrichtigkeit in den Augen des Mannes zu entdecken, als dieser antwortete.
    »Ich weiß nicht, ob ich zu solch starken Gefühlen überhaupt in der Lage bin. Hans
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