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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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Nachtgebet sprechen. Dann sang die Mutter ihnen noch ein
Schlaflied. Und sie sang die berühmte
Maikäferballade. Hier ist sie:
    »War
einst ein kleines Käferlein,
Summ - Summ - Summ -Hatte zwei braune Flügelein,
Summ
- Summ - Summ - Und sechs Beinchen hatte es auch
Unter seinem schwarz-weißen Bauch,
Summ - Summ - Summ.
    Saß
auf einem grünen Baum,
Summ - Summ - Summ - Träumte einen schönen Traum,
Summ - Summ - Summ - Träumte von Sonne, Mond und Sternen
Und von fremden Länderfernen,
Summ - Summ - Summ.
    Als
der dunkle Abend kam,
Summ - Summ - Summ - Käferlein sein Ränzel nahm,
Summ - Summ - Summ - Wollt' auf die große Reise gehn
Und die weite Welt besehn,
Summ - Summ - Summ.
    Flog
über einen breiten Bach,
Summ - Summ - Summ - Verlor ein kleines Beinchen, ach!
Summ - Summ - Summ - Reiste nur noch mit fünf Beinen,
Tat
so bitterlich drum weinen,
Summ - Summ - Summ.
    Flog
es nach dem Mond geschwind,
Summ - Summ - Summ - Kam ein großer Wirbelwind,
Summ - Summ - Summ - Brach ein Flügelchen entzwei;
Ach, das gab ein groß' Geschrei!
Summ - Summ - Summ.
    Fiel
in einen tiefen Wald,
Summ - Summ - Summ - Starb an seinem
Kummer bald,
Summ - Summ - Summ - Musst' die Reis' ein Ende haben;
Sandmännchen hat es eingegraben,
Summ - Summ - Summ.«
    ›Seltsam!‹ Herr Sumsemann oben auf der
Gardinenstange wunderte sich, dass
die Menschen dies Lied auch kannten. Es war ihm aber ein neuer Beweis
für die
Berühmtheit der Maikäfer auf der weiten Welt, und
dies beruhigte ihn sehr. Als
die Kinder nun eingeschlafen waren und die Mutter aus dem Zimmer ging,
fasste er
neuen Mut. Ganz leise rappelte er sich auf und spazierte in der Stube
herum.
    Er besah und beschnüffelte alles. Eine Puppenstube,
ein Schaukelpferdchen,
ein Lämmchen, Soldaten und Bilderbücher waren da.
Lauter langweilige Sachen!
    In der Puppenstube war allerdings etwas Zucker; aber Zucker?
Puh,
den mochte
er nicht! Er verstand gar nicht, wie man so was essen könnte.
Dann
waren noch
zwei Körbchen mit Äpfel da. Die Mutter hatte sie den
Kindern für morgen
hingestellt, wenn sie recht brav ausgeschlafen hätten. Er
schüttelte
den Kopf. ›Wie konnte man nur Äpfel
essen?!‹
Unbegreiflich war ihm das.
Greuliche
Bauchschmerzen hätte er bekommen. Er aß nur Salat;
das war
vornehm.›Komisch, was den Menschen alles gut
schmeckt!‹
dachte
er, und dabei musste
er laut lachen. Da er aber so viel
Vergißmeinnichtschnäpse getrunken
hatte,
geriet er plötzlich aus dem Gleichgewicht und purzelte auf den
Rücken.
Au!...
das war eine außerordentlich fatale und unangenehme Lage
für den dicken
Sumsemann, denn jeder weiß, dass es für
Maikäfer sehr schlimm ist, auf
den Rücken
zu fallen, weil sie sich dann gar nicht mehr recht aufrappeln
können.
Er
angelte also mit seinen fünf Beinchen in der Luft herum und
dachte: ›Ja, ja,
das kommt von den Schnäpschen, die man zum Andenken an die
tote Ehefrau
trinkt!‹
    Lebte sie noch, sie hätte ihm sicher eins ausgewischt
für die vielen Schnäpschen.
Er wiegte sich nach rechts und links wie ein kleines Boot, kreiselte
herum wie
eine Karussell und quälte sich sehr. Endlich geriet er in die
Nähe eines
Tischbeins, und daran konnte er sich stützen, so dass er
wieder hochkam. Ganz
schmutzig war sein schöner, brauner Rock geworden. Alle
Knöpfe waren
abgeplatzt, und eine lange Naht war aufgerissen. Gut, dass ihn seine
Frau nicht
mehr sehen konnte. Nun saß der Sumsemann eine Weile am Tisch
und dachte nach,
womit er sich die Zeit vertreiben könnte. Da er aber weiter
nichts anzufangen wusste
und über die traurige Stimmung hinwegkommen wollte, nahm er
seine kleine Geige
und spielte sich ein lustiges Maikäfertänzchen; dazu
sang er:
    »Eins,
zwei, drei - eins, zwei, drei,
Fiel eine Biene in den Brei;
Plumsdibums,
Dideldumdei!
Alle Käfer sitzen drum herum,
Lachen sich schief,
Lachen sich krumm,
Brumm, brumm!
    Vier,
fünf, sechs - vier, fünf, sechs,
Macht eine Fliege einen Klecks;
Putschpitschpatsch,
Klickklackklecks!
Pfui, ruft jeder rechte Käfermann,
Seht sie an,
Was sie kann,
Heran, heran!
    Sieben,
acht, neun - sieben, acht, neun,
Tanzen alle kleinen Käferlein;
Ringelreih,
Dideldudeldei!
Um die dicke Linde mit Gesumm,
Rechts herum,
Links herum,
Brumm, brumm ! «
    Dabei wurde er so fidel, dass er ganz vergaß, wo er
war, und sehr erschrak,
als Peterchen und Anneliese plötzlich laut auflachten, weil er
gar so komisch
herumsprang bei
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