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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein
Autoren: Jan Zweyer
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Wohnung gegangen und haben dort die Nacht ausklingen lassen.«
    »Sie haben doch sicher noch weitere Zeugen?«
    »Natürlich. Die Bedienung. Die halbe Gaststätte. Ach ja, und natürlich zwei Ihrer Kollegen von der Herner Kripo. Den einen kannte ich nicht persönlich. Der andere heißt Schönberger, wenn ich mich recht erinnere.«
    Heinz Schönberger. Sein Kollege! Der Kommissar holte tief Luft. »Ich werde das überprüfen. Die Namen Ihrer beiden Freunde, bitte.«
    »Paul Krönert. Und Wolfgang Müller.«
    »Adressen?«
    Goldstein notierte sich die Anschriften und verließ grußlos den Raum.
    5
     
    Montag, 25. September 1950
     
    Der diensthabende Beamte in der Polizeiwache Eickel studierte die Fußballberichterstattung in der Zeitung. Schalke stand in der Oberliga West am siebten Spieltag vor einer schweren Begegnung gegen Erkenschwick. Würden die Blau-Weißen dieses Derby verlieren, liefen sie Gefahr, die Tabellenspitze an den alten Rivalen Fortuna Düsseldorf abgeben zu müssen. Wachtmeister Georg Linck hegte aber keine solche Befürchtung. Schalke würde selbstverständlich gewinnen.
    Er legte die Zeitung beiseite. Erst jetzt bemerkte er die junge Frau, die still vor der Glasscheibe stand und darauf wartete, ihr Anliegen vorbringen zu können.
    »Ja?« Linck rückte seinen Stuhl zurecht und machte ein wichtiges Gesicht.
    Die Frau flüsterte etwas.
    Linck beugte sich vor und meinte: »Kommen Sie näher an die Scheibe. Sie müssen durch diese Öffnung hier sprechen. Und etwas lauter bitte.«
    »Ich möchte jemanden als vermisst melden.«
    »Zunächst Ihren Namen und Adresse.« Linck griff zum Vordruck. »Sie heißen?«
    »Anneliese Schaller.«
    Nachdem der Polizist die Personalien der Frau aufgenommen hatte, lehnte er sich zurück. »Dann erzählen Sie.«
    »Ich war gestern mit meiner Freundin verabredet. Sie ist aber nicht gekommen. Jetzt mache ich mir Sorgen. Bestimmt ist ihr etwas passiert.«
    »Der Name Ihrer Freundin?«, fragte der Beamte gelangweilt.
    Anneliese Schaller sagte es ihm.
    »Wann sollte Ihr Treffen stattfinden?«
    »Zum Kaffee. Um vier Uhr bei mir.«
    »Das ist doch erst zwanzig Stunden her. Ihre Freundin hat Sie versetzt, würde ich vermuten. Bestimmt meldet sie sich noch heute oder morgen bei Ihnen. Sollte das nicht der Fall sein, melden Sie sich wieder.« Linck machte Anstalten, das eben ausgefüllte Formular zu zerknüllen und in den Papierkorb zu werfen.
    »Das glaube ich nicht. Ich komme gerade von ihrer Wohnung. Sie war nicht da. Deshalb habe ich mit ihren Nachbarn gesprochen. Keiner von ihnen hat Mechthild seit vergangenem Freitag mehr gesehen. Und sie hatte Flurwoche.«
    »Wie bitte?«
    »Sie musste den Flur putzen. Doch das hat sie nicht getan. Mechthild ist sonst sehr korrekt in diesen Dingen. Man will sich ja nichts nachsagen lassen.«
    Linck nickte gezwungenermaßen. »Vielleicht ist sie in den Urlaub gefahren?«
    »Ohne mir etwas davon zu erzählen? Als ich letzten Donnerstagabend bei ihr war …«
    »Donnerstags war sie also noch zu Hause?«
    »Ja. Es war ihr erster freier Abend seit Wochenanfang. Das Kaufhaus, in dem sie arbeitet, hatte Quartalsinventur, deshalb war sie bis in die Abendstunden beschäftigt. Wenn sie vorgehabt hätte wegzufahren, hätte sie es mir gesagt. Ganz sicher! Ich bin ihre beste Freundin. Außerdem musste Ursula, das ist ihre Tochter, zur Schule. Die Herbstferien sind vorbei. Und …« Sie zögerte.
    »Ja?«
    »Irgendwie wirkte sie bei unserem Gespräch bedrückt. Fast so, als ob sie Angst hätte.«
    »Angst?« Der Wachtmeister machte sich nun doch wieder Notizen. »Hat sie Ihnen etwas darüber erzählt?«
    »Kein Wort. Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein. Aber ich hatte an dem Abend diesen Eindruck.«
    »Hm. Wäre es möglich, dass Ihre Bekannte nur über das Wochenende weggefahren ist?«
    »Nein. Das glaube ich nicht. Sie ist seit Freitag verschwunden, da bin ich mir sicher.«
    »Warum?«
    »Ursula war an den vergangenen drei Tagen nicht in der Schule.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bin ihre Lehrerin.«
    »Gut. Sollten Sie von Ihrer Freundin in der nächsten Zeit etwas hören, benachrichtigen Sie uns bitte. Und jetzt gehen Sie dort durch die Tür und warten auf dem Flur. Ich komme sofort zu Ihnen und wir nehmen im Besprechungszimmer das Protokoll auf. Das wird später an die Kriminalpolizei weitergeleitet, die sich dann um die Angelegenheit kümmert.«
    6
     
    Montag, 25. September 1950
     
    Schmidts Vermieterin war eine fast
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