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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein
Autoren: Jan Zweyer
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Dürer-Replikat. Eine Anrichte an der Wand gegenüber vervollständigte das Interieur.
    Am Tisch saßen drei Männer, keiner über vierzig Jahre. Sie schreckten auf, als Goldstein den Raum betrat. Zwischen Kaffeetassen und Cognacschwenkern lagen mehrere Fotoapparate vor ihnen.
    »Wir wollten doch nicht gestört werden!«, blaffte einer, der mit weißem Hemd, farbigem Halstuch und gestreiftem Anzug den Eindruck eines Lebemanns vermittelte. »Lassen Sie uns allein.«
    »Das wird wohl nicht möglich sein«, erwiderte Goldstein ungerührt und zeigte seine Marke. »Kriminalpolizei. Wer von Ihnen ist Johann Bos?«
    »Was wollen Sie von ihm?«, fragte der Anzugträger zurück.
    »Wer ist Bos?«, beharrte der Kriminalkommissar auf einer Antwort. Dieses Mal war sein Tonfall gereizt.
    »Ich bin Bos.« Der Lebemann hatte sich erhoben und stand Goldstein, der näher an den Tisch herangetreten war, nun direkt gegenüber. Die anderen beiden Männer beobachteten den Polizisten mit eisiger Miene.
    »Ich möchte mich mit Ihnen über einen Ihrer Freunde unterhalten.« Goldstein deutete auf die Kameras auf dem Tisch. »Oder störe ich Sie bei dringenden Geschäften?«, fragte er spöttisch.
    Einer der Sitzenden griff zu einer Aktentasche, die neben seinem Stuhl gestanden hatte, und machte Anstalten, die Apparate darin zu verstauen.
    »Nee, das lassen Sie mal«, ordnete Goldstein an. »Vielleicht brauchen wir die ja noch.«
    »Um wen geht es?« Bos fingerte eine Zigarette aus einem Etui und zündete sie sich an.
    Goldstein reichte Bos das Foto des Toten. »Um ihn.«
    Bos verzog das Gesicht und gab dem Kommissar das Bild zurück. »Schrecklich. Und was habe ich damit zu tun?«
    »Kennen Sie den Mann?«
    »Nein.« Bos nahm einen tiefen Zug.
    »Tatsächlich nicht? Sie wurden aber in der Ritze mit ihm gesehen. Sie sollen ihn Uwe genannt haben. Aber wenn Sie sich nicht erinnern … Woher stammen diese Kameras?«
    »Ich habe sie rechtmäßig erworben und beabsichtige, sie mit Gewinn weiterzuverkaufen.«
    Der Kommissar zückte sein Notizbuch. »Dann können Sie mir doch sicher sagen, wer Ihnen die Geräte verkauft hat, oder?«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Nun, es könnte sich ja um heiße Ware handeln. Dann müsste ich sie beschlagnahmen und Sie drei vorläufig festnehmen. Wegen des Verdachts der Hehlerei. Aber eigentlich interessiere ich mich momentan nicht für Fotografie. Mich beschäftigt der Tote hier.«
    Bos verstand. »Dürfte ich ihn noch einmal sehen?« Er musterte das Foto einen Moment und meinte dann: »Wenn ich mich nicht täusche … Ja, ich kenne den Mann. Aber ein Freund von mir ist er nicht. Eher ein, sagen wir, flüchtiger Bekannter.«
    »Schön, dass Sie sich wieder erinnern. Und wie heißt Ihr Bekannter?«
    »Uwe Schmidt.«
    »Schmidt. So, so. Ein Allerweltsname. Sind Sie sicher?«
    »Natürlich.«
    »Und wo wohnt dieser Uwe Schmidt?«
    »Da bin ich wirklich überfragt.« Bos wandte sich an seine Kumpane. »Weiß einer von euch, wo Schmidt gewohnt hat? Paul, du hast doch häufiger mit ihm rumgehangen.«
    »Ich?« Der Angesprochene rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Woher soll ich …«
    »Nun spuck es schon aus!«, zischte Bos. »Das meine ich ernst.«
    »Ich glaube …«
    »Wird’s bald«, drängte Bos.
    »In der Feldstraße. Kurz vor der Ziegelei.«
    Goldstein wusste, wo das war. »Hausnummer?«
    »Keine Ahnung. Ehrlich, Herr Kommissar. Uwe wohnt im dritten Haus rechts, wenn Sie von der Wiescherstraße kommen. Erster Stock. Zur Untermiete. In seinem Zimmer war ich nie.«
    Goldstein nickte. »Womit hat Uwe Schmidt seinen Lebensunterhalt verdient?«
    Bos grinste breit. »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht genau sagen. Irgendetwas mit Import-Export hat er angedeutet. Wie gesagt, wir waren nur flüchtig bekannt.«
    »Und was ist mit Ihnen?«, wandte sich Goldstein an Paul, der ihm Schmidts Adresse verraten hatte. »Was wissen Sie?«
    »Nichts«, beeilte sich dieser zu versichern. »Wie Herr Bos schon sagte. Import-Export.«
    »Hatte Schmidt Feinde?«
    Bos’ Grinsen wurde noch breiter. »Herr Kommissar, wir waren doch nur …«
    »Ja, ich weiß. Flüchtig bekannt.«
    »Eben.«
    »Wo haben Sie sich in der Nacht zum Donnerstag aufgehalten?«, wollte der Kommissar von Bos wissen.
    »Welchen Donnerstag?«
    »Den letzten natürlich«, blaffte Goldstein.
    »Hier im Café. Bis vier Uhr morgens. Diese Herren hier«, Bos deutete auf die anderen beiden am Tisch, »waren auch anwesend. Danach sind wir in meine
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