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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein
Autoren: Jan Zweyer
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Experten überlassen, meinen Sie nicht?«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut. Sorgen Sie dafür, dass das Grundstück gesichert bleibt. Ich will hier keine Schaulustigen sehen.« Als die Uniformierten außer Hörweite waren, warf Goldstein einen Blick auf seine Armbanduhr und drehte sich zu Schönberger um. »So wie es aussieht, wirst du diese Sache allein weiter bearbeiten müssen.«
    »Warum?«
    »Es ist gleich drei Uhr. Feierabend.«
    »Seit wann hältst du dich an geregelte Arbeitszeiten?«
    »Heute ist mein letzter Tag. Ab Montag bin ich wieder in Herne.«
    Drei Wochen zuvor hatte sein Vorgesetzter Wilfried Saborski, Kriminalrat in Bochum, Goldsteins zeitweilige Versetzung von Herne nach Bochum angeordnet. Grund für diese Maßnahme war akuter Personalmangel in der dortigen Dienststelle gewesen. Zu viele Bochumer Kollegen hatte eine ansteckende Magen-Darm-Erkrankung außer Gefecht gesetzt. Goldstein musste diese Entscheidung Saborskis zähneknirschend akzeptieren. Mittlerweile hatte sich die Personalsituation wieder entspannt und Goldstein konnte in sein vertrautes Büro in Herne zurückkehren.
    »Na und?«, erwiderte Schönberger. »Ich wette eine Kiste Bier, dass du diesen Fall behalten wirst. Herne hin oder her.«
    Goldstein grinste und hielt ihm die Hand hin. »Einverstanden.«
    Schönberger schlug ein.
    Motorengeräusch war von der Straße zu hören, Türen schlugen. Kurz darauf standen zwei Beamte der Spurensicherung im Garten. Goldstein wies sie ein und sein uniformierter Kollege zeigte ihnen die vermutliche Tatwaffe.
    Dann begannen die Männer mit ihrer Arbeit. Sie stellten kleine Metallschilder mit Nummern neben den Spuren auf, die sie meinten gefunden zu haben, fotografierten alles, nahmen Gipsabdrücke diverser Fußspuren, durchsuchten die Bekleidung der Leiche, ohne diese in ihrer Lage zu verändern, sicherten das Messer nebst anderen Fundstücken in Beuteln aus Pergaminpapier und hielten ihre Erkenntnisse schriftlich fest.
    Etwa dreißig Minuten später erstattete einer der beiden Bericht: »Das Messer ist anscheinend tatsächlich die Tatwaffe. Ein handelsübliches Haushaltsmesser würde ich sagen. Wir haben bei dem Toten keine Papiere gefunden. Auch keine Schlüssel. Absolut nichts. Das ist sehr ungewöhnlich. Ein Raubmörder nimmt so etwas in der Regel nicht mit. Das spricht meines Erachtens dafür, dass der Täter uns über die Identität des Toten möglichst lange im Unklaren lassen will. Vielleicht wusste er auch, wo der Tote gewohnt hat und möchte sich dort in aller Ruhe und vor allem ungestört umsehen. Nur ein Streichholzbriefchen haben wir in seiner Manteltasche gefunden. Anscheinend war das für den Täter uninteressant.« Der Mann öffnete einen der Beutel. »Ein Werbegeschenk von einer Gaststätte namens Die Ritze. «
    Goldstein kannte den Laden. Eine ziemlich schlecht beleumundete Kaschemme in der Nähe des Herner Hauptbahnhofs, die sich großspurig als Nachtklub bezeichnete.
    »Ansonsten mit Ausnahme des Messers kaum Brauchbares. Nach unseren ersten Untersuchungen sind an der Tatwaffe keine Fingerabdrücke zu finden. Wir werden das Messer allerdings im Labor noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Auf jeden Fall scheint der Täter ziemlich umsichtig vorgegangen zu sein.«
    »Handschuhe?«, vermutete Goldstein.
    Sein Kollege nickte. »Wir wären dann fertig.«
    »Danke«, erwiderte der Kriminalkommissar.
    »Guten Tag, die Herren.« Doktor Werner Gerber, der Gerichtsmediziner, war zu ihnen getreten. Der Arzt trug einen dunklen, nicht mehr ganz neuen Anzug, ein weißes Hemd, Krawatte und darüber einen leichten Regenmantel. Er sah aus, als ob ihn die Leichenmeldung während einer Opernaufführung erreicht hätte. »Eine Leiche am Freitagnachmittag verdirbt einem das ganze Wochenende, finden Sie nicht?« Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete Gerber seine Aktentasche, zog ein zusammengefaltetes Tuch hervor und breitete es neben dem Toten auf dem Boden aus. Dann kniete er sich darauf und begann mit der Untersuchung der Leiche. Goldstein und Schönberger sahen schweigend zu.
    »Wie lange ist der Mann schon tot?«, wollte Goldstein wissen, als sich Gerber wieder aufgerichtet hatte.
    »Die Livores – Entschuldigung, das sind die Totenflecken – sind nicht sehr ausgeprägt. Das liegt mit Sicherheit am großen Blutverlust. Als Erstes sind diese eigentlich am Hals sichtbar. Dummerweise«, Gerber lächelte schief, »hat der Täter genau diesen durchgeschnitten. Das Blut hat die Umgebung des
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