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Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub (German Edition)

Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub (German Edition)
Autoren: Frank Borsch
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Haupttriebwerke setzten ein und trugen die STARDUST und ihre Crew in den Himmel.

2.
     
    »Da sind sie!«, rief Sid.
    Der Junge ließ John Marshall stehen. Er rannte los und drängte sich durch die Menschenmenge zu dem Drahtzaun, der die Zuschauertribüne vom Startfeld von Nevada Fields abgrenzte. Dort angekommen, hakte Sid die Finger in die Maschen ein und drückte das Gesicht fest gegen den Draht.
    Marshall folgte ihm und entschuldigte sich nach allen Seiten für das rücksichtslose Benehmen des Jungen. Ihm war flau im Magen. Marshall mied Menschenansammlungen nach Möglichkeit. Sie machten ihn nervös. Dazu steckten ihm die neununddreißig Stunden Busfahrt in den Knochen, die Houston von der Wüste Nevadas trennten. Erhebliche Strapazen, um einem Ereignis beizuwohnen, das für John Marshall keines war.
    Im Licht der Morgensonne mühten sich vier dunkle Punkte, ein rissiges Betonfeld zu überqueren, das bessere Tage gesehen hatte. Sie erinnerten Marshall an Ausrufezeichen. Der Mensch bildete den Punkt, der lange Schatten den Strich des Zeichens.
    »Was meinst du, John?«, fragte Sid, als Marshall sich neben ihn stellte. »Sind das Rhodan und Bull, die vorne sind?« Der Junge keuchte vor Aufregung und Anstrengung.
    »Kann sein. Rhodan ist der Kommandant, nicht?«
    »Ja!« Sid zog den Kopf etwas zurück und nickte heftig. Es machte ihm nichts aus, dass Marshall ihn etwas fragte, das er selbst ihm schon mindestens hundertmal erzählt hatte. »Und Bull ist der Copilot der STARDUST. Die beiden sind bestimmt dicke Freunde. Was meinst du?«
    »Bestimmt.«
    Sid angelte seinen verbeulten Pod aus der Tasche und richtete ihn auf das Startfeld. Ein Modell aus den späten Zwanzigern, aber der ganze Stolz des Jungen. Sid hatte es eigenhändig in der Werkstatt des Shelters repariert, hatte von irgendwoher die Ersatzteile aufgetrieben, die es eigentlich längst nicht mehr gab. Der Junge rief die Teleskopfunktion auf, zoomte die Astronauten heran.
    Die Punkte wurden größer, aber pixeliger. Nichts zu erkennen, fand Marshall. Sid schien es nicht zu kümmern. Er filmte die Punkte und murmelte dabei leise vor sich hin.
    Marshall hatte den Jungen noch nie so aufgeregt gesehen. Sid González war ein stilles Kind. Ein Außenseiter in der Bande von Außenseitern, denen John Marshall versuchte, mit dem Pain Shelter ein Zuhause zu geben. Ein Eigenbrötler, der sich dieser Welt versagte und die meiste Zeit allein in seinem Zimmer verbrachte, umgeben von Weltraumpostern und Raumschiffmodellen.
    Kurz: Sid González war John Marshalls Sorgenkind.
    Er hatte ihn auf der Straße aufgelesen, wie alle seine Schützlinge. Ein dürres Kind, das den Kopf immer gesenkt hielt, weil es nicht vermochte, einem anderen Menschen in die Augen zu sehen, und unentwegt in der panischen Angst lebte, dass »er ihn holte«. Ohne dass Sid jemals ein Wort darüber zu entlocken gewesen wäre, wer angeblich hinter ihm her war. Marshall vermutete, dass »er« nicht existierte. Sid hatte auf der Straße viel durchgemacht und musste die Summe seiner schlechten Erfahrungen in einer imaginären Person konzentrieren.
    Drei Jahre waren vergangen, seit Marshall Sid aufgenommen hatte. Aus dem dürren Kind war ein dicker Teenager mit fettigem Haar und Hasenzähnen geworden. Den Kopf hielt Sid nicht mehr gesenkt. Seitdem er auf dem Raumfahrttrip war, reckte er sein Haupt nach oben, den Sternen entgegen. Doch einem Menschen ins Auge zu blicken, war ihm immer noch fast unmöglich.
    Marshalls Sorgenkind ... und sein Liebling. Wieso, war ihm ein Rätsel. Sid hatte wenig Liebenswertes an sich. Und doch ertappte sich Marshall, der den ehernen Grundsatz hatte, alle seine Schützlinge gleich zu behandeln, wie er für Sid Ausnahmen machte.
    Ausnahmen, die sich nicht rechtfertigen ließen.
    Wie etwa den Shelter vier Tage lang sich selbst zu überlassen, mit Sid González einen Greyhound-Bus zu besteigen, dreitausend Kilometer über bröckelnde Highways zu holpern, eingepfercht in eine Kabine, die enger und stickiger war als die eines Raumschiffs, um einem Ereignis beizuwohnen, das ihn bestenfalls als ein absurder Anachronismus aus dem vorigen Jahrtausend anmutete. Die Träume, die sich einst an die Raumfahrt geknüpft hatten, waren längst ausgeträumt.
    »Rhodan und Bull!«, rief Sid. »Habe ich es nicht gleich gesagt?«
    Rechts neben der Tribüne war ein großes LED-Display zum Leben erwacht. Es zeigte die vier Astronauten in Nahaufnahme. Sie trugen Raumanzüge, hatten die Helme unter
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