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Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden

Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden

Titel: Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
Autoren: Marc A. Herren
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von Fulkar, der das Medopad in die Ausgangsposition zurückklappte. »Ein wunderbarer Fang! Seine Anti-Para-Gabe ist von höchstem Interesse für die Forschung!«
    Der Arzt stutzte, tippte zweimal auf ein silbernes Kontaktfeld, das an seiner linken Schläfe klebte. Fast verwirrt schüttelte er den Kopf, bevor er sich zu voller Größe aufrichtete. »Sie haben sich tagelang gegen diese Anti-Para-Gabe gewehrt. Selbst jeder rückständige Arzt dieses Planeten wird Ihnen bestätigen können, dass Ihre Kräfte irgendwann erschöpft waren. Die Ohnmacht war deswegen nichts anderes als eine logische Folge. Aktion – Reaktion. Ganz einfach.«
    Eric Manoli strich sich über das Gesicht. Einen Moment lang wirkte er, als wolle er etwas sagen, stattdessen gähnte er verhalten und schwieg weiter.
    Unvermittelt musste Sid ebenfalls gähnen. Seine Gedanken schlichen dahin wie träge Wanderer in der Mittagssonne. Etwas in ihm vibrierte. Flimmerte. Sid hatte den Eindruck, dass jede einzelne Zelle seines Körpers erschöpft war. Wie die Energiezelle eines Pods, die von fünf Strichen nur noch einen besaß, der in fiebriger Hast rot blinkte.
    Sid erinnerte sich an ein Gespräch mit John. Wenige Tage nachdem sie in Terrania gelandet waren, hatte er ihn beiseitegenommen und sich besorgt gezeigt. John hatte ihm geraten, seine Neugierde im Zaum zu halten, es ruhiger zu nehmen und auch einmal »Nein« zu sagen, wenn man ihn – oder besser gesagt: seine Gabe – bei einem Einsatz benutzen wollte.
    »Du musst dich an das neue Leben erst gewöhnen, Sid«, hatte er gesagt. »Wie oft hast du dich in den letzten Jahren auf eine neue Umgebung eingestellt? Bevor du dich den neuen Strukturen richtig anpassen konntest, ging es bereits weiter. Du wurdest benutzt, musstest schon in jungen Jahren erwachsen werden. Dabei steckt in dir immer noch der träumende Junge, der ...«
    »Ich bin sechzehn«, hatte Sid reklamiert. »Ich bin erwachsen. Kein Kind mehr!«
    John hatte kurz überlegt, bevor er gesagt hatte: »Okay, Sid. Dann sagen wir, dass du ein junger Baum bist, dessen Wurzeln noch nicht so tief in die Erde reichen wie bei den alten knorrigen Bäumen.«
    »Ein Baum?«
    »Ein Baum. Und zwar einer, der schon mehrmals versetzt wurde, sich an die neue Erde und das fremde Klima erst gewöhnen musste. Bäume brauchen Zeit, bis sie fest verwurzelt sind. Menschen brauchen das auch. Und du bist in dieser Hinsicht nicht anders als jeder andere Mensch.«
    Während Fulkar mit einem blau leuchtenden Analysegerät über Guckys Körper strich, dachte Sid: Diese Müdigkeit. Dieses Flimmern in meinen Zellen. Die leere Energiezelle ... Fehlt ihnen die Energie, weil sie zu wenig Nährstoffe aus dem Boden erhalten?
    Er schüttelte den Kopf, als wolle er eine Fliege verscheuchen, die sich auf seinen Gedanken niedergelassen hatte.
    Verdammt! Ich bin kein Baum. Ich bin Sid. Einer der wichtigsten Mitarbeiter der Terranischen Union. Je nach Bedarf bin ich Transportmöglichkeit, Fluchtversicherung oder eine Waffe Perry Rhodans. Sobald er mich benötigt, bin ich für ihn und John da. Und die anderen.
    Er überlegte kurz, dann dachte er: Und ich bin ein Weltraumfahrer. Ich fliege zu den Sternen. Ich brauche keine Wurzeln. Die Sehnsucht nach den Sternen nährt mich.
    Sid lächelte ob dieses Gedankengangs, der ihm sehr erwachsen erschien. Dann stutzte er. Etwas hatte sich verändert. Sein Magen fühlte sich seltsam an. Wie ein harter Brocken hing er plötzlich in seinem Bauch.
    In Zeitlupentempo drehte Sid den Kopf. Er blickte zum Fenster. Satte Sonnenstrahlen stachen herein, zeichneten eine Bahn aus Licht, die von seinen Füßen bis zum Fenster führte.
    Sekundenlang fühlte er sich, als hätte er dies alles bereits einmal erlebt. Der Raum, die Gerüche, die unübersehbare Einladung der Lichtbahn, ans Fenster zu treten.
    Déjà-vu, dachte Sid.
    Als würde er schlafwandeln, setzte Sid einen Fuß vor den anderen, ging auf das Fenster zu. Dann blickte er hinunter auf den provisorischen Vorhof des Lakeside-Instituts. Frisch gepflanzte Bäume bewegten sich zitternd im schwachen Wind, der vom Goshun-See her wehte.
    Es herrschte emsiges Treiben auf der Verbindungsstraße, die am Ufer in Richtung Terrania führte. Die neue Hauptstadt der Menschheit erhob sich am anderen Ende des Gewässers stolz in die Höhe. Das entstehende Häusermeer spiegelte sich auf der schiefergrauen Oberfläche des Sees. Der Stardust Tower wuchs aus seiner Mitte hoch in den Himmel. Sid mutete es zuweilen an,
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