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Perry Rhodan - 2516 - Die Tauben von Thirdal

Titel: Perry Rhodan - 2516 - Die Tauben von Thirdal
Autoren: Leo Lukas
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Schließlich bist du, was die zu erforschenden biochemischen Substanzen betrifft, qualifizierter als ich. Übrigens seltsam, dass du das nicht selbst angeführt hast. Unter uns: Du solltest es mit der Bescheidenheit auch nicht übertreiben.«
    In der Hosentasche verkrampfte sich Francinns linke Hand um die Phiole mit dem Abführmittel, das ihren Vorgesetzten für einige Tage außer Gefecht gesetzt hätte. Die stellvertretende Chefbiologin der JULES VERNE schämte sich fast zu Tode; nicht zuletzt wegen der Reizwäsche, deren Spitzenrüschen unter ihrer Bordkombi an den Hüften scheuerten. »Danke!«
    Sie prosteten einander zu und tranken. Eine Weile betrachteten sie schweigend die Flüssigkeitsspiegel in ihren Gläsern.
    Dann raunte Kogen Darbt, unbeholfen am Knoten seiner Krawatte zupfend: »Ein letzter Tipp unter Kollegen. Ich verfolge seit geraumer Zeit die Statistiken von Kommando-Unternehmungen. Die Todesrate korreliert signifikant mit der Erwähnung im Logbuch.«
    »Hä?«
    »Soll heißen: Wer das erste Mal, ein einziges Mal, dabei ist, quasi eine entbehrliche Nebenfigur, stirbt mit wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit.«
    »Was willst du damit andeuten?«
    »Pass auf dich auf. Ich wünsche dir viel Glück«, sagte Darbt, treuherzig zwinkernd. »Ehrlich.«

    *

    Sie konnte es kaum erwarten und kam entsprechend früh zum Treffpunkt. Nach einem Blick aufs Chronometer verzögerte sie ihre Schritte. Erst als die Ziffern auf 22.22 Uhr sprangen, betätigte sie den Türöffner.
    Zweiundzwanzig war die Zahl der Wege. Francinn beschäftigte sich gern mit Kabbalistik, obgleich sie stets betonte, als Naturwissenschaftlerin eigentlich nicht an Zahlenmystik zu glauben. Andererseits konnte es wohl kaum schaden, wenn sie dieses Abenteuer mit einer doppelten Zweiundzwanzig begann, oder?
    Aus 22 Büchern bestand das Alte Testament der Bibel, ursprünglich verfasst in hebräischer Sprache, welche 22 Buchstaben besaß. 22 Wege verbanden die Sefirot, die göttlichen Kraftzentren im kabbalistischen Lebensbaum, und 22 Karten bildeten die großen Arkana des Tarots.
    Dividierte man 22 durch die heilige Zahl Sieben, die für Fülle und Vollendung stand, so erhielt man Pi, den Schlüssel zur Berechnung des Kreises. Kreis oder Null wiederum waren das Symbol des Narren oder Sküs, der zweiundzwanzigsten und höchsten Trumpfkarte im Tarock ...
    Francinn Teseus-Chan betrat das Konferenzzimmer. Erwartungsgemäß war sie die Erste; Atlan hatte das Briefing des Einsatzteams für halb elf Uhr abends anberaumt.
    Sie zählte die Stühle ab, die den großen runden Tisch umgaben. Sechzehn! Ebenfalls eine Zahl der Vollkommenheit, wenngleich auch der Zersplitterung ...
    Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, nannte 16 Wege des Verderbens. Zwar wiesen die Kuppeln sowohl der Blauen Moschee in Istanbul als auch des Petersdoms in Rom 16 Segmente auf. Aber die Trumpf-Sechzehn vieler Tarot-Decks zeigte einen Turm, dessen Krone von einem Blitz getroffen und abgeworfen wurde.
    Ein schlechtes Omen?
    Francinn beruhigte sich damit, dass sie in erster Linie der exakten Wissenschaft verpflichtet war und derlei Gedankenspielereien nur zum Ausgleich betrieb. Um nicht als Fachidiot zu verknöchern, wie Kogen Darbt und Konsorten.
    Oder so. Außerdem hatte sie noch eine Reihe anderer Hobbys.
    Ganz bewusst setzte sie sich auf irgendeinen Stuhl, ohne dessen Position im Raum Beachtung zu schenken. Freilich hätte sie nach den Regeln des Feng Shui die Energiefelder bestimmen und das Ergebnis mit dem Aayaadi-Prinzip der indischen Weisheitslehre Vaastu Shastra vergleichen können. Francinn fand jedoch, dass sie schon aufgeregt und kirre genug war.
    In wenigen Augenblicken würde sie ihm erstmals die Pfote schütteln ...
    Sie wartete, Ameisen im Bauch. Selbstverständlich gab sie ihrem Vorgesetzten völlig recht: Sich wie ein unreifes Groupie zu gebärden, das eine Backstage-Karte ergattert hatte, war so ziemlich das Dümmste, was sie machen konnte.
    Trotzdem. Seit dem Aufbruch der JULES VERNE nach Andromeda, seit Francinn wusste, dass er sich an Bord ihres Schiffes aufhielt, dachte sie fast pausenlos daran, wie sie reagieren sollte, falls er ihr zufällig über den Weg lief.
    Bisher war es nicht dazu gekommen. Weder hatte ihr Idol die Wissenschaftssektion besucht, noch gewährte das Dienstreglement ihr unaufgefordert Zutritt zur Hauptleitzentrale.
    Nun aber würden sie gemeinsam eine Erkundungsmission durchführen ... Morgen, am 22. Januar!
    Immer wieder
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