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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Sheriff tauschten kurz einen Blick, dann rief Hazen die nächste Frage auf. »Smitty?« Er nickte Smit Ludwig zu, der beim lokalen
Cry County Courier
in Personalunion als Herausgeber, Reporter und Mädchen für alles fungierte.
    »Gibt’s eine Erklärung für das seltsame Szenario am Fundort der Leiche? Ich meine, hast du irgendeine Theorie, was die…nennen wir’s mal: die rituelle Aufbahrung der Leiche und das ganze Drumherum bedeuten könnten?«
    »Drumherum?«, fragte Hazen.
    »Du weißt schon, der makabre Zinnober.«
    »Nein, hab ich noch nicht.«
    »Könnte es sich um eine Art Satanskult handeln?«
    Tad schielte unauffällig zur anderen Straßenseite hinüber. Der in Schwarz gekleidete Fremde hielt die Reisetasche in der Hand, machte aber keine Anstalten, sich von der Bushaltestelle fortzubewegen.
    »Das ist durchaus möglich«, beantwortete der Sheriff Smittys Frage. »Wir schließen das jedenfalls bei unseren Ermittlungen keineswegs aus.«
    Der Mann in Schwarz kam langsam zu ihnen herüber. Hazen hatte ihn ebenfalls bemerkt, selbst ein paar Reporter drehten sich neugierig zu ihm um. Hazen fischte einen Glimmstängel aus der Packung in seiner Brusttasche, ging aber, statt ihn anzuzünden, noch einmal auf Smittys Bemerkung ein.
    »Ob kultischer Mord, Wahnsinnstat oder was auch immer, ich will von vornherein klarstellen – und das dürfte deine Leser interessieren, Smitty –, dass der Täter mit Sicherheit nicht aus Medicine Creek und vermutlich nicht mal aus dem Bundesstaat Kansas stammt.«
    Der Mann in Schwarz war bei der Reportermeute angekommen. Komischer Vogel, fand Tad. Wer läuft denn heute noch an einem gewöhnlichen Wochentag im schwarzen Anzug, mit gestärktem weißen Hemd und Seidenkrawatte herum? Trotzdem, irgendetwas an ihm beeindruckte den Deputy. Vielleicht waren es die Gesichtszüge, die eine Art unbeugsame Entschlossenheit signalisierten.
    Das allgemeine Raunen verstummte, und in die plötzliche Stille hinein sagte der Fremde mit leiser, geschmeidiger Stimme: »Eine durch nichts gerechtfertigte Feststellung, Sheriff.« Alle schienen die Luft anzuhalten. Hazen nahm sich beim Anzünden der Zigarette ungewöhnlich viel Zeit.
    Tad musterte den Fremden neugierig. Der Mann war nicht etwa nur schlank, er war so mager, dass man meinen konnte, durch seine Haut hindurchzusehen. Bei den hellen blaugrauen Augen ging es Tad ähnlich. Irgendwie gruselig. Etwa sostellte der Deputy sich die Begegnung mit einem Vampir oder einem auferstandenen Leichnam vor. Nüchtern betrachtet konnte der Mann natürlich auch Beerdigungsunternehmer sein. Jedenfalls hatte er etwas Beunruhigendes an sich.
    Nach zwei, drei Zügen an der Zigarette nahm Hazen den Fremden mit strengem Blick aufs Korn und sagte mürrisch: »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Sie nach Ihrer Meinung gefragt habe, Mister.«
    Der Fremde zwängte sich durch die Reihen der Reporter, die ihn bereitwillig durchließen, und blieb schließlich zwei Armlängen vor dem Sheriff stehen. »Der Mörder hat sein grausiges Werk in stockdunkler Nacht vollbracht, Sheriff Hazen.« Unverkennbar die einschmeichelnde Sprachmelodie des tiefen Südens. »Er ist gekommen und gegangen, ohne Spuren zu hinterlassen. Was macht Sie da so sicher, Sheriff, dass er nicht in Medicine Creek zu Hause ist?«
    Hazen nahm einen tiefen Zug, blies den Rauch scheinbar zufällig in Richtung des Fremden und konterte: »Und was macht Sie so sicher, dass Sie solche Dinge beurteilen können?«
    »Das ist eine Frage, die ich Ihnen lieber in Ihrem Büro beantworten möchte«, antwortete der Fremde. Seine höfliche Handbewegung schien anzudeuten, dass er nur darauf wartete, dem Sheriff und seinem Stellvertreter dorthin zu folgen.
    Hazens Geduld war allmählich erschöpft. »Wer, zum Teufel, sind Sie, dass Sie sich anmaßen, mir zu sagen, wann ich in mein Büro gehen soll?«
    Der Mann in Schwarz sah ihn nachsichtig an und sagte in seinem tiefen, gewinnenden Ton: »Darf ich vorschlagen, Sheriff Hazen, dass wir auch diese durchaus berechtigte Frage unter vier Augen erörtern? Und zwar in Ihrem Interesse.«
    Ehe sich Hazen eine angemessene Antwort überlegen konnte, wandte sich der Fremde zu den Reportern um. »Ich bedaure, Sie davon in Kenntnis setzen zu müssen, dass die Pressekonferenzhiermit beendet ist.« Ruhig und freundlich, in honigsüßem Singsang.
    Tad konnte es nicht fassen: Der Sheriff drehte sich tatsächlich wortlos um und stiefelte in sein Büro.

4
    Der Sheriff ließ sich an seinem
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