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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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Und ich sagte zu Caridad: »Wenn wir jetzt ein Flasche Schnaps hätten... Weißt du noch, letztes Mal?«
    »Nein. Wenn wir eine Flasche Schnaps hätten, würde gar nichts passieren.«
    »Warum?«
    »Weil es Leute gibt, die, wenn sie getrunken haben, keine Männer mehr sind und deren Zunge sich dann löst. Sie reden zu viel.«
    So machten wir eine Weile weiter. Um ein Haar hätte sie mich mit einem Fußtritt hinausbefördert. Sie fand, ich sei ein Stück Scheiße, weil ich es ihrer Schwester erzählt hatte, und dass sie diejenige sei, die mehr Anspruch auf mich hätte, weil sie zuerst mit mir zusammen gewesen war. Was für'n Durcheinander. Ich habe diesen ganzen ethischen Wertequatsch und die damit verbundenen Rechte und Pflichten nie richtig verstanden. Ich bin ein Zyniker. So ist es leichter. Jedenfalls für mich.
    Dann gelang es mir, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Wir redeten über Brasilien. Ihr war vorgeschlagen worden, ein Jahr lang brasilianische Kinder in irgendeiner Stadt in der Nähe von Sào Paulo zu trainieren. Wir suchten sie auf der Landkarte, und da schien die Stadt wirklich gleich nebenan zu liegen.
    »Ich gebe dir Empfehlungsschreiben an meine Freunde in Sào Paulo mit. Wenn du sie besuchst, wirst du viel Spaß haben. Sie sind unheimlich nett.«
    So besänftigte ich sie ein wenig. Als ich ging, begleitete sie mich ein paar Häuserblocks. Um zu Haydas Haus zu kommen, musste man ziemlich lange elende Vorstädte durchqueren. Sie zeigte mir den Weg: »Du gehst diese Richtung hier immer weiter. Bei der Mangoplantage hältst du dich links und fragst nach der Ziegelfabrik.« Genau das tat ich. Ich durchquerte dieses Viertel sehr armer Leute, die mir aber wenigstens antworteten und den richtigen Weg durch dieses Labyrinth aus Wellblechbaracken und faulem Holz und Ziegelbruch und Bauschutt aus der Fabrik zeigten. Als ich schließlich Haydas Baracke gefunden hatte, stand sie gerade unter der Dusche. Noch nicht ganz trocken, kam sie in Höschen und BH zur Tür, und wir sagten kaum ein Wort. Es war ein guter Pick. Ich brachte sie mehrmals hintereinander zum Höhepunkt. Das erste Mal mit der Zunge. Erstaunlich, es funktioniert immer. Sie braucht nur meine Zunge über ihre Klitoris gleiten zu fühlen, und sofort geht ihr der Erste ab. Ich machte weiter, ohne jede Eile. Ich mag diese Frau. Sie drehte sich um, damit ich sie von hinten nahm. Sie hatte mir erzählt, sie könne so etwas mit ihrem Mann - sie hatte vor drei Jahren geheiratet - nicht tun. Ihr Mann ist ein Schwarzer und hat den Schwanz von Schwarzen, was mancher Akrobatik im Weg steht. Wir kamen ganz schön ins Schwitzen. Ihr Haus ist ziemlich klein, mit niedriger Decke, zwei Zimmern und einem winzigen Bad. Schließlich hielt ich's nicht mehr aus und kam. Wie immer. Ich schreie und komme ungestüm zum Höhepunkt. Mir ist zumute wie auf einem Höhenflug zur Sonne, aus dem ich dann jäh abstürze. Genau wie Ikarus, als der ohne Federn ins Meer stürzte. Uff, fertig. Ein Weilchen blieben wir erschöpft liegen und sahen hoch zur Decke. Ich war ziemlich groggy, sie nicht. Sie ist nie erschöpft; sogar nach zehn Orgasmen will sie immer mehr. Aber die Hitze war erdrückend. Sie sagte:
    »Heute gibt's Wasser. Nutz das und nimm ein Bad.« Ich fand keine Seife und fragte danach. »Es gibt keine Seife, Pedrito. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann wir zuletzt welche hatten.«
    »Du wäschst dich also nur mit Wasser?«
    »Klar. Was sonst?«
    Ich kippte mir ein paar Dosen Wasser über den Kopf. Zwecklos. Ohne Seife wird man den Geruch, die Schwüle, den Schweiß nicht los. Ich trocknete mich ab und zog mich wieder an. Auch sie zog sich an, und wir setzten uns, um ein bisschen zu plaudern.
    »Ich werde in Havanna auf den Strich gehen. Hier komme ich nicht weiter.«
    »Hast du sie noch alle, Schätzchen? Du bist dazu viel zu unbedarft...«
    »Schau her: Ich habe diese zwei Höschen hier, und beide sind verschlissen. Es gibt keine Seife, nichts zu essen - nichts und wieder nichts. Aus reiner Trägheit arbeite ich in der Klinik weiter. Ich weiß nicht mal mehr, wozu überhaupt. Mir reicht's, das hält doch niemand aus... und dieser Idiot von Ehemann, den ich habe... ich habe die Schnauze gestrichen voll.«
    »Er ist kein Idiot, Hayda. Die Zeiten sind hart, und es ist nicht leicht, richtig Geld zu verdienen.« »Das weiß ich doch. Aber man muss rausgehen und danach suchen. Niemand wird es dir ins Haus tragen. Aber er tut nichts, sitzt lieber draußen im
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