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Pech und Schwefel (German Edition)

Pech und Schwefel (German Edition)

Titel: Pech und Schwefel (German Edition)
Autoren: Madison Clark
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liefen sie die verlassene Straße entlang. Die Sonne schien herab und wärmte sie an diesem trostlosen Herbstmittag. Die Vögel zwitscherten eine traurige Melodie und die Gesichter der beiden sprachen von ihrem schrecklichen Leid.
    Nach einer halben Stunde erreichten Nomarac und Ronor die ersten Häuser des Stadtzentrums. Hier herrschte immer noch das wahre Chaos. Viele Bürger, die am gestrigen Tag heil mit ihrem Leben davon gekommen waren, eilten mit schnellen Schritten durch die Straßen. Darunter viele Soldaten. Fast jedes Gebäude wies eingeschlagene Fenster, eingetretene Türen und Brandspuren auf. Viele Geschäfte hatten geschlossen, während deren Besitzer davor lauthals den Stadtwachen ihr Leid klagten. Schreiende Kinder rannten umher und riefen nach ihren Eltern, Mütter wiederum umklammerten ihre Kinder ganz fest und mischten sich unter die herumwuselnde Raukariimenge.
    »Hier haben wir kein Glück«, sagte Nomarac.
    »Wir können doch zum Tempel gehen«, schlug Ronor vor und hoffte, dort nicht nur ihre Eltern, sondern auch die Zevenaarpriester anzutreffen, die sie kannten und ihnen sicherlich helfen würden.
    Nomarac nickte und sie marschierten weiter. Vorbei an dem großen Stadtpark von Mayonta. An diesem Ort, wo tagtäglich viele Familien ihre Zeit verbrachten, herrschte heute gähnende Leere. Die Spazierwege lagen verlassen da. Doch die farbenfrohen Blumen blühten und ein leichter Windstoß blies ihre angenehmen Düfte zu den Zwillingen hinüber, und vertrieb für einige Momente ihre niedergedrückte Stimmung. In einiger Entfernung hörten sie das Wasser des großen Springbrunnens plätschern.
    Als sie den Stadtpark hinter sich gelassen und zwei Straßenkreuzungen überquert hatten, erreichten sie endlich ihr Ziel. Vor ihnen erstreckte sich groß und prachtvoll der Zevenaartempel in den blauen Himmel. Eines der vielen Gotteshäuser des Feuergottes in Leven’rauka. Er maß in Länge und Breite hundert Meter und bestand völlig aus schwarzem Marmor. An den oberen Mauervorsprüngen reckten sich kleine Zinnen hinauf, und an den vier Ecken gab es jeweils einen Wachturm. Gleichzeitig war die Außenfassade mit goldenen Ornamenten geschmückt, die fast ausschließlich das verschollene Götterschwert Ynsanter präsentierten – eines der göttlichen Symbole des Glaubens unter den Raukarii. Der Tempel war glanzvoll und mächtig. Ringsherum waren meterhohe glasklare Kristallfenster eingelassen, die am Tag das Sonnenlicht und in der Nacht das silbrig weiße Mondlicht ins Innere hinein ließen und alles in ein sanftes Glühen einhüllten.
    Die Zwillinge gingen geradewegs auf die große Doppeltür aus Gold zu, die weit offen stand und jedem den Blick ins Heiligtum ermöglichte. Zu beiden Seiten standen bewaffnete Wachen, deren strenge Blicke über die vorbei gehenden Raukarii wanderten. Die Sicherheitsmaßnamen waren seit der letzten Nacht mehr als verdoppelt worden, das fiel auch den Zwillingen immer mehr auf.
    Die Brüder versuchten, sich nicht beirren zu lassen und blieben vor dem Tempeleingang stehen. Doch kaum dort angekommen, versperrte ihnen plötzlich eine Stadtwache den Weg und sah sie verächtlich an.
    »Haut ab!«, sagte der Raukarii und legte seine Hand auf den Schwertknauf, bereit seine Waffe sofort zu ziehen.
    »Wir brauchen Hilfe«, flehte Nomarac.
    »Wir wollen zu unseren Eltern«, ergänzte Ronor.
    »Was ihr wollt oder nicht, interessiert mich nicht«, antwortete die Wache und knurrte ungehalten. »Zwei dreckige Straßenköder haben im Tempel nichts verloren. Wisst ihr nicht, was passiert ist?«
    »Doch das wissen wir«, erwiderte Ronor, der durch den Schutz seines Bruders ein wenig mehr Selbstbewusstsein bekam. Er wollte unbedingt seine Eltern sehen, auch wenn sie nicht mehr lebten, und niemand durfte sie daran hindern. »Unsere Mutter hat uns versteckt, kurz bevor die Männer kamen und unser Haus in Brand steckten. Wir sind nämlich Josias und Seyldia Anthyrs Söhne.«
    Ronor hatte kaum geendet, brachen die Stadtwachen in schallendes Gelächter aus.
    Irritiert und wütend blickten die Zwillinge die Männer an.
    »Lasst euch eine andere Ausrede einfallen, ihr dreckigen Diebe«, erklärte ein zweiter Soldat und gesellte sich zu seinem Kameraden. »Mittlerweile haben schon sechs stinkende Ratten vor euch diese Erklärung abgeliefert. Ihr glaubt wohl, wir sind alle dumm? Vergesst es und haut ab, bevor wir zu anderen Mitteln greifen.«
    Ronor ballte plötzlich die Hände zu Fäusten und rannte auf
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