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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder
Autoren: Jan Beinßen
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klingelte.
    »Blohfeld hier. – Na, wie ist es gelaufen?«
    »Danke, gut«, antwortete Paul knapp und schloss den Wagen auf.
    »Da sehen Sie mal, dass man sich auf mich verlassen kann«, sagte der Reporter selbstgefällig. »Ein flott erledigter, harmloser Auftrag, der Sie um ein anständiges Honorar reicher macht. – Ich hoffe, Sie haben das Hemd von allen Seiten abgelichtet.«
    »Das Hemd . . .«, Paul wuchtete seine Fototasche auf den Rücksitz, »nein, soweit sind wir heute nicht gekommen. Henlein bringt es erst morgen mit. Wir treffen uns in Ansbach.«
    Blohfeld prustete laut in den Hörer: »Aber das Hemd ist doch der Witz an der ganzen Sache! Henlein ohne die neue Hauser-Hinterlassenschaft zu fotografieren, das bringt gar nichts.«
    »Aber ich dachte. . .«
    »Hören Sie, Flemming: Dieses Hemd, mit dem Henlein hausieren geht und das er womöglich schon sehr bald unserer Konkurrenz präsentieren wird, stammt angeblich aus dem Nachlass eines gewissen Anselm Ritter von Feuerbach. Das wird Ihnen als Kunst – und Geschichtsbanause natürlich nichts sagen«, schimpfte der Reporter. »Aber vielleicht verstehen Sie mehr, wenn ich Ihnen verrate, dass dieses Hemd mit Hausers Blut beschmiert ist. Blut, das von einer Verletzung herrührt, die Hauser vier Jahre vor seinem Tod in Nürnberg zugefügt worden war.«
    Paul konnte die Brisanz, die Blohfeld der Sache plötzlich zumaß, nicht ganz nachvollziehen. Er ließ sich in seinen Fahrersitz fallen und blickte zum Fürther Tor und der trutzigen Stadtmauer hinüber. »Na, und? Es gibt doch bereits die blutbefleckten Beinkleider, die Hauser bei der tödlichen Attacke im Ansbacher Hofgarten getragen hat. Der neue Fund dürfte kaum mehr Überraschungen bergen.«
    »Womöglich doch«, beharrte Blohfeld. »Die Genanalysen dieser besagten Unterhose haben vor einigen Jahren ergeben, dass höchstwahrscheinlich keine verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Hauser und dem Fürstenhaus von Baden bestanden haben.«
    »Ja, darüber haben wir ja heute Morgen schon gesprochen«, sagte Paul, noch immer im Dunkeln tappend. »Die Mär vom verstoßenen Kronprinzen ist seitdem widerlegt, und ich wüsste nicht, warum ein neues Kleidungsstück zu einem anderen Ergebnis kommen sollte.«
    Der Reporter machte eine vielsagende Pause. »Was wäre, wenn die Unterhose Hauser nur untergeschoben worden war?«, stellte Blohfeld in den Raum.
    Paul war verblüfft. »Sie meinen, wenn das untersuchte Blut gar nicht von Hauser stammte . . .«
    »Genau. In diesem Fall könnte Henleins neues Fundstück sehr wohl überraschende Tatsachen bergen.«
    »Das klingt ja richtig spannend«, meinte Paul jetzt begeistert. »Von wegen fader und harmloser Auftrag«, schalt er Blohfeld im Spaß.
    3
    Nachdenklich betrat Paul sein Wohnloft in der obersten Etage eines Wohn – und Geschäftshauses am Rande des Weinmarktes. Seine Mokkabraune, ein lebensgroßer Abzug eines farbigen Aktmodels, begrüßte ihn wie stets im Flur mit einem Lächeln, das Paul je nach Stimmung als aufmunternd, verführerisch oder einfach nur belanglos empfand.
    Heute ignorierte er seine leblose Mitbewohnerin gänzlich und steuerte schnurstracks auf sein Atelier zu. Durch das ovale Oberlicht strömten die letzten Reste des milden Altweibersommerlichts. Er setzte sich an seinen gläsernen Schreibtisch, fuhr den Computer hoch und begann, die reiche Fotoausbeute des heutigen Tages hochzuladen.
    Doch Paul war nur halbherzig bei der Sache, denn auf dem Heimweg von seinem Henlein-Termin hatte er noch einen Anruf erhalten, der ihn nicht losließ.
    Also stand er wieder auf und ging unsicher durch seine Wohnung. Mit Argusaugen sah er sich in seinem Atelier um. Er wusste nicht genau, wonach er Ausschau hielt. Es kam ihm nicht darauf an, dass sein Heim besonders aufgeräumt oder picobello geputzt war.
    Vielmehr waren es die Dinge, die ihn unter Umständen in Verlegenheit bringen konnten, wenn Katinka gleich bei ihm klingeln und er sie hereinbitten würde.
    Natürlich freute er sich darüber, dass sie sich vorhin am Handy spontan selbst bei ihm eingeladen hatte. Und es war ja auch durchaus nicht so, dass es sich um ihren ersten Besuch bei ihm handelte, und trotzdem . . .
    Paul schob einen Packen Fotozeitschriften mit nackten Models auf den Covern mit dem Fuß unter den Sofatisch und setzte dann seine unbestimmte Suche fort.
    Seit sich aus seiner unverbindlichen Jugendfreundschaft mit der jetzigen Staatsanwältin Katinka Blohm so etwas wie eine echte Beziehung
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