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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert
Autoren: Merle Robert
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er immer noch zwischen seinen Phiolen und Büchsen? Führt er seine Apotheke gut? Was machen Gertrude und die Kinderchen? Beim Ochsenhorn! Der Bengel schreibt mir nie! Und Gertrude auch nicht!«
    »Ihr wißt doch, Vater, daß er besser Arzneien mixen als Wörter reihen kann. Außerdem …«
    »Und Zara? Ist sie immer noch so schön und zauberisch? Wie ist ihr Streit mit Gertrude ausgegangen?«
    »Der Bruch ist geheilt, und die beiden …«
    »Muß Zara nicht bald niederkommen? Und Eure Schwägerin Larissa? Ist die Ärmste immer noch kinderlos? Ist es nicht sonderbar, daß Eure Angelina so fruchtbar ist und ihre Zwillingsschwester steril wie der Feigenbaum in der Bibel? Und Catherine? Ihr sagt kein Wort von ihr? Beim Ochsenhorn! Ihr seid wohl mehr in ihren Mann, den höfischen Gecken, vernarrt?«
    »Quéribus, Vater, hat das Herz auf dem rechten Fleck! Und was mein Schwesterchen Catherine angeht …«
    »Und der Waffenmeister Giacomi? Wie geht es dem
maestro
? Und warum ist er nicht bei Euch? Mir wäre wohler, wenn ich in diesen wirren Zeiten eine so feine Klinge an Eurer Seite wüßte.«
    »Vater!« sagte ich schließlich lachend, »auf welche Eurer vielen Fragen soll ich zuerst antworten?«
    »Ja, auf die erste, Monsieur!« sagte Jean de Siorac mit gespieltem Ärger über meine Respektlosigkeit. »Und vergeßt mir nicht den Fogacer! Ich entsinne mich noch, wie sehr es den guten Sauveterre beeindruckte, daß er, anstatt mit den Damen auf Puymartins Winterball zu tanzen, bei ihm in der Bibliothek von Mespech blieb.«
    »Ja«, sagte ich, ohne mit einer Wimper zu zucken, »daß Fogacer ein Weiberheld wäre, kann man nicht behaupten.«
    »Und was ist mit Eurer Freundin Alizon, mein Sohn?« fragte |20| Mespech augenzwinkernd, »Eurer kleinen Feuerfliege, wie Ihr sie nennt, die Euch eine so große Hilfe war zur Zeit der Barrikaden in Paris?«
    »Ich habe sie lange nicht mehr gesehen«, sagte ich verlegen. »Nachdem die Montpensier mich trotz meiner Verkleidung erkannt hatte, war mir das Pariser Pflaster zu heiß geworden. Aber soll ich Euch nicht lieber von Samson erzählen, Vater, wie Ihr es zuerst wolltet?«
    Was ich mit seiner Einwilligung tat, und Jean de Siorac ließ sich keines meiner Worte entgehen und verschlang mich mit seinen Augen, denn wer ein großes Herz hat wie er, der lebt nicht nur ein Leben, er lebt auch das seiner geliebten Nächsten mit, welches das eigene vervielfacht.
     
    Rosny überließ mich diesen ganzen Tag meinen familiären Freuden, doch am folgenden Morgen sandte er mir seinen Pagen, mich zu wecken und abzuholen. Der kleine Schlingel, weizenblond und libellenflink, schien wie Hermes geflügelte Sandalen zu tragen, denn kaum war ich aus dem väterlichen Zelt getreten, entwischte er so geschwind, daß ich ihn ohne seine rotgelbe Livree sogleich aus den Augen verloren hätte. Und ich mußte dem hübschen Insekt wie toll hinterherjagen, das in dem leuchtenden Morgen von Zelt zu Zelt flatterte, bis es endlich an dem von Monsieur de Rosny anhielt.
    Dieser empfing mich mit nachdenklicher Miene und fragendem Blick, und während er mich mit Schinken, Brot und Wein bewirtete, schwante mir nach den ersten gewechselten Worten, daß er mich um einen Dienst bitten wollte, sich aber nicht sicher war, ob ich dazu bereit wäre.
    »Monsieur de Siorac«, begann er, »Ihr wißt, daß einige am Hof den Vertrag meines Herrn mit dem Euren äußerst unwillig sehen. Nevers, ein so getreuer Royalist er auch sei, ist dagegen, und der Legat Morosini bemüht sich sogar, ihn zu hintertreiben und den König dem Herzog von Mayenne anzunähern, womit er allerdings scheitern muß, weil es diesen selbst nach dem Thron gelüstet, kaum daß sein Bruder Guise tot ist. Aber das wißt Ihr alles, Monsieur de Siorac, und versteht, daß es aus diesen und anderen Gründen Widerstand gegen die Wahl des Ortes gibt, den Navarra vom König fordert, um die Loire sicher zu überqueren.«
    |21| »Was?« fragte ich verwundert, »ich glaubte, das sei längst beschlossene Sache und Monsieur de Brigneux habe sich bereit erklärt, Eurem Herrn die Stadt Beaugency zu überlassen?«
    »Nun ja«, meinte Rosny, und über sein schönes, offenes Gesicht flog ein Schatten, »bei näherer Überlegung meinte Navarra, daß Beaugency allzu nahe an Orléans liegt, wo die Ligisten sich eingenistet haben wie die Made im Apfel. Es wäre für Mayenne ein Katzensprung, unsere Armeen zu überfallen.«
    »Also nicht mehr Beaugency?« fragte ich erstaunt und begriff
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