Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
sich aber Mr Parker Pyne zu.
    »Schreckliche Insel«, sagte sie. »Ich bin fast gestorben vor Langeweile, bevor ich Basil traf. Er ist wirklich reizend.«
    »Mr Parker Pyne – Miss Ramona«, sagte Mrs Chester.
    Das Mädchen nahm die Vorstellung mit müdem Lächeln zur Kenntnis. »Vermutlich werde ich Sie sehr bald Parker nennen«, flüsterte sie. »Ich heiße Dolores.«
    Basil kam mit den Drinks zurück. Miss Ramona teilte ihre Konversation (oder genauer gesagt: ihr Lächeln und ihre Blicke) zwischen Basil und Mr Parker Pyne. Von den beiden Frauen nahm sie überhaupt nicht Notiz. Betty versuchte ein- oder zweimal, sich am Gespräch zu beteiligen, aber die andere starrte sie einfach an und gähnte.
    Plötzlich erhob sich Dolores.
    »Ich glaube, ich muss jetzt gehen. Ich wohne im anderen Hotel. Kommt jemand mit?«
    Basil sprang auf.
    »Ich begleite Sie.«
    Mrs Chester sagte: »Mein lieber Basil…«
    »Ich bin sofort zurück, Mutter.«
    »Ist er nicht ein Muttersöhnchen?«, fragte Miss Ramona ganz offen in die Runde. »Springt immer um Sie herum, nicht wahr?«
    Basil wurde rot. Miss Ramona nickte in Mrs Chesters Richtung, warf Mr Parker Pyne einen aufreizenden Blick zu und verließ dann mit Basil das Haus.
    Nachdem sie fort waren, herrschte eine ungute Stille.
    Mr Parker Pyne wollte nicht als Erster sprechen. Betty Gregg knetete ihre Hände und blickte aufs Meer. Mrs Chesters Gesicht hatte sich vor Wut gerötet.
    Betty sagte: »Nun, was halten Sie von unserer neuen Eroberung in Pollensa Bay?« Ihre Stimme klang etwas brüchig.
    Mr Parker Pyne bemerkte vorsichtig:
    »Ein wenig – eh – exotisch.«
    »Exotisch?« Betty lachte kurz und bitter auf.
    Mrs Chester meinte: »Sie ist schrecklich – schrecklich! Basil muss völlig verrückt sein.«
    Betty sagte scharf: »Basil ist schon in Ordnung.«
    »Ihre Zehennägel«, sagte Mrs Chester etwas hilflos.
    Betty erhob sich plötzlich.
    »Mrs Chester, ich glaube, ich gehe jetzt nach Hause und bleibe zum Essen nicht hier.«
    »Ach, meine Liebe – Basil wird so enttäuscht sein.«
    »Glauben Sie?«, fragte Betty kurz auflachend. »Ich gehe trotzdem. Ich habe ziemlich Kopfweh.«
    Sie lächelte ihnen beiden zu und ging. Mrs Chester wandte sich an Mr Parker Pyne.
    »Ich wollte, wir wären nie hierher gekommen – nie!«
    Mr Parker Pyne schüttelte nur traurig den Kopf.
    »Sie hätten nicht weggehen sollen. Wenn Sie hier gewesen wären, wäre das nicht geschehen.«
    Mr Parker Pyne musste antworten.
    »Meine Liebe, ich kann Ihnen versichern, dass ich – wenn es um schöne Frauen geht – sowieso keinen Einfluss auf Ihren Sohn hätte. Er – eh – scheint dafür sehr empfänglich zu sein.«
    »Das war früher nicht so«, klagte Mrs Chester unter Tränen.
    »Immerhin«, sagte Mr Parker Pyne mit einem Anflug von Heiterkeit. »Diese neue Attraktion scheint ja seine Vorliebe für Miss Gregg gedämpft zu haben. Das muss doch eine Genugtuung sein.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, antwortete Mrs Chester. »Betty ist ein liebes Kind und liebt Basil sehr. Sie benimmt sich ganz fabelhaft. Ich glaube, mein Sohn ist verrückt.«
    Mr Parker Pyne nahm diesen auffallenden Wechsel in ihren Ansichten ohne Wimpernzucken zur Kenntnis. Schon des öfteren war er weiblichem Wankelmut begegnet. Daher sagte er nur:
    »Nicht direkt verrückt – nur verhext.«
    »Diese Person ist ein Drachen. Sie ist unmöglich.«
    »Sieht aber fabelhaft aus.«
    Mrs Chester schnaubte.
    Basil kam die Treppe vom Meer heraufgerannt.
    »Hallo, Mutter, da bin ich. Wo ist Betty?«
    »Betty ist mit Kopfweh nach Hause gegangen. Es wundert mich nicht.«
    »Beleidigt, willst du sagen.«
    »Basil, ich finde, dass du außerordentlich unfreundlich zu Betty bist.«
    »Um Himmels willen, Mutter, übertreib nicht. Wenn Betty jedesmal ein solches Theater macht, wenn ich mit einer anderen spreche, dann werden wir ja einem heiteren Leben entgegengehen!«
    »Du bist verlobt.«
    »Ja gut, wir sind verlobt. Das heißt aber doch nicht, dass nicht auch jeder seine eigenen Freunde haben darf. Heutzutage muss jeder sein eigenes Leben führen können und versuchen, sich die Eifersucht abzugewöhnen.«
    Er hielt inne.
    »Schau, wenn Betty nicht mit uns essen will, gehe ich lieber ins Mariposa. Man hat mich gebeten, zum Abendessen zu bleiben…«
    »O Basil!«
    Der Junge warf ihr einen verzweifelten Blick zu und rannte dann die Stufen hinunter.
    Mrs Chester sah Mr Parker Pyne beredt an.
    »Da sehen Sie es.«
    Er sah.
    Ein paar Tage später
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher