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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa
Autoren: Agatha Christie
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immer sehr taktvoll in dieser Sache?«
    »Überhaupt nicht«, gab Miss Gregg offen zu. »Aber die alte Katze hat mich kratzbürstig gemacht.« (Sie sah sich um, um sicherzugehen, dass Basil außer Hörweite war.) »Diese Frau macht mich ganz verrückt. Sie hat Basil jahrelang am Schürzenband geführt, dabei ist er wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Sie ist so schrecklich pukka s a hib.«
    »Das ist ja nicht so schlimm. Es ist im Augenblick nur nicht gefragt.«
    Betty Gregg zwinkerte plötzlich.
    »Sie meinen, es ist etwa so wie Chippendale-Stühle auf den Boden zu stellen, weil jetzt Viktorianisch Mode ist? Dass man sie später wieder herunterholt und sagt: ›Sind die nicht reizend?‹«
    »Etwa so.«
    Betty Gregg überlegte.
    »Vielleicht haben Sie Recht. Ich will ehrlich sein. Es war Basil, der mich gereizt hat – weil er so besorgt war, dass ich auch ja einen guten Eindruck auf seine Mutter mache. Das brachte mich auf die Palme. Sogar jetzt noch glaube ich, er könnte mich aufgeben – wenn seine Mutter nicht aufhört, ihn zu bearbeiten.«
    »Das wäre möglich«, stimmte Mr Parker Pyne ihr zu. »Wenn sie es richtig anpackt.«
    »Werden Sie ihr sagen, wie sie es anpacken soll? Von allein kommt sie nämlich nicht drauf, das wissen Sie ganz genau. Sie wird sich nur weiter abfällig äußern, und das zieht nicht. Aber wenn Sie sie instruieren…«
    Sie biss sich auf die Lippe und sah ihn mit großen blauen Augen an.
    »Ich habe von Ihnen gehört, Mr Parker Pyne. Sie besitzen den Ruf, etwas von der menschlichen Seele zu verstehen. Glauben Sie, dass Basil und ich zueinander passen – oder nicht?«
    »Ich hätte gern Antwort auf drei Fragen.«
    »Eignungstest? Also gut, schießen Sie los!«
    »Schlafen Sie bei offenem oder geschlossenem Fenster?«
    »Offenem. Ich liebe frische Luft.«
    »Essen Basil und Sie dasselbe gern?«
    »Ja.«
    »Gehen Sie lieber früh oder spät schlafen?«
    »Eigentlich lieber früh. Um halb elf fange ich an zu gähnen, und in Wahrheit fühle ich mich sehr unternehmungslustig am frühen Morgen – aber natürlich gebe ich das nicht zu.«
    »Sie könnten ganz gut zueinander passen«, sagte Mr Parker Pyne.
    »Ein sehr oberflächlicher Test.«
    »Überhaupt nicht. Ich kenne mindestens sieben Ehen, die völlig kaputt sind, weil der Gatte bis Mitternacht hellwach und die Gattin um halb zehn todmüde ist bzw. umgekehrt.«
    »Es ist zu schade, dass wir nicht alle glücklich sein können«, sagte Betty. »Basil und ich und seine Mutter, die uns ihren Segen gibt.«
    Mr Parker Pyne räusperte sich.
    »Es könnte sein, dass sich das einrichten lässt.«
    Sie sah ihn zweifelnd an.
    »Da bin ich aber wirklich neugierig.«
    Mr Parker Pynes Gesicht verriet nichts.
    Mrs Chester gegenüber äußerte er sich besänftigend, aber unbestimmt. Eine Verlobung war noch keine Heirat. Er reiste für eine Woche nach Soller und schlug ihr vor, eine unverbindliche Haltung einzunehmen und alles scheinbar ruhig mit anzusehen.
    Er verbrachte eine sehr amüsante Woche in Soller.
    Bei seiner Rückkehr fand er eine total unerwartete Situation vor.
    Als er ins Pino d’ Oro kam, sah er als erstes Mrs Chester und Betty Gregg miteinander beim Tee sitzen. Basil war nicht da. Mrs Chester sah mitgenommen aus. Auch Betty wirkte bleich. Sie war kaum zurechtgemacht, und ihre Augenlider sahen aus, als ob sie geweint hätte.
    Sie grüßten ihn freundlich, aber keine von beiden erwähnte Basil.
    Plötzlich spürte er, wie Betty den Atem anhielt, als habe etwas sie verletzt. Mr Parker Pyne wandte den Kopf.
    Basil Chester kam die Treppe vom Meer herauf und mit ihm ein Mädchen von derart exotischer Schönheit, dass es einem wirklich den Atem verschlug. Sie war dunkel und hatte eine makellose Figur. Niemand konnte übersehen, dass sie unter ihrem Kleid aus blassblauem Krepp nichts trug, Sie war dunkel gepudert und hatte einen leuchtendorange geschminkten Mund – aber die Schminke betonte nur noch ihre außergewöhnliche Schönheit. Der junge Basil schien die Augen nicht mehr von ihr wenden zu können.
    »Du bist sehr spät, Basil«, sagte seine Mutter. »Du wolltest mit Betty zu Mac gehen.«
    »Mein Fehler«, sagte die unbekannte Schöne affektiert. »Wir sind vom Weg abgekommen.« Sie wandte sich an Basil. »Darling – bring mir etwas Starkes.«
    Sie schleuderte ihre Schuhe von den Füßen und bewegte ihre manikürten Zehen, deren leuchtendes Grün zur Farbe der Fingernägel passte.
    Die beiden Frauen beachteten sie nicht, wandten
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