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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
Autoren: Stephen Fry
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freundlichen Leserbriefe eine der großen Überraschungen undFreuden dieses Lebensabschnitts. Ich muß zugeben, daß ich mich gegen sein Ende, als meine Zeitknappheit schlechterdings beängstigende Ausmaße angenommen hatte, vielfach außerstande sah, alle Briefe zu beantworten, und ergreife diese Gelegenheit, mich für die flüchtig hingeworfenen Antworten zu entschuldigen, mit denen meine Korrespondenzpartner vorliebzunehmen gezwungen waren (was für ein
Schleimscheißer
).
    Den letzten Teil von
Paperweight
bildet der vollständige Text meines Theaterstücks
Latein! oder Tabak und Knaben
. Ich habe das Programm der Aufführung am New End Theatre in Hampstead beigefügt, das den Hintergrund des Stücks erläutern dürfte.
Latein!
ist, glaube ich, der Grund dafür, warum ich das mache, was ich mache. Geschrieben habe ich es während meines zweiten Jahrs in Cambridge. Das Ergebnis war, daß Hugh Laurie, der es in Edinburgh gesehen hatte, Emma Thompson bat, mich ihm vorzustellen, in der Hoffnung, ich würde mit ihm zusammen etwas für eine Footlights-Revue schreiben. Ich habe mit ihm und mit Unterbrechungen die letzten elf Jahre über geschrieben und hoffe, dies noch viele Jahre lang tun zu können.
    Ich möchte meinen Dank daher ihm, Emma Thompson, Alan Coren, Max Hastings, Ian Gardhouse, Ned Sherrin, Lynne Truss, Nick Logan von ›Arena‹, Emma Soames (
quondam editrix
der ›Literary Review‹) und dem verstorbenen Mark Boxer abstatten. Mein Dank gilt auch Lisa Glass von Mandarin Books für ihre Geduld und Jo Foster, die mir die
disiecta membra
so vieler Jahre aufzuspüren half. (Du konntest es einfach nicht lassen, was? Du
mußtest
mit einer verdammten lateinischen Floskel aufhören. Was für ein
Schwachkopf
. Und wo hast du bloß diese »
quondam editrix
« her? Du lieber Himmel!)
    Stephen Fry
    Norfolk, 1992

Abschnitt eins

RADIO
     
     

Donald Trefusis
     
    Der folgende Text ist die erste Trefusis-Folge aus
Loose Ends
. Wie in der Einleitung erläutert, bezieht er sich auf den Kabinettsbeschluß, einen Akademiker einzuladen, ein Jahr lang fernzusehen und dann zu entscheiden, ob die auf unseren Bildschirmen gezeigte Gewalt der Öffentlichkeit und insbesondere natürlich den lieben Kindlein dieses Landes schadet.
     
    STIMME: Dr Donald Trefusis, Senior Tutor am St Matthew’s College, Cambridge, und Carnegie-Professor für Philologie, wurde letztes Jahr von der Regierung darum gebeten, einen Großteil der Fernsehproduktion der BBC zu kontrollieren und speziell gewalttätigen Szenen Aufmerksamkeit zu widmen, die kleine Kinder verstören oder beeinflussen könnten. Heute berichtet er, was er in Erfahrung gebracht hat.
     
    Mein Auftrag, die Weiterverbreitung von Gewalt auf den Fernsehkanälen der BBC zu inspizieren, war einerseits ein Greuel für einen unbeirrbaren Liebhaber des Hörfunks, andererseits von gewissem Charme für einen passionierten Beobachter und Chronisten der modernen Gesellschaft, und war andererseits schmeichelhaft für jemanden, der – oje, mein Blatt scheint drei Seiten zu haben, macht nichts, es mag genügen, wenn ich sage, daß ich mit frohem, gleichwohl klopfendem Herzen an meine Aufgabe heranging.
    Mein Vorgänger auf dem hiesigen Queen-Anne-Lehrstuhl für angewandte Moraltheorie [1] vertrat zeitlebens die Auffassung, daß Television, ohnedies ein in sich etymologisch hybrides Kompositum aus dem griechischen »tele« und der lateinischen »visio«, eine soziale Hybride sei, eine Chimäre, die einen auf dem Kreuzzug sowie dem Rücken eines Pegasus des 20. Jahrhunderts befindlichen Bellerophon der Jetztzeit erwarte, der sie dahinschlachten möge, bevor sie unsere Kultur in ihren schleimigen, stinkenden, eiternden Schlund hinabreißt.
    Ich hingegen, der ich im Grunde ein Mann des Volkes bin, einer, der seine wachen und eifrigen jungen Finger stets am energischen, vibrierenden Puls unserer Zeit hat, ich neige nicht zu solch unmäßigen Ansichten. Für mich stellt das Fernsehen eine Herausforderung dar, eine Hoffnung, eine Chance – oder, mit T. E. Hulmes Worten, »einen konkreten Fluß interpenetrierender Intensitäten«. Und mit diesem aufgeräumten Herzen wollte ich meine Pflicht tun, die zu erfüllen mich meine Regierung gerufen hatte. Um ehrlich zu sein, als der junge Peter aus dem Innenministerium mir im Rauchersalon des Oxford and Cambridge Club sein Anliegen vortrug, mußte ich gestehen, daß ich eigentlich noch nie ferngesehen hatte. Man hat ja so viel zu tun. Aber Peter, von dem
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