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Panter, Tiger und andere

Panter, Tiger und andere

Titel: Panter, Tiger und andere
Autoren: Kurt Tucholsky
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Osnabrück als Damenschneider niedergelassen, dann war er Hilfsbremser am jüdischen Leichenwagen in Breslau und ist später nach Hannover gegangen; Professor Coßmann läßt die Frage offen, ob Markus etwa Haarmann gekannt und vielleicht auch unterstützt hat …
    Und dieser miese Baldower wagt es, für die Asphaltpresse einen Bericht zu verfassen, dem die Lüge an der Stirn geschrieben steht! Nicht nur, dass er den Namen seiner eigenen Mutter (Himmelstoß) in seinem Buch verwendet, um einen Vorgesetzten verächtlich zu machen (Herr Staatsanwalt?) – sondern er beschuldigt auch die deutschen Soldaten grausamer Handlungen, deren sie niemals fähig gewesen sind; denn der deutsche Soldat war bekannt für schmerzlosen Nahkampf und humanes Trommelfeuer. Davon weiß natürlich der Salomon Markus nichts; während vorn seine Kameraden mit dem Gesang »Deutschland, Deutschland über alles!« gen Paris zogen, um es zu besetzen, es aber leider schon besetzt fanden, hat der Jude Markus hinten geschlemmt und gepraßt; in der Umgebung des kronprinzlichen Hauptquartiers fanden sich bei Abmarsch der deutschen Truppen allein vierundachtzig uneheliche Kinder – und wer anders kann die gemacht haben als Markus –!
    Gott sei Dank hat das Buch durchaus keinen ungeteilten Beifall gefunden.
    Es sind insbesondere die deutschen Frauen, die wissen, was sich ziemt. Ihnen haben wir zu danken, dass sie die heldischen Deutschen von den unheldischen Undeutschen zu unterscheiden wissen; sie sind es, die zu Siegfried Hagen & Co. aufsehen und den andern Helden unsrer echt deutschen Sagen. Die deutsche Frau will – das haben wir erst neulich in Berlin auf einem Klubabend mit Freude und Begeisterung festgestellt – zu einem Helden aufblicken.
    Es kommt der deutschen Frau, wie an jenem Abend ersichtlich war, nicht so sehr darauf an, dass ihr Mann lebt, sondern dass er als Held stirbt, und ist sie bereit, mit dem Ruf »Ich sterbe!« jedesmal mitzusterben, und wenn sie zehnmal heiraten müßte! An der Länge des Säbels erkennt man u. a. den Charakter des Mannes, und die deutsche Frau will, dass ihrem Mann der Sinn stehe für und für, sein Vaterland zu verteidigen, und wenn es nicht angegriffen wird, dann werden wir dafür sorgen, dass es angegriffen wird! (Ein deutsches Wort! Die Schriftleitung.) »Für mich«, sagte uns neulich eine edle deutsche Frau, die Gattin eines höhern Beamten, »gibt es keinen schönern Augenblick in unsrer Ehe, als wenn ich Männi die Uniform zuknöpfen sowie auch aufknöpfen kann. Dies Gefühl ist unbeschreiblich.«
    Salomon Markus aber ist gerichtet. Sein Werk ist durch die unvergängliche Veröffentlichung der »Süddeutschen Monatshefte« als das gekennzeichnet, was es ist: als eine vom Feindbund und den Marxisten bezahlte Pechfackel, die dem blanken Panzer der deutschen Wehrhaftigkeit nicht das Wasser lassen kann –!
    1929

B. Traven
»Land ist ewig. Geld ist nicht ewig. Darum kann man Land nicht gegen Geld vertauschen.«
     
    Einmal habe ich gefragt, warum denn die deutschen Autoren die Herren Geschäftsleute gar so jämmerlich abbildeten: immer im Auto, immer Millionenschecks unterschreibend, immer mit der Türkei telephonierend und das Weitere den Prokuristen überlassend: Schießbudenfiguren und Götzen eines armseligen Kleinheitswahns. Da schickte mir ein freundlicher Leser ein merkwürdiges Buch: »Die weiße Rose« von B. Traven, und nun las ich das ganze Werk dieses seltenen Mannes, und davon will ich erzählen.
    B. Traven lebt in Mexiko; seine Bücher sind zuerst bei der Büchergilde Gutenberg erschienen, der das Verdienst gebührt, diesen Mann in Deutschland herausgebracht zu haben, und die Bücher heißen:
    »Die weiße Rose«. – »Das Totenschiff«. – »Der Busch«. – »Die Baumwollpflücker«. – »Die Brücke im Dschungel«. – »Der Schatz der Sierra Madre«. – »Land des Frühlings«.
    B. Traven ist ein episches Talent größten Ausmaßes.
    Was die »Weiße Rose« angeht, so ist das seit Frank Norris, dem amerikanischen viel zu früh gestorbenen Autor des »Oktopus«, wieder einmal eines, das in der Schilderung der Geschäfte an Balzac heranreicht. Bei uns verfallen sie häufig, wenn sie vom Kapitalismus sprechen, in schäumende Lyrik; Traven weiß Bescheid, was mehr wert ist. Das Buch schildert den geglückten Versuch eines Ölmagnaten, einem amerikanischen Indio eine Farm abzujagen, um Petroleum-Bohrtürme darauf zu erbauen. Der Indio will nicht; er sagt die Worte, die da oben als Motto
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