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Pamiu Liebling der Goetter

Pamiu Liebling der Goetter

Titel: Pamiu Liebling der Goetter
Autoren: Birgit Fiolka
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hatte. Er seufzte. Selbst das Wasser war nicht mehr so angenehm kühl wie gewohnt. Wenn die Hitze anhielt, würden bald Algen auf dem Teich erscheinen. Pamiu schüttelte sich bei dem Gedanken daran. Er machte ein paar kräftige Schwimmzüge und entspannte sich etwas. Was sollte er nun tun? Er war Zeuge des Mordes an der zweiten Königin geworden, und das Schlimme daran war, dass es niemanden gab, mit dem er darüber reden konnte. Nahezu die gesamte königliche Familie war anwesend gewesen. Der Einzige, der wohl nicht davon wusste, war der Pharao. Pamiu stellte sich vor, wie er, ein zehnjähriger Knabe, vor den Thron trat und die Große Königliche Gemahlin Hetepheres sowie ihren jüngsten Sohn und ihre zwei Töchter des Mordes beschuldigte. Es würde seinen Tod bedeuten. Selbst wenn der König ihn auslachen würde, spätestens in der Nacht darauf würde Hetepheres dafür sorgen, dass er keinen zweiten Versuch wagen würde, sie zu beschuldigen. Er hatte Angst vor dieser seltsamen Frau und ihren kalten Augen.
    Pamiu stieg aus dem Badeteich und streckte sich nackt im Gras aus. Er mochte es, wenn die Wasserperlen auf seiner Haut trockneten und der warme Wind über seine Haut strich. Er schloss die Augen und spürte plötzlich, wie müde er war. Langsam verwischten sich die Ereignisse des Tages vor seinen Augen, und er nickte ein.
     
    Pamiu fuhr hoch, weil er spürte, dass er nicht mehr alleine war. Manchmal fragte er sich wirklich, ob die Katzenköpfige nicht ihre Hand über ihn hielt, da er für viele Dinge sensibilisiert war, die anderen gar nicht aufzufallen schienen. Er blinzelte und erblickte die kräftigen Beine seines Vaters vor sich. Er setzte sich auf und griff nach seinem Schurz.
    „Das sieht dir ähnlich,   wie ein Weib in der Sonne zu liegen und vor sich hin zu träumen.“
    Die Stimme seines Vaters zeigte Pamiu, dass er mal wieder unzufrieden mit ihm war. Er war es gewohnt, dass sein Vater ihm Vorhaltungen machte, dass er sich nicht wie ein Junge seines Alters benahm, und er kannte dessen Ängste, einen verweichlichten Sohn zu haben. Pamiu jedoch hatte längst beschlossen, nicht wie sein Vater zu werden. Er mochte den Gestank nach schlechtem Bier und billigen Huren nicht, der ihm anhaftete, wenn er nachts nach Hause kam. Zwar hatte er sich niemals eine Nebenfrau genommen, doch Pamiu wünschte sich oft, er hätte es getan, anstatt zu den Huren des Hafenviertels zu gehen.
    „Es tut mir Leid, Vater. Ich bin eingeschlafen, als ich aus dem Palast kam.“
    „Mir ist dein unverschämtes Verhalten dort schon zu Ohren gekommen. Die Große Königliche Gemahlin hat mir davon erzählt.“
    Pamiu senkte den Blick. Es würde ohnehin nichts nutzen, seinem Vater die Wahrheit zu sagen. Selbst wenn er ihm glauben würde, so wollte er doch eigentlich die Wahrheit nicht wissen.
    „Nun, es erstaunt mich zutiefst, dass der Prinz an einem Schwächling wie dir zu hängen scheint, aber das tut er. Er bat mich, dass du von heute ab bei ihm im Palast lebst und mit ihm dort die Schule besuchst.“
    Pamiu sprang auf und schüttelte den Kopf. „Nein, bitte, Vater! Alles, nur das nicht.“
    Sein Vater verzog angewidert das Gesicht. Er war in seiner Jugend Soldat gewesen und hatte mit Snofru Feldzüge nach Libyen bestritten. Seine Beine waren muskulös, ebenso wie seine Arme, und sein Gesicht wies markante männliche Züge auf.
    „Du wagst es, mir zu widersprechen? Heute Abend bringe ich dich zum Palast. Du solltest die Ehre zu schätzen wissen, die dir zuteil wird. Stattdessen benimmst du dich wie ein kleines Mädchen.“ Er spie vor Pamiu aus, der reflexartig einen Schritt zurücktrat. Sein Vater bemerkte das und verzog erneut das Gesicht. „Du bist eine Schande für deinen Vater.“
    Dann drehte er sich um und ging mit harten Schritten ins Haus.
    „Und du bist ein widerliches grobschlächtiges Tier“, zischte Pamiu seinem verhassten Vater unhörbar leise hinterher. „Ich kann es dir doch nie recht machen, so sehr ich mich auch bemühe.“ Er spürte, wie die Einsamkeit und die Trauer langsam von einem Gefühl der Wut und des Hasses überlagert wurde.
     
    „Warum bist du heute Morgen davongelaufen?“ Khufu tat, als wäre nichts geschehen, als er Pamiu zu seinen neuen Gemächern führte. „Meritates hat nach dir gefragt. Sie will dich sehen.“
    „Warum habt ihr das getan?“
    Khufu blieb stehen und verzog seine Lippen zu einem schmalen Strich. „Was haben wir getan, Pamiu?“ Er bemühte sich um einen unschuldigen
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