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Pablito

Pablito

Titel: Pablito
Autoren: Käthe Recheis
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Uyuni und zitterte. Da wußte Pablo, es war kein
Traum gewesen!
    Sein Herz klopfte laut. Aber
nichts geschah. Der Jaguar war wieder fortgeschlichen.
    Die Ziege Uyuni blieb bis zum
Morgengrauen bei Pablo und Quito. Als die Sonne mit ihrem Licht die Angst der
Nacht verjagte, erinnerte Uyuni sich an ihren Eigensinn, sie sprang ein paar
Schritte seitwärts, rupfte Gräser und wollte sich zuerst nicht melken lassen.
Doch dann hielt sie still, und sie tranken von ihrer Milch.
    Pablo ging mit Quito voran, und
er blickte sich nicht einmal um, so sicher war er, daß Uyuni ihm folgte.
Geheimnisvoll sickerte das Licht des Morgens durch das Blätterdach des Urwalds.
Affen begleiteten die drei Wanderer. Pablo sah ihnen bei ihren fröhlichen
Spielen zu und vergaß seinen Kummer.

Die Krokodile
     
     
    Es
war Mittag, als sie zum großen Fluß kamen. Pablos Augen hatten sich an die
kühle Dämmerung im Urwald gewöhnt und schmerzten, als er in den grellen
Sonnenschein hinaustrat. Der Fluß war breit und tief. Verschlungene Wurzeln
alter toter Bäume hingen in das dunkelgrüne Wasser. Prächtige Vögel flogen
darüber, weiße Reiher und Flamingos mit rosa Flügeln.
    Sie gingen zum Ufer. Pablo
konnte nicht schwimmen. Das grüne Wasser würde ihn mit sich reißen, wenn er es
wagte hineinzuwaten. Dieser mächtige Fluß lag erbarmungslos zwischen ihnen und
dem Dorf Tupica! Quito leckte Pablos Hände. Uyuni sprang zwischen den Stämmen
umher und blickte Pablo spöttisch an.
    »Warte nur«, sagte Pablo,
»Quito und ich, wir werden einen Weg über den Fluß finden!«

    Er faßte Quito am Halsband, und
sie zogen weiter. Aber der Fluß veränderte sich nicht. Breit und tief und
feindlich strömte er dahin. Schwärme von Wasservögeln erhoben sich vor ihnen
von seinen Wellen und ließen sich, sobald sie vorüber waren, wieder
flügelschlagend und schnatternd nieder.
    Die Strahlen der Sonne tanzten
auf dem Wasser. Die feuchte, heiße Luft machte das Atmen mühsam. Pablo und
Quito wurden sehr müde. Endlich kamen sie zu einer Stelle,
    wo der Fluß sich so weit
ausdehnte, daß die Palmen am jenseitigen Ufer nur wie große Farngewächse
aussahen. Hier, dachte Pablo, können Quito und ich und Uyuni durch das Wasser
waten. Er warf einen überlegenen Blick auf die Ziege.
    »Siehst du«, sagte er, »wir
kommen über den Fluß.«
    Die Ziege meckerte.
    Pablo schlüpfte aus seinen
Sandalen. Im flachen Uferwasser aber lag ein schuppiger, riesiger brauner
Körper, der sich träge vorwärtsschob und die Kinnladen mit den gewaltigen
Zähnen öffnete. Quito zog den Schwanz ein. Er faßte Pablos Hose mit den Zähnen,
um seinen Herrn fortzuziehen. Aber Pablo hatte es schon selbst gesehen. Der
Fluß war voll von diesen riesigen schuppigen Leibern.
    Es war die Furt der Krokodile!

    Pablo und Quito flohen in den
schützenden Urwald.
    Sogar die Ziege Uyuni schien
von der Gefahr beeindruckt zu sein. Sie kam näher und fraß ihr Stück von dem
Maisbrot, das Pablo mit zitternden Händen austeilte.
    Pablo setzte sich auf den Boden
nieder. Quito legte sich zu ihm, und Uyuni blickte ihn an. Nachdem Pablo
gegessen hatte, kehrte sein Mut zurück.
    »Großmutter Yacuma«, erzählte
er Quito und Uyuni, »will, daß wir in das Dorf Tupica gehen. Großmutter Yacuma
ist im glücklichen Land. Sie wird uns auf dieser Reise beschützen.«

    Und Pablo, Quito und Uyuni
wanderten weiter. Pablo dachte die ganze Zeit angestrengt nach, was er tun
könnte, um sich und die Tiere über den Fluß zu bringen.
    Sie kamen zu einer verlassenen
Hütte. Die Hütte stand auf Pfählen. Das Dach war eingesunken. Der Wind hatte
die Balken der Wände gelockert und ein paar von ihnen fortgerissen. Einer der
Pfähle war geknickt, und die Hütte hing halb ins Wasser.
    Am Ufer, zwischen blühenden
Ranken, lag ein altes Floß.
    Irgendwann einmal hatte ein
Gummisammler diese Hütte gebaut. Großmutter Yacuma hatte oft von diesen Männern
gesprochen, die in den Urwald gehen, um Gummi zu sammeln. Die Bäume werden
angebohrt, und aus ihren tiefen Wunden fließt der Gummi wie Milch heraus.
Später wird er dick und zäh. Auch Onkel Juan war ein Gummisammler.
    Pablo trat zu dem Floß. Die
Stricke, die es Zusammenhalten sollten, waren verfault. Manche der Balken waren
morsch, andere noch brauchbar.
    Pablo stand zuerst ganz still,
weil seine Freude so groß war. Dann rief er: »Mein Vater, Quito, besaß ein
Floß. Damit fuhr er über das Wasser. Großmutter Yacuma hat es erzählt. Wir
werden auf dem Floß zum
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