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Pablito

Pablito

Titel: Pablito
Autoren: Käthe Recheis
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Kinder.
    Sie durften sich im Kreis um
Pablo und seine Tiere setzen. Pablo stand mitten unter den Kindern, blickte
verlegen zu Boden und wußte nicht, was er sagen sollte.

    Ein Junge aber rief: »Wie groß
waren die Krokodile, Pablo?« Und die Mädchen wollten alle auf einmal etwas
fragen, so daß man kein Wort verstehen konnte.
    Da begann Pablo zu erzählen,
und alle Kinder hörten ihm zu.
    Als die Schule zu Ende war,
sagten die Kinder: »Wir freuen uns auf morgen, Maestra!«
    Am Nachmittag brachte Aymara
eine bunte Decke. »Für Pablitos Bett«, sagte sie. Ein paar Tage später kam
wieder eine Frau und ließ Ledersandalen für Pablo zurück, eine andere schenkte
Christina ein Kinderhemd. Aymaras Neffe, ein junger kräftiger Mann, versprach,
einen Stall für Uyuni zu bauen.

Das Ende der Wanderung
     
    Von
dem Hügel aus, auf dem Uyuni jeden Tag weidete, konnte Pablo das Dorf Tupica
sehen, die Wiesen und Felder ringsherum und den Pfad, der zur Stadt Puna
führte.
    Ein halbes Jahr war vergangen
seit Pablos langer Wanderung. Pablo saß unter den Bäumen am Hügel. Die Häuser
von Tupica hatten rote oder graue Ziegeldächer oder waren mit Stroh gedeckt.
Grüne und gelbe Eidechsen glitten durch das dichte Gras. Bienen und Insekten
summten, und Grashüpfer und Grillen zirpten. Kolibris, so klein wie Pablos
Finger, tranken Honig aus leuchtenden Blüten. Hänflinge und Flachsfinken
sangen, und ruhig gleitend flog eine Schar Tauben über das Dorf.
    Uyuni fraß Blätter von einem
Strauch, und Quito schlief. Pablo blickte auf den Weg, der nach Puna führte.
    Pablo hatten allen Grund,
glücklich zu sein. Die Kinder von Tupica waren seine Freunde.
    Ein schöner neuer Stall für
Uyuni stand neben dem Schulhaus. Quito bekam jeden Tag sein Futter. Christina
liebte den Hund und die Ziege. Und das Schönste war, daß Christina Pablo liebte
und daß Pablo Christina liebte. Pablo fühlte sich so glücklich, als ob
Großmutter Yacuma noch am Leben wäre. Aber jedesmal, wenn er den Weg nach Puna
sah, war er traurig und niedergeschlagen.
    Eines Tages würde auf diesem
Weg der Bote aus Puna auftauchen und einen Brief zu Christina bringen. In
diesem Brief würde der Bischof Christina mitteilen, daß er Onkel Juan und Tante
Jacinta gefunden hatte und daß Pablo zu ihnen nach Puna kommen mußte.
    Großmutter Yacuma, dachte
Pablo, ich kann mich nicht mehr an Tante Jacinta erinnern. Vielleicht ist sie
wie die Frau, die in Onkel Juans Haus wohnt. Vielleicht liebt mich Tante
Jacinta nicht. Vielleicht liebt mich Onkel Juan nicht. Die Lehrerin aber liebt
mich. Großmutter Yacuma, du bist im glücklichen Land, bitte, hilf mir, daß der
Bischof niemals Onkel Juan und Tante Jacinta findet!
    Ganz ferne, am Ende der Hügel,
wo der Pfad sich in die Ebene neigte, wuchs eine kleine Staubwolke. Sie kam
näher und wurde größer. Ein Ochsenkarren fuhr auf das Dorf zu, der Wagen des
Boten von Puna, der die Briefe nach Tupica brachte. Pablo legte die Hand auf
sein klopfendes Herz. Er flehte: Großmutter Yacuma, kein Brief vom Bischof! Der
Bote soll keinen Brief bringen! Pablo wollte den Boten nicht sehen und das
Knarren des Wagens nicht hören. Er steckte sich die Finger in die Ohren und sah
zu Boden. Quito wachte auf und spitzte die Ohren. Uyuni hüpfte neugierig den
Hügel hinunter.
    »Pablo, Pablo!« schrie ein
Mann. Ach, der Bote trug sicher den Brief in seiner Tasche. Langsam hob Pablo
den Kopf. Es war aber nicht der Bote, der gerufen hatte, es war To-mico!
    Tomico sprang vom Wagen und
lief zu Pablo. Die harte Arbeit im Urwald hatte Tomico sehr mager gemacht. Aber
sein Gesicht war fröhlich, und seine Stimme war fröhlich. Die Ochsen blieben
stehen, und auch Acero stieg vom Karren.
    » Acero und ich sind da«, rief
Tomico, »um dich zu besuchen. Und wir haben einen Brief aus Puna für Maestra
Christina!«

    Pablo stand auf. Quito bellte
freudig. Auch Pablo hätte sich freuen sollen, daß Acero und Tomico zu ihm
kamen. Aber wie konnte er sich freuen, wenn sie den Brief vom Bischof brachten?
Pablo ging zu Acero und Tomico. Er sah sie an und sprach kein Wort.
    Acero sagte: »Nun sind wir
gekommen, wie ich es versprochen habe, Pablo.«
    Pablo nickte.
    Acero fuhr fort: »Du mußt uns
alles erzählen, Pablito. Wir haben gehört, du bist bei der Lehrerin. Man hat
uns gesagt, du bist glücklich.«
    »Ja«, antwortete Pablo. Er
blickte zu Boden.
    Acero und Tomico sahen sich an.
Pablo zeigte keine Freude darüber, daß sie gekommen waren. Der Hund Quito
tanzte um
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