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Pablito

Pablito

Titel: Pablito
Autoren: Käthe Recheis
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sehr
niedergeschlagen aus.
    Pablo wollte ihn trösten. Aber
ihm fiel nur ein, dem Dieb die Ziege Uyuni als Geschenk anzubieten, und, um die
Wahrheit zu sagen, er konnte sich nicht mehr von Uyuni trennen.
    Tomico blickte trostlos in das
Feuer.

    Pablo beschloß, das große Opfer
zu bringen.
    »Wenn du mir versprichst«,
sagte er tapfer, »Uyuni jeden Tag zu füttern und zu melken, und wenn du gut zu
ihr sein wirst, so werde ich Tante Jacinta bitten, sie dir zu schenken.«
    »Ach, diese Ziege«, murmelte
Tomico, »ich kann sie wirklich nicht brauchen. Sie ist sehr alt. Sie wird nicht
mehr lange Milch geben.«
    Pablo atmete erleichtert auf.
    »Wenn ich nur wüßte, was ich
jetzt anfangen soll«, seufzte Tomico.
    »Geh mit uns nach Tupica«,
schlug Pablo vor.
    »In Tupica gibt es keine Arbeit
für mich.«
    »Was arbeitest du?«
    »Ich habe Gummi gesammelt.«
    »Onkel Juan ist Gummisammler
und Acero auch.«
    »Wer ist Acero?«
    »Er ist mein Freund«, sagte
Pablo stolz. »Er wird sich freuen, wenn du zu ihm kommst und ihm hilfst.«
    »Wo ist er?«
    »Am Fluß. Geradeaus durch den
Sumpf. Du wirst ihn sicher finden.«
    »Ich kann's versuchen«, sagte
Tomico.
    Das Feuer brannte nieder.
Tomico be-wachte den friedlich schlafenden Pablo und seine Tiere. Die Sterne am
Himmel verlöschten.
    Ding-dong, ding-dong, begrüßte
ein Glockenvogel in den Zweigen der Mangobäume den Morgen und die aufgehende
Sonne. Sein Gesang klingt wie das Läuten einer Glocke.
    Tomico stand fröstelnd auf. Er
füllte Wasser in Pablos leere Flasche. Für ihn selbst blieb genug zu trinken
übrig, der Junge aber würde auf dem Weg nach Tupica sehr durstig werden. Pablo
wachte nicht auf. Auch Quito schlummerte fest.
    Tomico ging fort, um Acero in
den Wäldern am Fluß zu suchen.

Tupica
     
     
    Als
Pablo am Morgen aufwachte, wurde er traurig. Tomico war fortgegangen und hatte
sich nicht von ihnen verabschiedet. Dann aber entdeckte Pablo das Geschenk
Tomicos, die volle Wasserflasche.
    »Tomico hat uns Wasser
gegeben«, sagte er zu Quito und Uyuni. »Nun werden wir keinen Durst haben!«
    Uyuni lief ihnen fröhlich
meckernd voraus. Es war nicht mehr notwendig, daß Pablo sie an den Strick band.
Sobald er ihren Namen rief, sprang sie zu ihm.
    Sie wanderten vom Morgen bis
zum Abend. Es war ein langer, mühevoller Weg. Die Füße begannen Pablo zu
schmerzen. Als es dunkel wurde, erreichten sie das Hügelland. Sie kamen an
Bohnenfeldern vorbei. Eschen, Zedern und Buchsbäume wuchsen hier, wilder Wein
rankte sich über die Hecken, die den Pfad einsäumten.
    Der Pfad führte einen flachen
Abhang hinauf. Oben blieben Pablo und die Tiere stehen. Vor ihnen lag das Dorf
Tupica. Die Mauern der Häuser glänzten weiß, obwohl die Nacht schon begonnen
hatte und der Himmel schwarz geworden war. Die Kirche war weiß, und der Turm,
in dem die Glocke hing, war weiß.
    »Nun sind wir bei Tante Jacinta
und Onkel Juan!« jauchzte Pablo.
    Dann aber wurde er ganz still.
Er legte sein Hände auf Quito und Uyuni. Er dachte an Großmutter Yacuma, die
mit ihnen in das Dorf Tupica hatte gehen wollen. Er dachte an den alten Mann
Acero, der sie durch den Sumpf geführt hatte. Er dachte an Tomico, der ihnen zu
trinken gegeben hatte.
    Langsam ging er mit den Tieren
den Hügel hinunter. Niemand begegnete ihnen, aber die Menschen im Dorf Tupica
schliefen noch nicht alle. Manche der kleinen Fenster waren hell. Pablo blieb
vor dem ersten Haus stehen. Es war niedriger als die anderen Häuser. Aus dem
Fenster fiel Licht.
    Pablo trat näher und klopfte
leise an die Tür. Er wartete. Kinder schrien, Hühner gackerten aufgeregt, und Schweine
quiekten. Die Tür flog auf, und eine große starke Frau stand vor Pablo. Ihre
Kleider waren alt und zerrissen.
    »Was willst du?« rief sie.
    Pablo blickte schüchtern zu ihr
auf. Tante Jacinta sah so ganz anders aus als Großmutter Yacuma. Großmutter Yacumas
Stimme war sanft gewesen und ihr Gesicht freundlich. Tante Jacinta hatte eine
laute Stimme, und ihr Gesicht war häßlich.
    »Ich bin Pablo«, sagte er
    »Was willst du?« fragte Tante
Jacinta noch einmal.
    Pablo versuchte tapfer zu sein.
Er sagte: »Großmutter Yacuma schickt mich zu dir. Großmutter Yacuma ist tot.
Quito, Uyuni und ich, wir wollen bei dir und Onkel Juan bleiben.«
    Aber Tante Jacinta schien sich
nicht zu freuen, daß ihr Neffe zu ihr kam. Sie antwortete hart: »Hier gibt es
keinen Onkel Juan, und ich kann euch nicht brauchen!«

    »Tante Jacinta!« flehte Pablo.
    »Ich bin nicht Tante
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