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Pablito

Pablito

Titel: Pablito
Autoren: Käthe Recheis
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kommen?«
    »Ja, um zu den Kindern nach
Tupica zu kommen.«
    Da begann Pablo, sich auf die
Schule zu freuen.
    Acero kannte Tante Jacinta und
Onkel Juan nicht. Aber er versprach Pablo, ihn in Tupica zu besuchen, sobald er
aus dem Urwald zurückkehrte.
    Viel schneller, als Pablo es
wünschte, erreichten sie das Ende des Sumpfes. Acero gab Pablo zwei große
Maisbrote und seine Flasche mit Wasser.
    »Das Dorf Tupica«, sagte er,
»liegt jenseits dieses flachen Landes, wo die Hügel beginnen. Wenn ihr immer
diesem Pfad folgt, werdet ihr heute abend zu drei Mangobäumen kommen. Dort ist
eine Quelle. Fülle die Flasche mit Wasser, Pablo, bevor du am nächsten Tag
weiterwanderst. Du wirst keine andere Quelle auf dem Weg finden. Am Abend wirst
du in Tupica sein.«
    Pablo wurde sehr traurig, aber
er verstand, daß Acero seine Freunde nicht länger am Fluß warten lassen konnte.
Er wandte sich tapfer
    zum Gehen. Uyuni jedoch
erinnerte sich plötzlich wieder an ihren Eigensinn. Sie blieb stehen, hob den
Kopf und machte keinen Schritt. »Komm, Uyuni!« rief Pablo.
    Uyuni aber sprang zu einem
Busch und begann, an den dünnen Zweigen zu knabbern.
    »Diese Ziege gehört an einen
Strick!« sagte Acero.
    Pablo schämte sich. Nun sah
Acero, daß die Ziege Uyuni niemals tat, was er ihr befahl. Acero nahm einen
Strick aus dem Beutel, trat zu Uyuni, und bevor sie weglaufen konnte, hatte er
ihr den Strick um den Hals gebunden.

    »Hier«, sagte Acero, »nun wird
sie dir gehorchen.« Und als wüßte Uyuni, daß mit Acero nicht zu spaßen war,
folgte sie Pablo ohne Widerstreben.
    Acero blickte Pablo, dem Hund
Quito und der Ziege Uyuni nach, die durch das hohe Gras schritten. »Ich wollte,
ich könnte mit euch gehen«, sagte er.

Der Dieb Tomico
     
     
    Blau
und riesig hing der Himmel über dem flachen Land. Noch nie hatte Pablo ihn
sogroß gesehen. Die Bäume im Urwald ließen den Himmel viel kleiner erscheinen.
    Pablo, Quito und Uyuni wurden
bald sehr müde. Es gab nur wenig Sträucher, das Gras war braun und dürr. Die
Strahlen der Sonne brannten. Pablos Mund schmerzte beim Atmen. Am Nachmittag
tranken sie das Wasser aus Aceros Flasche, aber davon wurde Pablo nur noch viel
durstiger. Quitos Flanken schlugen. Uyuni trottete so langsam, daß Pablo sie
ziehen mußte.

    »Am Abend«, sagte Pablo zu
seinen Tieren, »werden wir zu den drei Bäumen und zu der Quelle kommen.«
    Aber als sie die Mangobäume
erreichten, fanden sie die Quelle nicht. Die Quelle war in diesem Sommer
vertrocknet. Das hatte Acero nicht gewußt, denn es war eine lange Zeit
vergangen, seitdem er das letztemal in Tupica gewesen war.
    »Ich werde Uyuni melken«,
tröstete sich Pablo.
    Doch Uyuni gab keinen Tropfen
Milch mehr. Von der anstrengenden Wanderung und der Hitze war ihre Milch
versiegt. Pablo setzte sich niedergeschlagen ins Gras. Er teilte ein Maisbrot
in drei Teile, aber so hungrig er auch war, er konnte die Bissen kaum
hinunterwürgen. Sein Mund und seine Kehle waren ausgetrocknet.
    Die Sonne ging unter. Ein
kalter Wind wachte auf. Pablo,
Quito und Uyuni froren.
    Ein Mann kam von der Stadt Puna
her zu den drei Mangobäumen.

    Es war der Dieb Tomico. Oder
vielmehr, es war Tomico, der Mann, der sich entschlossen hatte, ein Dieb zu
werden.
    In seinem Gürtel trug Tomico
ein großes Messer verborgen, mit dem er die Leute schrecken wollte. Den ersten
Menschen, dem ich begegne, werde ich berauben, hatte er sich vorgenommen.
    Und das war Pablo bei den drei
Mangobäumen!
    »He«, rief Tomico, »was machst
du da? Bist du allein?«
    Pablo öffnete die schlafmüden
Augen. Quito sprang auf und bellte.
    »Wir gehen nach Tupica«, sagte
Pablo, »und wir sind allein. Ich bin Pablo.«
    Tomico setzte sich unter den
drei Bäumen gegenüber Pablo nieder und blickte Uyuni an. Besser, dachte er,
hätte ich es gar nicht treffen können. Ich werde dem kleinen Jungen die Ziege
fortnehmen und sie verkaufen.
    Pablo sah ihn schüchtern an. Er
wagte nicht zu sprechen. Dieser Mann war so ganz anders als Acero.
    Tomico begann zu essen. Er
holte auch eine Wasserflasche aus seinem Beutel und trank.
    Pablo fuhr sich mit der Zunge
über die trockenen, brennenden Lippen. Uyuni zog die Luft durch die Nüstern,
als könnte sie das Wasser riechen, und Pablo mußte sie fest am Strick halten.
    »Was starrt ihr mich alle drei
so an?« rief Tomico mürrisch.
    »Wir sind sehr durstig«,
antwortete Pablo leise. »Bitte, gib uns zu trinken.«
    Tomico lachte unwillig. Das
wäre ein schöner Anfang eines
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