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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)
Autoren: Lee Child
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Alle Bauten waren schlicht und streng, schmucklos und veraltet. Er hatte Filme über amerikanische Kleinstädte gesehen, in denen die Sets herausgeputzt worden waren, damit sie perfekter und lebendiger als die Realität wirkten. Dieses Nest war das genaue Gegenteil. Man hätte glauben können, ein Designer und ein ganzes Team von Helfern hätten geschuftet, um es schäbiger und düsterer aussehen zu lassen als unbedingt nötig. Auf den Straßen herrschte nur wenig Verkehr. Limousinen und Pick-ups fuhren langsam, fast träge. Keiner von ihnen war neuer als drei Jahre. Auf den Gehsteigen waren kaum Fußgänger unterwegs.
    Reacher bog auf gut Glück nach links ab und machte sich daran, das angekündigte Restaurant zu finden. Er suchte ein Dutzend Blocks ab und kam an einem Lebensmittelgeschäft, einem Herrenfriseur, einer Bar, einer Pension und einem heruntergekommenen alten Hotel vorbei, bevor er das Lokal fand. Es nahm das gesamte Erdgeschoss eines weiteren Klinkerwürfels ein. Die Decke war ungewöhnlich hoch, und fast die gesamte Straßenfront bestand aus wandhohen Flachglasfenstern. Vielleicht war dies früher der Ausstellungsraum eines Autohändlers gewesen. Der Fußboden war gefliest, die Tische und Stühle bestanden aus einfachem braunem Holz, und die Luft roch nach gekochtem Gemüse. Innen gab es neben dem Eingang eine kleine Kassentheke, auf der ein Schild mit der Aufschrift Bitte warten, bis Sie platziert werden auf einem kurzen Messingstiel mit schwerem Fuß stand. Das gleiche Schild, das er überall gesehen hatte, von Küste zu Küste. Die gleiche Schrift, die gleichen Farben, die gleiche Form. Vermutlich gab es irgendwo eine Firma für Gastronomiebedarf, die es in Millionenauflage herstellte. Reacher hatte identische Schilder in Calais, Maine, gesehen und erwartete, in San Diego, Kalifornien, weitere zu entdecken. Er blieb an der Theke stehen und wartete.
    Und wartete.
    In dem Restaurant aßen elf Gäste. Drei Paare, ein Trio und zwei Einzelpersonen. Eine Bedienung. Sonst kein Servierpersonal. Niemand an der Kasse. Kein ungewöhnliches Zahlenverhältnis. Reacher, der in Tausenden solcher Lokale gegessen hatte, kannte den verborgenen Rhythmus. Die einzelne Bedienung würde bald zu ihm hinüberblicken, wie um zu sagen: Bin gleich für Sie da . Dann würde sie eine Bestellung aufnehmen, rasch noch ein Gericht servieren und herübergehastet kommen, sich dabei vielleicht eine Haarsträhne aus dem Gesicht blasen – eine Geste, die entschuldigend und zugleich Sympathie heischend gemeint war. Sie würde eine Speisekarte von dem Stapel nehmen, ihn zu einem Tisch führen, dann wegflitzen und strikt der Reihenfolge nach wieder zu ihm kommen.
    Aber sie tat nichts dergleichen.
    Sie sah zu ihm hinüber. Nickte jedoch nicht. Betrachtete ihn nur einige Sekunden lang und schaute dann weg. Machte weiter, was sie bisher getan hatte. Was inzwischen nicht mehr sehr viel war. Ihre elf Gäste waren alle zufriedengestellt. Im Augenblick spielte sie nur die Vielbeschäftigte. Sie ging von einem Tisch zum anderen, fragte, ob alles recht sei, und schenkte Leuten, die kaum ein paar Schlucke genommen hatten, Kaffee nach. Reacher drehte sich zur Glastür um, weil er kontrollieren wollte, ob er ein Schild mit Öffnungszeiten übersehen hatte. Vielleicht würde der Laden ja gleich schließen. Das war nicht der Fall. Er kontrollierte sein Spiegelbild, um zu prüfen, ob er unmöglich angezogen war. Das war nicht der Fall. Er trug ein dunkelgraues Hemd mit dazu passender dunkelgrauer Hose, beides vor zwei Tagen in einem Geschäft für Hausmeisterbedarf in Kansas gekauft. Geschäfte für Hausmeisterbedarf waren seine neueste Entdeckung. Strapazierfähige Qualitätskleidung ohne Schnickschnack zu vernünftigen Preisen. Ideal. Sein Haar war kurz geschnitten und ordentlich gekämmt. Er hatte sich an diesem Morgen rasiert. Der Reißverschluss seiner Hose war zu.
    Er drehte sich um und wartete weiter.
    Die Gäste wandten sich ihm einer nach dem anderen zu. Sie musterten ihn ganz offen und sahen dann wieder weg. Die Bedienung machte langsam eine weitere Runde durch den Raum und hatte Augen für alles, nur nicht für ihn. Reacher wartete, glich die Situation mit seiner geistigen Datenbank ab und versuchte sie zu verstehen. Dann verlor er die Geduld, ging an dem Schild vorbei, betrat das Restaurant und setzte sich an einen freien Vierertisch. Er rückte seinen Stuhl scharrend nach vorn und machte es sich bequem. Die Bedienung beobachtete ihn dabei,
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