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Outback

Outback

Titel: Outback
Autoren: Manuela Martini
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Mozart“, h att e Mary Sheller aus gerufen, wenn Andy als Kind in ihren Lad e n in Quilpie gekommen war, um einen Schraubenzieher, eine n Eimer oder S e i fe zu kaufen. „Woher will die alte Schlampe wissen, wie Mozart aussieht?“, hatte sein Vater gemeint, ein kräftiger, bärtiger D e u tscher. So war er eben, sei n Vater. Er selbst kam mehr nach s e iner Mutter, einer zarten, hellhäu tigen und nicht sehr großen Frau, deren Vorfahren vor hundert o der mehr Jahren von Schottland nach Austr a l ien gekommen waren .
    Nie konnten sie sich der Sonne aussetzen. Ihre H aut verbrannte, ihre hellblauen Augen mussten sie durch breitkrempige Hüte s c h ützen, und dort, wo die Hemden endeten, am Hals, im Nacken, an d en Händen und im Gesicht, bildete sich ein Teppich hell brauner S ommersprossen. Auch das Haar hatte Andy v on ihr. Rote, dicke Locken, die er bis zum Kinn trug .
    Manchmal träumte er vom wo lkigen Nor den Europas, von dunkelgrünen Wiesen und grauem Meer, kalter Luft und Menschen, die so aussahen wie er.

    Aus dem Radio dude lte Countrymusik , schmal zige Stimmen , die von einsamen Nächten am Lagerfe u er sangen und von der einzigen Frau, die sie wollten, aber niemals bekamen. Scotty sang mit, traf nie den T on und kannte nur die Refrains. Scott y war wohl um die fünfzig, schätzte Andy. Er war gedrungen und rundlich, hatte eine zu große Brille und zu dünne Beine – und schrecklich gute Laune.
    „Wenn du schon achtzehn bist , Kleiner, nehm ’ ich dich bis Peter Hills Laden mit“, hatte Scotty am Morgen in Quilpie gesagt, und dass er für Miller’s Bakery Backwaren auslieferte. Hill’s Laden in Coocooloora sei seine le tzte Station. Coocooloora läge zw e ihundert K ilom e ter von Quilpie entfernt, am Rand des Mitchell Highways. Nach Lambina, wo man tonnenweise Opa l aus der Erde holte, waren es fünfzehnhundert Kilome ter weiter.
    Doch Andy stieg ein, obwoh l er ihn „Kleiner“ genannt hatte . Er wollte so schnel l wie möglich aus Quilp i e fort. Er kramte aus dem Rucksack auf den Knien eine Packung Zigaretten, er wollte nich t unhöflich sein und fragte: „auch eine?“
    Scotty lachte. „Jungchen, in deinem Alter hab ich auch gedacht, nicht s kann mich umhauen, hab gequal m t wie die Gangster im Fernsehen , und dann ist mein Vater gestorben. Frontalzusammen s toß auf dem Pacific Highway. Von da an hab ich nie wieder eine Zigarette angerüh r t - und keinen Alkohol.“
    „Warum?“ Andy sah keinen Zusammenhang.
    „Weil ich in dem Moment kapiert hab , dass man das Leben nicht wie ei n Stück Scheiße behandeln soll!“
    Andy steckte die Zigarette weg. Nur jetzt nicht irgendwelche Lebensweisheiten! Warum glaubten die Alten immer, sie müssten einem sagen, wo’s langgeht?
    „Ich fahre nachher wieder nach Quilpie zurück, falls du es dir anders überlegst ...“ Scotty blickte durch seine Brillengläser zu Andy herüber. Der ist wie mein Vater, dac hte Andy, starrte weiter durch die Windschutzscheibe, sagte: „Nein, ich werde es mir bestimmt nicht nochmal überlegen.“

    Die Straße wa r breit genug für ein Auto. Wen n ihnen ein anderes entgege n kam, mussten beide auf den steinigen Seitenstreifen ausweichen. Aber ihnen b egegnete selten ein Auto. Öfter scheuchten sie ein paar Schafe von der Straße auf.
    Beinahe wäre er am Morgen wieder umgeke hr t, als er s ei nen Vater vor dem W ohnwagen hatte sitzen sehen, den Blick auf die aufgeschütteten Sa nd haufen geheftet. Doch er fuhr ab, und drehte sich nicht mehr um. Sein bisheriges Leben war zu einem einzigen großen Irrtum zusammengeschrumpft.
    „Hab auch mal nach Opa len gegraben“, hört er Scotty jetzt sagen , „ ist verdamm t lange her. Damals in Yowah. Neben meiner Mine haben sie alle was gefunden, nur ich nicht!“ Er lachte. „ Das ist nichts für mich. Brauch ´ne richtige Arbeit, bei der ich weiß, was am Ende dabei rumkommt! Und du und d ei n Vater, habt ihr was gefunden?“
    Andy zuckt e die Schultern.
    „Manchmal.“ Wollte nicht erklären, dass sein Vater und er seit fünf J ahren vergeblich den zweiten Level Opal suchten, die Schicht, die unter der ersten liegt, die der Vorbesitzer der L e ase schon vor zwanzig Jahren gefunden und ausgebeutet hat t e. Wollte nicht erklären, dass er nicht mehr an seinen Vater glaubte.
    „Opale - das ist doch was für harte Jungs!“ Scotty sah an ihm herun t er.
    „Ich weiß ´ne Menge und kann mit Mas ch inen umgehen.“
    Doch Scotty fragte weiter: „Warum bist du ausgerechnet
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