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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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eine neue Flasche Wein zu holen.
    Das Licht reichte, um die tödliche Kugel genau zu platzieren.
    Ja. Prima. So. Jetzt hab ich dich. Du wirst keinen Schaden mehr anrichten. Nicht in meinem Leben und auch nicht in dem von anderen Menschen.
    Gute Nacht, du verlogenes Schwein. Jetzt hab ich dich endlich …
    Der Zeigefinger krümmte sich über dem Abzug.
     
    Mit geschlossenen Augen lag Alexa auf dem Sofa und stellte sich vor, wie es wäre, bei Ulf zu bleiben. Mit ihm in diesem Haus zu wohnen. Er hätte bestimmt keine Probleme mit Markus. Wenn es überhaupt einen Mann gab, der mit behinderten Kindern umgehen konnte, dann Ulf. Das Haus war groß genug. Es hielt sie ohnehin nichts in Oberhausen. Sie hatte ihre Freunde verloren und ihre Arbeit. Eine bessere Betreuung gab es hier in Ostfriesland für Markus mit Sicherheit.
    Ihre Schwester würde das verstehen. Dann wäre auch sie endlich frei, um ein eigenes Leben zu führen.
    Alexa fragte sich, ob sie gerade dabei war, sich neu zu verlieben.
    Irgendwo draußen knallte etwas. Das Klirren der Scheibe hörte sie nicht.
    Doch dann prallte etwas mit voller Wucht auf den Boden. Erstaunt stand sie auf und ging zur Küche. Sie sah Ulf auf dem Küchenboden liegen mit einem kreisrunden Loch in der Stirn.
    Dann schrie sie, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte.
     
    Nummer Eins.
     
    Im Flur stand die Sporttasche. Heros Cordjacke hing am Kleiderständer. Die unbedarfte Ehefrau sollte denken, dass er mal wieder beim Handball gewesen war.
    Ann Kathrin öffnete die Sporttasche so leise, dass Hero im Wohnzimmer den Reißverschluss nicht hören konnte. Er sah sich einen Boxkampf an.
    Sie befühlte die Sportkleidung. Dann erschien sie in der Wohnzimmertür wie ein Racheengel. Sie lehnte sich mit der rechten Hand so gegen den Türbalken, dass Hero ihre linke Hand mit seiner Sporttasche noch nicht sehen konnte.
    Sie bemühte sich um eine freundlich-interessierte Stimme, konnte aber den bebenden Unterton, der das drohende Gewitter ankündigte, kaum verbergen: »Na, mein Schatz, wie war’s beim Handball? Habt ihr gewonnen?«
    Hero Klaasen legte die Fernbedienung neben sich, schaute kurz zu ihr, dann zurück zum Bildschirm. Er trug sein Lieblingsoberhemd. Weiß mit blauen Streifen, die Ärmel locker aufgekrempelt. Seine Haare waren vom Duschen noch feucht.
    Er winkte lächelnd ab. »Ach …«
    »Also habt ihr verloren?«
    Er nickte, als sei das erstens belanglos und zweitens selbstverständlich, nahm die Fernbedienung und stellte den Ton lauter. Er liebte es, in den Kampfpausen die Tipps der Trainer zu belauschen, die auf ihre angeschlagenen Schützlinge einredeten.
    Ann Kathrin schwang die Sporttasche im hohen Bogen ins Wohnzimmer und ließ sie durch die Luft auf die Couch segeln. Fast hätte die Tasche Heros Kopf gestreift.
    Irritiert sah er seine Frau an. Jetzt hatte sie endlich seine Aufmerksamkeit.
    »Was soll das?«
    Triumphierend ging sie stumm an ihm vorbei, öffnete die Tasche und schüttete die Handballsachen vor ihm auf den Boden. Alles war noch schön gefaltet, also unbenutzt. Mit spitzen Fingern, ganz so als würde sie einen eklig verschmierten Lappen anfassen, hob sie sein Hemd mit der Nummer 4 auf und roch daran.
    »Früher hat mein tapferer Sportler bei jedem Spiel die Sachen durchgeschwitzt. Heute riechen sie, als ob sie aus der Reinigung kämen.«
    Treffer. Klare Beweisführung. Aus der Nummer würde er so leicht nicht herauskommen.
    Er verdrehte seine Augen und schaute zur Decke, als müsse er den Himmel für ihre entsetzliche Dummheit um Verzeihung bitten.
    Dann hob er beide Hände hoch wie jemand, der sich ergeben möchte und sagte: »Mein Gott, ja, ich geb’s zu! Ich bin gar nicht hingefahren. Ich war zu Hause und hab Fernsehen gesehen. Ich brauch das. Boxkämpfe entspannen mich.«
    Sie nahm seine Ausrede sofort ernst, machte zwei Schritte zum Fernsehgerät und legte die Hand darauf. Sie sah ihn an, als ob sie ihm noch eine Chance für ein Geständnis geben wollte, bevor sie die Beweisführung fortsetzte: »Der Kasten läuft noch keine fünf Minuten. Sonst wäre er warm.«
    Hero sprang auf. Er riss die Fernbedienung wie eine Waffe hoch und schaltete das Fernsehgerät aus.
    »Was wollen Sie, Frau Kommissarin? Wessen bin ich angeklagt? Muss ich einen Anwalt hinzuziehen?«
    Ann Kathrin glaubte, Hero überführt zu haben, und stellte ihm nun die einzige wirklich wichtige Frage: »Warum tust du mir das an?«
    Er zuckte mit den Schultern und tat, als hätte er keine
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