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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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eintippen, denn beim ersten Mal schrieb sie Susanne mit i. Solche Fehler passierten ihr sonst höchst selten. Ihre Finger waren sehr präzise geschulte Werkzeuge. Sie hatte, im Gegensatz zu ihren Kollegen, das Zehn-Finger-System gelernt, sie hackte nicht nach dem Adler-Suchsystem auf der Tastatur herum wie Rupert und Weller. Sie schrieb mühelos 300 Anschläge pro Minute.
    Tatsächlich erschien das Bild von Susanne Möninghoff auf dem Bildschirm. Ann Kathrin hatte nicht wirklich damit gerechnet. Sie betrachtete die Frau abschätzig. Das Bild musste ein paar Jahre alt sein. Oder war sie wirklich so jung? Sie hatte gewelltes langes Haar, getöntes Rot, Körbchengröße mindestens 85 B. Kein Wunder. Hero war busenfixiert. Frauen mit weniger ausladender Oberweite nahm er kaum zur Kenntnis.
    Ann Kathrin spürte einen Anflug von Übelkeit. Gleichzeitig stieg ein merkwürdiges Triumphgefühl in ihr auf. Das wusste er garantiert nicht: Seine süße kleine Susanne tauchte in ihrer Kundenkartei auf.
    Ann Kathrin ließ sich den Text ausdrucken. Sie sah zur Tür. Nur noch ein paar Sekunden, dann …
    Zu spät. Rupert betrat das Büro wie jemand, der erwartete, in einen menschenleeren Raum zu kommen. Mit rechts griff er sich in den Schritt. Er trug oft zu enge Unterhosen. Immer wieder korrigierte er ihren Sitz, wenn er vermutete, dass ihm dabei keiner zusah.
    Er überspielte die Peinlichkeit mit einem Kopfschütteln: »Erst machst du ein Mordstheater, um endlich deine Überstunden abfeiern zu können, und dann …« Demonstrativ tippte er auf seine Uhr. Es war ein bisschen so, als wollte er damit vergessen machen, wo seine Finger gerade noch herumgefummelt hatten.
    Ann Kathrin Klaasen nahm das Papier aus dem Drucker. Sie faltete das Blatt zusammen und ließ es in ihrer schwarzen Esprit-Handtasche verschwinden.
    Rupert trat hinter sie, um einen Blick auf den Computerbildschirm werfen zu können. Mit seiner notorischen Neugier hatte er schon so manchen Fall gelöst. Aber Ann Kathrin wollte verhindern, dass er mit seiner viel gepriesenen Kombinationsgabe dahinterkam, was sie hier gerade getan hatte. Was sehr dienstlich aussah, war hoch privat und eigentlich nicht erlaubt.
    Schnell schloss sie das Programm. Vielleicht ein bisschen zu schnell, denn Rupert stutzte. »Dein Urlaub hat bereits vor einer Stunde begonnen. Was willst du noch hier?«
    Sie korrigierte ihn. »Vor anderthalb Stunden.« Dann stand sie auf und zog ihren Mantel an. Sie musste so schnell wie möglich hier raus.
    In der Tür begegnete ihr Weller. Er hielt drei Akten unterm Arm und machte den Versuch, sie an Ann Kathrin loszuwerden. Da sie nicht reagierte, wären die Akten fast auf den Boden gefallen, wenn Weller nicht im letzten Moment beherzt zugegriffen hätte.
    Weller hatte hektische rote Flecken im Gesicht. Seine Haut reagierte auf jede Stresssituation. Er roch nach Nikotin und einem viel zu scharfen Rasierwasser.
    »Ich schaffe es nicht zum Haftprüfungstermin. Ann, kannst du vielleicht für mich …«
    Ann Kathrin Klaasen verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust. Sie wehrte ab. »Nein, nein. Im Grunde bin ich überhaupt nicht mehr da.«
    Sie ließ ihn einfach stehen und rauschte durch den Flur nach draußen. Weller sah ein bisschen beleidigt hinter ihr her und winkte resigniert ab, als habe Reden ja doch keinen Sinn. Aus der Tiefe des Büros rief Rupert: »Erhol dich gut, Ann!«
    In der Polizeiinspektion fühlte Ann Kathrin Klaasen sich verletzbar. Sie war geflohen wie ein waidwundes Tier. Sie fragte sich, was sie eigentlich fürchtete. Rupert und Weller waren nette Kollegen. Manchmal vielleicht etwas ruppig oder unsensibel im Umgang, aber das war es nicht.
    Sie sollten sie nicht so sehen. Sie war kurz davor zu heulen, und das kratzte am Bild der taffen Hauptkommissarin, die immer alles im Griff hatte, egal ob Beruf, Haushalt, Familie oder ihr Körpergewicht.
     
    Der Sex mit Alexa Guhl verlief ganz anders, als Ulf Speicher es sich vorgestellt hatte. Als sie verstanden hatte, wie sehr sie ihm gefiel, hatte sie all ihre Hemmungen verloren und die Initiative ergriffen. Sie stellte Ansprüche, verlangte von ihm, sie hier zu streicheln und da zu berühren. Sie übernahm ganz die Regie bei dem Spiel. Bald schon kam er sich vor wie ein Schuljunge, der von seiner Lehrerin Anweisungen entgegennahm.
    Sie unterbrachen für eine kleine Pause. Er liebte es, zwischendurch Kaffee zu trinken oder auch ein Glas Sekt und das Spiel über den ganzen Abend
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