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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas
Autoren: Martin Scott
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wie Parax, unser guter alter Schuhmacher, zu sagen pflegt. Es gab noch jede Menge anderer Kommentare dieser Art, nicht nur von Parax. Aber selbst die prallsten Kurven können es nicht ausgleichen, wenn ihre Trägerin den Bierkrug auf den Tisch knallt und einen dabei ansieht, als wollte sie einem beim kleinsten Anlass den Kopf abreißen. Wenn Hafenarbeiter, Segelmacher und dergleichen schwer schuftendes Volk nach einem harten Arbeitstag in der Rächenden Axt einkehren, suchen sie ein bisschen Entspannung. Und wenn Makri grantig ist, fällt es jedem schwer, zu entspannen.
    Sie schleudert einen kleinen Papierbeutel in meine Richtung. Er enthält Gebäck aus Morixas Bäckerei. Morixa hat das Geschäft nach dem Tod ihrer Mutter Marzipixa im letzten Jahr geerbt. Marzipixa hatte bedauerlicherweise eine Überdosis Boah genommen. Ein fataler Fehler. Die Droge hat schon viele Opfer in dieser Stadt gefordert. Die meisten Toten kenne ich nicht, aber meine Lieblingsbäckerin vermisse ich schmerzlich. Morixa verfügt leider nicht über dieselbe Geschicklichkeit wie ihre Mutter im Umgang mit dem Backofen, aber ich muss zugeben, dass sie sich allmählich steigert. Was mich sehr erleichtert. Denn mit dem Essen in der Rächenden Axt geht es in letzter Zeit ebenfalls bedenklich bergab. Würden mich Morixas Backwaren nicht über Wasser halten, wäre ich in einem erbärmlichen Zustand. Schließlich habe ich einen stattlichen Leibesumfang zu erhalten.
    Es arbeitet jetzt eine neue Köchin in der Rächenden Axt, eine Frau namens Bocusior. Sie ist keine schlechte Köchin, aber mit Tanrose, der unerreichten Meisterin des Wildeintopfes, kann sie nicht mithalten. Leider hat diese sich mit Ghurd überworfen und lebt jetzt bei ihrer Mutter in Pashish. Als ihr und Ghurds Versuch scheiterte, ihre zwischenmenschlichen Differenzen beizulegen, die vor allem darin bestanden, dass Ghurd einfach keinen Sinn für Romantik hat, hielt ich das zunächst für ein vorübergehendes Problem. Da ich vollkommen süchtig nach Tanroses Eintöpfen, ihren Pasteten, Kuchen und Desserts war, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass sie lange wegbleiben würde. Ich bin sogar so weit gegangen, ihr einen Besuch abzustatten, um ein gutes Wort für Ghurd einzulegen. Und das, obwohl ich eine ziemlich schlechte Leistungsbilanz habe, was Herzensangelegenheiten angeht. Aber es hat nichts genützt. Tanrose ist nach wie vor über Ghurds Kritik an ihrer Buchführung aufgebracht und weigert sich, zurückzukommen. Mein Einwurf, dass der ungehobelte Barbar damit nur auf seine Art seine Zuneigung ausdrücken wollte, verpuffte wirkungslos. Tanrose hockt immer noch schmollend in ihrer Bude, und die Stammgäste der Rächenden Axt müssen weiter leiden.
    Ich bin mit einem Schwert in der Hand durch die ganze Welt marschiert, habe Orks, Menschen, Drachen und Trolle bekämpft. Ich habe miterlebt, wie Freunde niedergemetzelt und ganze Städte niedergebrannt wurden, aber ich kann mir trotzdem nichts vorstellen, was mit dem Leiden vergleichbar wäre, das Marzipixas Tod und Tanroses Abgang verursacht haben. Ein Leben ohne die beiden ist einfach nicht denkbar.
    Ghurd lässt sich von Dandelion ein Bier bringen, obwohl er normalerweise während seiner Arbeitszeit nur selten trinkt. Er ist im Augenblick auch nicht gerade der Fröhlichste. Tanroses Kündigung war ein schwerer Schock für ihn. Er hat fünf Jahre gebraucht, bis er sich überhaupt seine Gefühle für sie eingestehen konnte. Nachdem er so weit gekommen war, hat der störrische alte Kämpfer sogar den Schritt erwogen, um ihre Hand anzuhalten. Und in dem Moment sauste das Fallbeil herunter. Ghurd ist nicht gerade der Typ, der leicht sein Herz ausschüttet, nicht einmal seinem ältesten Kumpel gegenüber. Aber ich merke, wie er leidet. Erst letzte Woche habe ich einer Gruppe junger Söldner unseren bemerkenswerten Sieg über die Niojaner geschildert. Wir beide allein hätten ein ganzes Schwadron niojanischer Soldaten in die Flucht geschlagen. Als ich Ghurd auffordernd ansah, damit er meine Behauptung bestätigte, die übrigens absolut der Wahrheit entsprach, rührte Ghurd sich nicht vom Fleck und murmelte mit ausdrucksloser Miene so etwas wie, dass es schon lange her wäre und er sich nicht mehr so genau daran erinnern könnte. Was meine Geschichte natürlich völlig ruiniert hat. Ich war platt. Wenn Ghurd keine Freude mehr an alten Kriegsgeschichten aufbringt, dann stimmt mit ihm etwas ganz und gar nicht.
    Wir sind ein verdammt
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