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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub
Autoren: Tanja Pleva
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Sauerei hat er im Bad veranstaltet.“
    Die Tür zum Bad war angelehnt und verwehrte somit jeglichen Einblick.
    „Wurde sie vergewaltigt?“
    „Sieht nicht so aus. Keine Spermaspuren, was nicht heißt, dass er nicht doch Verkehr hatte, aber …“
    „Wer sind Sie?“ Ein großer breitschultriger Mann mit schwarzen kurzen Haaren und einer Knollennase unterbrach die beiden. Seine eigentlich gutmütigen Augen waren zu kleinen Schlitzen verengt.
    „Europol“, antwortet Sam knapp.
    „Sie haben hier keinen Zutritt“, blaffte er ihn an und sah Zita wütend an. „Sie kennen doch die Prozedur. Erst wir, dann bekommen Ihre Spezialisten den Leichnam zur Obduktion.“
    Sam bedankte sich mit einem Blick bei Zita und ließ den leitenden Inspektor der Mordkommission, Edgar Vargas, links liegen.  Vergewaltigung mit Kondom würde bedeuten, dass er ihn entsorgt, mitgenommen oder in der Toilette runtergespült hat, dachte Sam. Aber man würde Spuren von ihm an der Frau finden. Ein Haar, eine Hautschuppe, Schweiß - irgendetwas würden sie finden. Er sah sich noch einmal um. Die Frau war gerade vom Shoppen gekommen, das war offensichtlich. War sie hier oben überrascht worden? Dann hätte sich der Täter alleine heimlich Zugang verschafft. Höchstwahrscheinlich mit einer Zimmerkarte. Eine andere Möglichkeit war: Sie hatte ihren Mörder gekannt und ihn eingelassen, war nach oben gegangen, um sich vielleicht frisch zu machen und wurde dann nichts ahnend hier überwältigt.
    Die Leiche wurde in einen weißen Leichensack verstaut und zwei junge Männer schleppten sie die schmale Treppe hinunter.
    Mit der Fußspitze versetzte Sam der Badezimmertür einen kleinen Tritt. Sie öffnete sich wie in Zeitlupe, als würde sie ihn langsam auf das Kommende vorbereiten wollen. Er blieb im Türrahmen stehen. Die Badewanne sowie der Badewannenrand waren blutverschmiert, so auch der ganze Boden und das Waschbecken. Dazwischen lagen Klumpen von Haut und Muskelgewebe und blutdurchtränkte, ehemals weiße Handtücher lagen, wie Putzlappen auf dem Boden verteilt.
    Sam wandte sich ab, er hatte genug gesehen. Er ging zügig die Treppen hinunter. Er brauchte dringend frische Luft. Dort oben hatte es nach menschlichen Exkrementen, Blut und Angstschweiß gerochen. Er wollte diesen Geruch loswerden. Bevor er wieder hinaus in den Gang trat, warf er noch einen letzten Blick ins Zimmer. In der hintersten Ecke saß jetzt ein Mann in einem dunkelgrau bezogenen Sessel, der wie versteinert vor sich hinstarrte. Sam näherte sich ihm langsam und fragte: „Dr. Rewe?“
    „Ja“, antwortete der Mann müde, ohne aufzusehen.
    „Es tut mir furchtbar leid, was mit Ihrer Frau geschehen ist. Ich weiß …“
    „wie ich mich fühle?“, bemerkte der Mann höhnisch. „Das möchte ich bezweifeln.“
    Sam enthielt sich jeglichen Kommentars.
    „Sie sind wohl der deutsche Beamte, den man mir schicken wollte?“
    „Vermutlich.“ Sam ersparte sich weitere Förmlichkeiten und zog sich einen Stuhl heran, um auf gleicher Höhe mit dem Ehemann des Opfers zu sein. „Wann haben Sie in dieses Hotel eingecheckt?“
    „Gestern. Gestern Mittag.“
    „Sie sind Arzt, wie ich den Unterlagen entnehmen konnte?“
    „Ich hatte ihr gesagt, dass ich nicht viel Zeit für sie haben werde, aber sie wollte ja unbedingt mit.“
    „Wo waren Sie heute zwischen drei und fünf?“
    „Ich war den ganzen Nachmittag unterwegs. Erst mit einem Kollegen essen, dann habe ich mich für den morgigen Kongress vorbereitet.“
    „Das war wann?“
    „Gegen fünf.“
    „Und wo?“
    „Na, hier im Hotel unten.“
    „Dafür gibt es ja sicherlich Zeugen?“
    „Nun, ich weiß nicht. Ich denke schon.“
    Sam entging nicht, dass Dr. Rewe bei den letzten Angaben etwas unsicher geworden war. Er wollte es erst einmal dabei belassen und später noch einmal das Thema Alibi angehen.  „Wann haben Sie Ihre Frau denn zuletzt gesehen?“
    „Als sie mit ihren Einkaufstüten durch die Lobby kam. Gegen halb drei.“
    Der Mann antwortete völlig emotionslos. Manche brauchten länger um eine solche Situation zu realisieren, manche weniger, dachte Sam und ließ nach einem Arzt rufen, um auszuschließen, das Dr. Rewe einen lebensbedrohlichen Schock erlitt. Keine Minute später betrat ein Arzt den Raum und begann Dr. Rewes Blutdruck zu messen. Sam stand daneben und nutzte die Gelegenheit, sich Dr. Dennis Rewe etwas näher anzusehen. Er hatte lange Beine und einen langen Oberkörper. Schätzungsweise war er an die ein
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