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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition)
Autoren: Thomas Becks
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konnte, trotz Kinder und Haushalt, nie von der Kunst lassen und brachte sich, was ihr noch fehlte selber bei. Gerald unterstützte sie, indem er ihr auf dem Dachboden des Hauses ein großzügiges Atelier einrichtete, das er ihr zum 30sten Geburtstag schenkte. Cora traf sich wenigstens einmal die Woche mit Katie.
     
       Das Eiscafé hatte draußen einen künstlichen Strand und befand sich in der Dortmunder Hafenanlage. An diesem Abend war es noch sehr warm und der Strand war gut besucht. Viele Eltern saßen auf den Bänken und aßen Eis, während ihre Kinder spielten und Sandburgen bauten. Wenn da nicht ein Meer von Ladekränen zu sehen wäre, hätte es auch irgendwo an der Riviera gewesen sein können. Cora und Katie hatten noch einen der begehrten Sonnenschirme ergattert, sie lagen mit bloßen Füßen in Liegestühlen und genossen ihre Eisportionen. Katie war 1,78 Meter groß und hatte eine Rubensfigur. Sie war eine Frohnatur und wirkte dadurch attraktiv. Sie trug ein kariertes Hemd mit kurzen Ärmeln, das locker über ihre Jeans fiel. Ihre Haut sah frisch aus, und man sah ihr die 40 Jahre nicht an. 
       Cora machte neben ihr einen eher zierlichen Eindruck. Sie trug eine kurze Khakihose und ein weißes T-Shirt. Beide hatten Sonnenbrillen auf den Nasen. Katie hatte gerade ihr Eis aufgegessen und steckte sich eine Zigarette an. »Du könntest jetzt nach einer Gehaltserhöhung fragen«, sagte sie, grinste und zog dabei ihre Sonnenbrille zur Nasenspitze. Cora zog darauf ebenfalls ihre Brille nach vorn und verdrehte die Augen. »Das nennt man Erpressung, glaube ich.«
       »Nein, im Ernst«, sagte Katie. »Ich glaub' Du hast ein Problem, Schätzchen. Im besten Fall geht Dein Chef kommentarlos darüber hinweg. Du weißt doch, der Gentleman schweigt und genießt.« Ein braun gebrannter Kellner kam und stellte ihnen zwei Espressos auf den Tisch, der zwischen den Liegestühlen stand. »Bitteschön«, sagte er knapp und verschwand wieder. Katies Blick folgte noch eine Zeit lang seinem knackigen Hintern. Cora starrte in ihren Eisbecher und stocherte gedankenvoll in ihrem Eis herum.  »In meinem Vertrag steht, dass ich nur mit dem Einverständnis des Arbeitgebers einen anderen Job ausüben darf«, sagte Cora, ohne ihr Eis aus dem Blick zu verlieren. »Jetzt bin ich auch noch eine Bedrohung für ihn, wenn Du verstehst, was ich meine.« Katie zog noch mal kräftig an ihrer Zigarette, bevor sie diese im Sand verschwinden ließ. »Kopf hoch, Kleines, der könnte Dir höchstens eine Abmahnung schreiben. Und dann müsste er Dich ein zweites Mal erwischen, bevor er Dich feuern dürfte«, versuchte Katie sie zu trösten. Cora sah ihrer Freundin mit einem verzweifelten Blick in die Augen. »Katie, ich brauche aber den Zusatzverdienst. Das Finanzamt hängt mir im Nacken, die wollen 30.000 Euro haben, das sind Schulden, die mir Gerald, der Hund, noch durch seine Selbstständigkeit eingebrockt hat, bevor er abgekratzt ist.«
    Katie sah Cora entsetzt an. »Ich dachte, Du hast Deinen Mann geliebt.« Cora schaute sich um, als würden sie belauscht werden. »Katie, Du musst mir versprechen, es nie in Gegenwart meiner Kinder zu erwähnen«, beschwor sie ihre Freundin. »Natürlich nicht«, sagte Katie, mit neugierigem Gesichtsausdruck.   
       »Gerald hatte eine Geliebte«, sagte Cora. »Und damit nicht genug, nein, er hatte auch eine Lebensversicherung abgeschlossen, der liebe Gerald. Und jetzt darfst Du raten, wer die Prämie ausgezahlt bekommen hat.«
       »Nein«, rief Katie, sichtlich schockiert. »Und wer ist sie?«
        »Du kennst sie, Sonja Zobiak.«
       »Die Galeristin Sonja Zobiak?«, fragte sie und vergaß danach ihren Mund zu schließen. »Genau, Katie, unsere Galeristin. Bei der wir beide unsere Ausstellung machten. Das ist auch der Grund gewesen, warum sie mit mir eine zweite und später eine dritte Vernissage eröffnete. Das Luder hatte mehr Gefallen an meinem Mann, als an meinen Bildern. Er war ja auch immer herzlich eingeladen, weil er doch, angeblich, diese tollen Eröffnungsreden halten konnte.« Katie zündete sich eine Zigarette an, setzte sich aufrecht hin und betrachtete ein mit Schrott beladenes Kanalschiff, das den Hafen verließ. Sie nahm die Sonnenbrille ab und schaute Cora tief in die Augen. »Ich hab' keine 30.000, Cora, ich würde sie Dir geben, glaub' mir.« Cora stand auf, setzte sich zu Katie auf den Liegestuhl und umarmte ihre Freundin. »Das weiß ich doch, Katie.
     

Mobbing
       Das
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