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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger
Autoren: Andreas Gößling
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anfangen konnte, ihn mit verzweifelten Befreiungsplänen zu bestürmen, hatte Amos die magische Verbindung schnell wieder unterbrochen.
    Er wollte nicht, dass sich Klara unerfüllbare Hoffnungen machte. Wer einmal in die Fänge der Inquisition geraten war, hatte sein Leben verwirkt. Und noch weniger wollte er, dass sie sich in Gefahr begab, dass sie womöglich ihr eigenes Leben und ihre Freiheit riskierte, um ihn durch einen waghalsigen und von vornherein aussichtslosen Angriff zu retten. Deshalb hatte er ihr auch nicht gleich berichtet, dass der Fürstbischof sich auf einmal entschlossen hatte, ihn nach Nürnberg schaffen zu lassen – und überdies auf so eigentümliche Weise.
    Klara? Nun spürte er schon das vertraute Ziehen von seinem Nabel bis in den Hals hinauf und zugleich ein Sausen hinter seiner Stirn – das Zeichen, dass die magische Verbindung hergestellt war. Doch er zögerte immer noch, ihr jetzt schon von seiner plötzlichen Reise zu erzählen. Wenn er erst in Nürnberg im Inquisitionskerker säße, wäre es immer noch früh genug. Allerdings hielt sich Klara ja wohl nach wie vor im Dickicht unweit der Bamberger Bischofsburg versteckt – wenn sie jetzt von ihm erfuhr, dass er seit Stunden auf dem Weg nach Nürnberg war, konnte sie ihn unmöglich noch einholen und sich dadurch selbst in Gefahr bringen.
    In seinem Inneren erklang ihre Stimme – hell, fast zart und doch kräftig. Amos? Wie froh ich bin, endlich von dir zu hören. Ich versuche seit Stunden, dich zu erreichen.
    Ich weiß, Klara. Das Herz zog sich ihm zusammen. Wie sehr er sie liebte! Niemals in seinem ganzen Leben hatte er irgendeinen Menschen in dieser Weise geliebt. Nicht seine Eltern, die von der Bruderschaft Opus Spiritus ermordet worden waren. Auch nicht seine Schwester Oda, die der Inquisitor Cellari auf dem Gewissen hatte. Und nicht einmal Valentin Kronus.
    Aber gerade deshalb, weil ihm Klara der liebste Mensch auf der ganzen Welt war – gerade darum durfte er auf gar keinen Fall auch noch ihr Leben und ihre Freiheit gefährden. Waldo würde nicht einen Augenblick lang zögern, mit seiner Axt oder seinem Kurzschwert jedermann zu erschlagen, der sich ihnen in den Weg zu stellen wagte. Nicht einmal, wenn ihm ein wunderschönes Mädchen von gerade mal sechzehn Jahren entgegentreten würde, mit langen blonden Haaren und leuchtend grünen Augen, die vor Zorn oder Trauer beinahe schwarz werden konnten.
    Klara, hör mir bitte zu , begann er. Der Fürstbischof lässt mich nach Nürnberg bringen – ich bin schon unterwegs und werde wohl …
    Weiter kam er nicht. So ist es also wahr! , fiel ihm Klara ins Wort und sogar ihre Gedankenstimme klang atemlos.
    Aber woher weißt du denn davon? Vor Verblüffung verschlug es Amos fast die Sprache. Hat irgendwer aus der Burg dir davon erzählt?
    Nicht irgendwer , gab Klara zurück. Und auch nicht aus der Bischofsburg. Ich kann es selbst noch kaum glauben – aber es war Mutter Sophia.
    Mutter Sophia? Sie lebt also? So allmählich verstand Amos gar nichts mehr. Aber woher konnte sie denn wissen, was der Fürstbischof mit mir vorhat?
    Ich weiß es nicht, Amos, antwortete Klara. Jedenfalls ist sie am Leben, sie hat sich letzte Nacht auf dem Gedankenweg bei mir gemeldet und mir ganz genau beschrieben, was ich heute in aller Frühe tun sollte.
    Mutter Sophia war die Äbtissin des Klosters Mariä Schiedung nahe Nürnberg, in dem Klara einige Jahre lang gelebt hatte, nachdemihre Eltern von Mordbrennern umgebracht worden waren – nicht anders als Amos’ eigene Eltern kurz darauf. Die Äbtissin war für Klara wie eine zweite Mutter gewesen. Sie hatte Klara getröstet, wenn sie nachts aus dem Schlaf aufgeschreckt war, weinend und vollkommen verstört, weil sie wieder mal von jenem schrecklichen Tag geträumt hatte, als ihre Eltern ermordet worden waren. Mutter Sophia hatte ihr beigebracht, sich im Gebet vertrauensvoll an Jesus Christus und seine Mutter Maria zu wenden. Durch ihr gütiges Vorbild hatte Klara überhaupt erst erfahren, dass der Gottessohn seine Jünger gelehrt hatte, barmherzig zu sein und stets für die Schwachen und Armen einzutreten – ganz im Gegensatz zu den heutigen Kirchenfürsten, ihren Inquisitoren und Soldaten, die mit Feuer und Schwert überall im Land Angst und Schrecken verbreiteten.
    Allem Anschein nach gehörte auch Mutter Sophia dem Opus Spiritus an – sie hatte Klara die ersten beiden Geschichten aus dem
Buch der Geister
vorgelesen, und sie hatte ihr angekündigt, dass Amos
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