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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie
Autoren: Max Brooks
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von Busreisen als Tarnung, Kontakt und Schutzpersonen auf der anderen Seite, das alles kostete eine Menge Geld. Damals führten die beiden einzigen lukrativen Routen nach Thailand oder Myanmar. In Katschi, wo ich damals lebte, waren die ehemaligen Sowjetrepubliken die einzig mögliche Option. Aber niemand wollte dorthin gehen, was auch der Grund dafür ist, dass ich meinen Lebensunterhalt anfangs nicht als Schetou verdiente. Ich war ein Importeur: Rohopium, ungeschliffene Diamanten, Mädchen, Knaben, was immer in diesen jämmerlichen Zerrbildern von Ländern eben zur Verfügung stand. Der Ausbruch hat das alles verändert. Plötzlich wurden wir mit Angeboten regelrecht zugeschüttet, und das nicht nur von den liudong renkou, sondern auch, wie man so sagt, von Leuten aus den besseren Kreisen. Ich hatte Facharbeiter aus den Großstädten, private Landwirte, sogar Regierungsbeamte der unteren Ränge. Das waren Leute, die viel zu verlieren hatten. Denen war es gleichgültig, wohin sie gingen, die wollten nur raus.
    Wussten Sie, wovor sie flohen?
    Wir hatten die Gerüchte gehört. Wir hatten sogar von einem Ausbruch irgendwo in Katschi gehört. Die Regierung hatte selbstverständlich alles schnellstens vertuscht. Aber wir stellten Mutmaßungen an, wir wussten, dass etwas nicht stimmte.
    Hat denn die Regierung nicht versucht, Ihrem Treiben einen Riegel vorzuschieben?
    Offiziell ja. Die Strafen für Menschenschmuggel wurden erhöht; das Personal der Grenzstützpunkte aufgestockt. Einige Schetou wurden sogar öffentlich hingerichtet, nur um ein Exempel zu statuieren. Wenn man die wahren Hintergründe nicht kannte, wenn man die Lage nicht aus meiner Warte sah, hätte man glauben können, dass die Maßnahmen Wirkung zeigten.
    Wollen Sie damit sagen, dass dem nicht so war?
    Ich will damit sagen, dass ich eine Menge Leute reich gemacht habe: Grenzposten, Bürokraten, Polizisten, sogar den Bürgermeister. Es waren immer noch gute Zeiten für China, und man ehrte den großen Vorsitzenden Mao Tsetung am besten dadurch, dass man sich sein Gesicht auf möglichst vielen Hundert-Yuan-Banknoten betrachtete.
    So erfolgreich waren Sie?
    Katschi war eine blühende Metropole. Ich glaube, neunzig Prozent, vielleicht sogar mehr, des gesamten Überlandverkehrs Richtung Westen kamen dort durch, und sogar ein wenig Luftverkehr blieb übrig.
    Luftverkehr?
    Nur ein klein wenig. Ich transportierte Rentschi nur in Ausnahmefällen per Luft, hier und da einige wenige Frachtflüge nach Kasachstan oder Russland. Kinkerlitzchen.
Es war nicht wie im Osten, wo von Guangdong oder Jiangsu aus jede Woche Tausende Menschen abtransportiert wurden.
    Könnten Sie das näher erläutern?
    Schmuggel per Luft wurde in den östlichen Provinzen zu einem großen Geschäft.
Dort gab es wohlhabende Kunden, die sich Pauschalreisen und Touristenvisa erster Klasse leisten konnten. Die stiegen in London, Rom oder sogar San Francisco aus dem Flugzeug aus, checkten in ihren Hotels ein, gingen sich einen Tag Sehenswürdigkeiten anschauen und verschwanden dann einfach von der Bildfläche. Da war viel Geld zu holen. Ich wollte immer den Luftverkehr für mich erobern.
    Aber was war mit Infektionen? Bestand nicht immer das Risiko, dass man entdeckt wurde?
    Das kam erst später, nach Flug 575. Anfangs buchten nicht allzu viele Infizierte diese Flüge. Und wenn, befanden sie sich in einem sehr frühen Stadium. Schetou, die Luftreisen organisierten, waren außerordentlich vorsichtig. Wenn man Anzeichen einer fortgeschrittenen Infektion erkennen ließ, durfte man nicht einmal in ihre Nähe kommen. Sie mussten ihr Gewerbe um jeden Preis schützen. Die Faustregel lautete, man konnte die Beamten der Zollkontrolle nur täuschen, wenn man vorher seinen Schetou getäuscht hatte. Man musste vollkommen gesund erscheinen und handeln, und selbst dann war es stets ein Wettlauf mit der Zeit.
Vor Flug 575 hörte ich eine Geschichte über ein Paar, einen sehr vermögenden Geschäftsmann und seine Frau. Er war gebissen worden. Nicht schlimm, müssen Sie wissen, sondern einer dieser »langsamen« Fälle, bei denen alle wichtigen Blutgefäße verfehlt wurden. Ich bin sicher, sie glaubten, dass es im Westen eine Möglichkeit der Heilung gab, das glaubten damals viele Infizierte. Offenbar trafen sie in ihrem Hotelzimmer in Paris ein, als sein Zusammenbruch gerade begann. Seine Frau wollte einen Arzt rufen, doch er verbot es. Er fürchtete, sie könnten zurückgeschickt werden. Stattdessen befahl er ihr,
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