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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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wahr?»
    «Hör mir gut zu - wohin gehst du?»
    «Ich danke dir für das reizende Mittagessen, Vater.» Teddy erhob sich würdevoll. «Aber jetzt muß ich gehen. Ich muß irgendwo eine Unterkunft für meine Fische finden.»
    «Komm sofort zurück, du junger Dachs!»
    «Guten Tag, Vater.»
    Er verließ mit großen Schritten das Restaurant. Als letztes hörte er hinter sich den Aufschrei: «Ober! Bringen Sie mir eine Flasche Cognac und Whitakers Almanach! »
     

3
     
    Ich persönlich hätte mich ja nicht darum gerissen, Abigail Fitzhammond zu heiraten, wenn sie auch eine große, schlanke Brünette war und ihre Beine in ihrer Makellosigkeit an zwei frischgespitzte Bleistifte gemahnten. Es war das alte Lied von des einen Mannes Nachtigall und des anderen Uhl. Für den jungen Teddy kam sie jedenfalls direkt vom Himmel und trug seinen Namen im Kleiderschildchen eingestickt.
    «George!» hatte er ausgerufen, als er seinen Freund voriges Jahr zu Beginn des Herbstsemesters in Oxford erblickte. «Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden.»
    «Ach, hallo, Ted. Das freut mich aber», antwortete George Churchyard.
    Sie hatten einander im Eingangstor des Colleges getroffen, das mit einer Anzahl von bunten Ankündigungen prangte, die von allen Arten von Hochschulveranstaltungen von Madrigalen bis zum Marxismus variierten. Im Tor stauten sich Berge von Koffern, Fahrrädern und ziemlich verdatterte Neuankömmlinge.
    «Ich werde die wunderbarste Frau heiraten, die jemals geschaffen wurde», erläuterte Teddy.
    Er schwelgte ungefähr zehn Minuten in diesen Herrlichkeiten. Sie wissen ja, wie sich Burschen unter solchen Voraussetzungen benehmen.
    «Und wo», gelang es George endlich, auch ein Wort einzuflechten, «hast du dieses ungewöhnliche Geschöpf kennengelernt?»
    «Ich nahm mich ihrer auf dem Trafalgar Square an.»
    «Tt, tt, tt», meinte George.
    Er wußte, daß die Familie Brickwood stolz darauf war, sich den kleinen Mängeln und Eigenwilligkeiten der menschlichen Natur gegenüber einer großmütigen Nachsicht zu befleißigen, über die sie anderswo die Augenbrauen hochziehen würden wie eine Schar zum Himmel aufsteigender Fasane. Dennoch fand George, daß diese Art von Bekanntschaft, wenn sie auch als Gesprächsthema für einen unbeschwerten Studentenabend völlig ausreichte, kaum den ersten, schwerwiegenden Schritt auf dem Weg zum Altar darstellen konnte.
    «Du hast sie einfach angesprochen?» fragte er mit leichtem Tadel in der Stimme.
    George war älter als Teddy Brickwood. Sein Vater, der als Universitätsprofessor in Australien tätig war, hatte ihn bereits in Sydney einmal in das Mahlwerk des Hochschullebens gestoßen.
    «Ja, an einem Sonntagnachmittag.»
    «Hm.»
    «Es geschah im letzten Juli. Ich langweilte mich, allein in der Wohnung meines Alten auf dem Eaton Square, beinahe zu Tode», erzählte Teddy, als sie durch den Hof schlenderten und eine verborgene schrille Glocke ihre Stimme erhob, um den Abendgottesdienst anzukündigen. «Du weißt doch, wie es in London an einem Sonntag aussieht. Ungefähr so lebhaft wie in einer Regennacht in Stonehenge. Ich dachte, ich könnte ein wenig im Sonnenschein Spazierengehen, und wanderte am Palace vorbei, die Mall hinunter, und dachte an nichts Besonderes, als ich plötzlich auf dem Pflaster vor mir ein schönes Mädchen zu meinen Füßen liegen sah. Natürlich glaubte ich, sie sei von einem Taxi überfahren worden oder sonst verunglückt und half ihr auf die Beine. Sie wurde in meinen Armen bewußtlos. Du kannst dir nicht vorstellen, wie aufregend das war.»
    «Du meinst, sie hatte einen Schwindelanfall?»
    «Nein, es war eine dieser Zusammenkünfte zum Kampf gegen die Atombombe. Als sie entdeckte, daß ich kein Polizist bin, mußte ich sie natürlich wieder auf den Boden legen. Aber neben ihr war ein Bursche, der Gitarre spielte, und der war so anständig, mir einen Sitzplatz anzubieten. Vom ersten Augenblick verstanden Abigail und ich einander prächtig», erinnerte sich Teddy beglückt, als sie an der Treppe anlangten. «Das Ergebnis war, daß ich sie, während die anderen in die Bow Street abgeführt wurden, zu einer Tasse Tee ins Lyons Corner House führte. Vierzehn Tage später beschlossen wir zu heiraten.»
    Natürlich wünschte George ihm viel Glück.
    «Im Augenblick», fügte Teddy nüchtern hinzu, «steht unserem zukünftigen Glück nur ein Hindernis im Wege.»
    «Man hat sie ins Gefängnis von Holloway gesperrt?»
    «Nein. Es handelt sich um Geld.»
    «Ach,
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