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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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«Ich spreche von dir.»
    «Von mir?»
    «Jawohl!» Sie griff nach ihrer Handtasche. «Ich hab dir lange genug die Stiefel abgeleckt. Die irdenen Füße beginnen durchzu-schimmem. Was mich betrifft, so kannst du zu deinen widerlichen Fischen ins Aquarium steigen, und ich hoffe nur, daß man darauf vergißt, dich mit Ameiseneiern zu füttern.»
    «Aber-» Er stand auf. «Wo willst du hin?»
    «Nach Hause. Ich nehme den nächsten Zug. Und wenn Sie es wagen sollten, mir zu folgen, Mr. Brickwood, oder auch nur einen Telefonhörer aufzuheben, um mich anzurufen-ja, wenn Sie
    die Unverfrorenheit haben sollten, in Zukunft auch nur an mich zu denken, werde ich so laut schreien, daß man es vom Berkeley Square bis zu Scotland Yard hört. Ihr Ring!»
    Sie schleuderte ihn auf den gedeckten Teetisch.
    «Abigail!» hielt Teddy ihr ziemlich zittrig entgegen. «Das könntest du noch bedauern.»
    Sie lachte wie eine stumpfe Kreissäge, die auf ein Astloch stößt. «Wenn es jemals dazu kommt, werde ich mir einen Korb mit sauren Trauben besorgen lassen. Guten Tag!»
    Sie streifte die Handschuhe über, reckte die Nase hoch und rauschte hinaus.
     
    «Und seither habe ich nichts von ihr gehört», beendete Teddy den Bericht, den er seinem Vater über das Tête-à-tête erstattet hatte.
    Mr. Brickwood stieß einen Schrei aus, der die crêpés Suzettes abermals in Gefahr brachte.
    «Du Idiot!» brüllte er. «Du Narr! Hast du nicht versucht, sie aufzuhalten? Bist du ihr nicht nachgerannt? Was bist du, ein Mann oder eine kastrierte Maus?»
    Teddy zuckte die Achseln. «Ich war vermutlich im Augenblick zu sehr vor den Kopf geschlagen, um etwas zu tun», gestand er.
    Tatsächlich stand der arme Bursche einfach dort und hatte sich gefühlt wie Romeo, wenn Julia ihn vom Balkon gestoßen und dann wie eine Hyäne über sein gebrochenes Bein gelacht hätte. Der unwirkliche Eindruck eines Alptraums hielt ihn gefangen. Aber da war der Ring, der in der Butter funkelte. Und von Abigail war nichts als eine Wolke eines ziemlich kostspieligen Parfums zurückgeblieben.
    «Du nimmst ein Taxi, fährst sofort zum Berkeley Square und entschuldigst dich», befahl Mr. Brickwood mit erhobenem Finger.
    «Nein, Vater», erwiderte Teddy mannhaft. «Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluß gelangt, daß es das beste war. Jene wenigen Augenblicke enthüllten mir einen höchst unliebenswürdigen Zug von Abigails Charakter, und ich -»
    «Du wirst diese Frau auf den Knien um Vergebung anflehen!» schrie Mr. Brickwood. «Du hast doch den Ring noch nicht versetzt?» fügte er nervös hinzu.
    «Es ist sehr gütig von dir, Vater, daß du stets an meine Zukunft denkst, aber-»
    «Halt den Mund, du Schafskopf! Ich denke nicht an deine verdammte Zukunft, sondern an meine.»
    Teddy runzelte die Stirn. «Deine? Aber du heiratest Abigail doch nicht?»
    «Du Esel! Ich habe mich völlig darauf verlassen, daß ihr Vater Geld in meinen Verlag stecken wird.»
    «Geld?» Teddy sah ihn verdutzt an. «Aber Brickwood&Vole ist doch sicher der älteste, bekannteste unabhängige Verlag Londons?»
    «Jawohl, du Armleuchter, und wie jeder andere unabhängige Verlag sind wir pleite.»
    «Pleite?»
    «Verarmt, insolvent. So sehr am Trockenen wie ein Boot in der Wüste.»
    «Aber...» Er wies auf das luxuriöse Bild jener Leute, die es sich rund um sie auf Spesenkonto gutgehen ließen. «All das -»
    «Geringfügige Annehmlichkeiten am Rande», sagte sein Vater ungeduldig. «Sag ihr, es war alles nur ein Mißverständnis. Erkläre ihr, du hättest einen Nervenzusammenbruch gehabt. Setz die Hochzeit fest. Der nächste Donnerstag würde mir ausgezeichnet passen.»
    Teddy setzte sich kerzengerade auf. Sein Rechtsempfinden war tief gekränkt, als er erkennen mußte, daß sein Vater den ihm angetanen Schimpf nicht unverzeihlich fand, sondern gleichsam mit der Axt hinter ihm her war. «Das werde ich nicht tun», erklärte er gemessen. «Nicht nachdem sie mich so abscheulich behandelt hat. Von den Fischen ganz zu schweigen.»
    «Ach! Dann berührt es dich also nicht, daß ich mit einem Fuß im Grabe stehe und mit dem anderen an der Schwelle des Konkurses, wie? Du wirst Abigail Fitzhammond heiraten.»
    «Das werde ich ganz bestimmt nicht.»
    «Du bist nichts weiter als ein verstockter und undankbarer Laffe!» schrie Mr. Brickwood und gab damit den crêpes Suzettes endgültig den Rest.
    «In diesem Fall wäre ich ja wohl auch kein besonders erstrebenswerter Gatte für sie, nicht
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