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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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fotogene Stellung, während ihre Agenten ihnen die Tantiemenabrechnungen besorgen. Der Premierminister, der Erzbischof und Mao Tse-tung konnten die Imitation ertragen. Nicht so Professor Needler.
    «Ich dachte, ich hätte Ihnen beiden bereits zweimal nahegelegt, diese lächerliche Darstellung aus Ihrem kindischen Programm zu streichen», wandte er sich in seinem Büro an die beiden Kleinkunstvertreter.
    «Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Sir», stotterte Teddy nervös. «Aber das Publikum lachte so herzlich, daß wir uns vermutlich fortreißen ließen.»
    «Und fortgerissen sollen Sie auch bleiben», erwiderte der Professor. «Ich habe mich mit dem Rektor unterhalten, und Sie werden die Freundlichkeit besitzen, beide bis morgen abends das College verlassen zu haben.»
     
    «Wahrscheinlich hat er befürchtet, es könnte seiner Beliebtheit beim Fernsehen schaden», schloß Teddy niedergeschlagen, lehnte sich zurück und betrachtete seinen Vater mit dem Ausdruck des verlorenen Sohnes, der eben an die Tür gepocht hat.
    Inmitten der Geräusche von Tellern und Bestecken entstand eine kleine Insel der Stille.
    «Mein Junge -» Mr. Brickwoods Stimme bebte gefühlvoll. «Mein Junge, ich bin ja so stolz auf dich!»
    «Wie bitte?» Teddy blickte auf.
    «Jawohl, stolz!» wiederholte Mr. Brickwood. «Von Oxford relegiert zu werden, beweist eine erfrischende Unabhängigkeit des Geistes in einer ansonsten hoffnungslos verstaubten Institution.
    Und gar hinausgeworfen zu werden, weil du dich gegen diesen eingebildeten, aufgeblasenen Schulmeister, diesen Hausierer mit vorgekauter intellektueller Säuglingsnahrung aufgebäumt hast, der mir außerdem meine sämtlichen Sonntage völlig verpatzt -das ist die Tat eines echten Märtyrers.»
    Teddys Gesicht nahm den Ausdruck des bewußten Mannes an, der bereits an die Wand gestellt wurde, tapfer die Augenbinde und die letzte Zigarette ablehnt und einen Kerl gewahrt, der auf seinem Pferd daherprescht und mit einem Blatt Papier winkt, auf dem erklärt wird, daß das Urteil nichts als ein böser Irrtum war.
    «Das ist wirklich ganz wunderbar von dir, Vater.» Zum erstenmal erhellte ein Lächeln seine Züge. «Daß du es so auffaßt, meine ich.»
    «Ich mag in meinen Anschauungen etwas altmodisch sein», erklärte Mr. Brickwood feierlich, «aber ich finde, daß ein Vater die Pflicht hat, jederzeit auf seiten seines Sohnes zu stehen. Wenn ein junger Mann einmal von seinem eigenen Vater kein Verständnis mehr erwarten kann -» er fuhr sich flüchtig mit dem Taschentuch hinter die goldene Brillenfassung - «dann ist die Welt wirklich ein sehr trauriger Ort.»
    «Ich fürchte allerdings, damit fällt das Außenamt für mich flach», gab Teddy zu.
    Er hatte sich für den diplomatischen Dienst entschlossen und mit Bestimmtheit vorausgesetzt, in kürzester Zeit in Kniehosen umherzuwandeln und auf das niederträchtigste mit ausländischen Premiers umzuspringen.
    «Das ist kein großer Schaden», ließ Mr. Brickwood sich großartig vernehmen. «Ich würde dir nicht empfehlen, in die Firma einzutreten, meinjunge. Früher einmal gab es keine angenehmere und lehrreichere Art für einen jungen Oxford-Graduierten, drei- oder viertausend Pfund zu verlieren, als in der Verlagsbranche, aber heute, bei den vielen Taschenbuchausgaben, ist das kein Beruf mehr für einen Gentleman. Ich bin sicher, Abigails Vater wird es ein leichtes sein, in seiner riesigen Organisation einen Platz für dich zu finden.»
    «Tja, die Sache hat nur einen Haken», sagte Teddy mit unfrohem Lachen. «Abigail und ich haben es uns überlegt.»
    «Was!?» Mr. Brickwood fegte sein Champagnerglas vom Tisch, wodurch die Gesellschaft, die am Nebentisch mit Genuß ihre crêpes Suzettes aß, einigermaßen aufgeschreckt wurde. «Überlegt? Was denn überlegt? Eure Verlobung?»
    Teddy nickte. «Ja. Wir werden vermutlich eine Notiz in der Times einschalten lassen müssen, mit der wir die Öffentlichkeit davon in Kenntnis setzen, daß aus der Hochzeit nichts wird. Aber das kann ich leicht noch im Laufe des heutigen Nachmittags besorgen.» Er lachte trocken. «Schließlich habe ichja sonst nicht viel zu tun.»
    «Du gütiger Himmel!» Mr. Brickwood trommelte auf den Tisch und zerquetschte dabei ein ziemlich klebriges petit four. «Wie, zum Teufel, ist denn das geschehen?»
    Teddy erweckte den Eindruck, als wäre er ertappt worden. «Es war wegen der Fische.»
    «Fische?»
    Er nickte. «Ich will es dir erklären.» Er bemerkte, daß sein Vater
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