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Oneway to Montréal - Roman (German Edition)

Oneway to Montréal - Roman (German Edition)

Titel: Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Autoren: Katie S. Farrell
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anhielten.
    Es wimmelte dort bereits vor Menschen …
    Sie schlüpfte in eine Jeans , warf sich ein T-Shirt über und eilte die Treppen hinunter.
     
    Als sie bereits die Tür aufriss, um nach draußen zu stürmen, kam ihr Dan entgegen.
    Er fing ihren Schwung ab und hielt sie mit beiden Händen fest.
    Er schluckte – ein riesiger Kloß schien in seinem Hals weiter anzuschwellen – und sagte mühsam mit rauer Stimme:
    „Bleib hier, Sammy! Du kannst da jetzt nicht hin!“
    Sie sah ihn mit großen Augen an.
    „Was ist denn dort unten los, Dan? Warum sind die Polizei und der Krankenwagen da? Ist jemandem etwas passiert?“
    Dan schwieg, es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben. Erst jetzt bemerkte das Mädchen, dass er leichenblass war.
    Ihr Vater kam eilig die Treppe herunter. Er band sich gerade noch seinen Morgenrock zu und im nächsten Augenblick zog er Sammy ins Haus und sagte zu Dan gewandt:
    „Komm mit rein, Junge! Was ist los dort draußen?“
    Dan trat ein und Sammys Vater schloss die Tür hinter ihm. Dan presste die Augen zu, als könne er den Anblick, der sich ihm vor wenigen Minuten geboten hatte, damit zurückdrängen.
    Aber es ging nicht! Als er sie wieder öffnete, sah Sammy zu ihrem Entsetzen, dass Tränen darin standen.
    Dan, der sonst so toughe Dan weinte! Im gleichen Moment spürte sie, wie auch ihr selbst die Tränen in die Augen schossen, obwohl sie den Grund dafür noch gar nicht kannte. Aber es musste etwas Furchtbares sein.
    Auch Edouard de Montfort packte nun die Furcht.
    „Dan, was ist geschehen? Ist etwas mit deiner Mutter? Dan, sprich mit mir!“
    „Patrice!“, stammelte der Junge. „Patrice ist tot!
    Ich glaube, er ist ertrunken! Er liegt dort unten am Ufer. Er ist ganz blass und seine Augen sind weit offen. Er hat mich direkt angesehen, obwohl er sich nicht mehr bewegt! Patrice ist tot!“
    Sammy begann leise zu weinen.
    Ihr Vater stand wie erstarrt, dann schob er die Kinder sanft ins Esszimmer und griff anschließend zum Telefon.
    „Nadine, bitte komm sofort zu uns. Keine Sorge um Dan, er ist hier, aber es ist etwas Furchtbares geschehen!“
     
    Der Tag, der so grausig angefangen hatte, wurde noch viel schlimmer.
    Nadine Cameron kümmerte sich um die Mutter von Patrice; Dan und Sammy blieben in der Obhut Edouard de Montforts.
    Abends erschien Dans Mutter mit geröteten Augen und fiel erschöpft in einen Sessel. Sammy brachte ihr mit zitternden Händen eine Tasse Tee. Nadine dankte ihr leise.
    Dan zog sich einen Stuhl neben de n Sessel und fragte die Mutter vorsichtig:
    „Was ist geschehen, Mum? Wie geht es Patrice‘ Eltern?“
    Nadine sah Edouard mit einem fragenden Seitenblick auf Sammy an. Das Mädchen hatte sich ganz dicht an Dan gedrängt und zitterte.
    „Was auch immer sie morgen in der Zeitung lesen oder in der Schule hören wird, erfährt sie besser hier und jetzt von dir, Nadine!“, sagte der Vater entschlossen.
    Dan zog Sammy auf seinen Schoß und hielt sie fest.
    Seine Mutter kämpfte offensichtlich um ihre Fassung.
    Ganz konnte sie das Beben in ihrer Stimme jedoch nicht unterdrücken.
    „Patrice ist gestern Abend von hier aus nach Hause gegangen. Er saß noch eine Weile am Computer, dann hat er seinen Eltern eine gute Nacht gewünscht. Anschließend ist er wohl aus dem Fenster geklettert. Die Polizei untersucht den Computer, ob es Hinweise gibt, dass er sich noch verabredet hat. Beinahe alle Nachbarn wurden von der Polizei befragt, keiner scheint etwas beobachtet zu haben.“
    Sie machte eine kurze Pause, dann holte sie tief Luft und sprach zögernd weiter:
    „Irgendwann zwischen Mitternacht und heute früh ist er ertränkt worden!“
    Sie sah in die drei fassungslosen Gesichter vor ihr. Mit Nachdruck erklärte sie:
    „Patrice ist nicht ertrunken, jemand hat ihn ermordet!“
    Sammy schlang die Arme so fest um Dans Hals, dass ihm die Luft wegblieb. Ihre Schultern zuckten krampfhaft und lautes Schluchzen erfüllte den Raum.
    Die unbeschwerte Kindheit der beiden war mit einem grausamen Schlag vorüber.
     
    Nicht lange danach heirateten Edouard und Nadine und zogen mit den Kindern ans andere Ende von Kingston, weit weg vom Fluss, der ihnen früher so lieb gewesen war.
    Der dunkle Schatten des nicht aufgeklärten Mordes an dem guten Freund lag schwer auf ihren Seelen.
    Und gerade zu der Zeit, als sie selbstständig und erwachsen wurden und das Furchtbare langsam in Vergessenheit geriet, kam der Schatten erneut über sie.

K ingston
    Samantha de Montfort nahm
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