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Olympos

Titel: Olympos
Autoren: Dan Simmons
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Priamos, einen der Prinzen von Troja, neun Tage, die großenteils von Spielen zu E h ren des Toten eingenommen wurden – darunter Wage n rennen und sportliche Wettkämpfe, an deren Ende meist ein Speerwerfen stand. Doch Menelaos wusste, dass die rituellen neun Tage, seit Apollo Paris in Holzkohle verwandelt hatte, für die lange Reise der Karren und Holzfäller zu den verbliebenen Wäldern im Ida-Gebirge, viele Kilometer entfernt im Südosten, draufgegangen waren. Man hatte die kleinen Maschinenwesen namens Moravecs gebeten, die Holzfäller mit ihren Hornissen und magischen Ger ä ten zu begleiten und sie mit ihrem Kraf t feld vor einem etwaigen Angriff der Götter zu schützen – der natürlich erfolgt war. Aber die Holzfäller hatten ihre Arbeit g e tan.
    Erst jetzt, am zehnten Tag, war das gesammelte Holz in Troja eingetroffen, wo es nun für den Scheiterhaufen bereitlag. Menelaos und viele seiner Freunde, darunter auch Diomedes, der jetzt im achäischen Kontingent neben ihm stand, hielten die Ve r brennung von Paris ’ stinkendem Kadaver auf einem Scheiterha u fen allerdings für reine Verschwendung von gutem Brennholz; sowohl in Troja als auch in den sich kilometerweit hinziehenden achäischen Lagern an der Küste gab es nämlich schon seit vielen Monaten kein Holz für Lagerfeuer mehr, weil die verkrüppelten Bäume und die Wälder in der Umgebung von Ilium nach zehn Jahren Krieg so gut wie abgeholzt waren. Auf dem Schlachtfeld wimmelte es von Baumstümpfen. Selbst die Zweige waren schon längst eingesammelt worden. Mittlerweile bereiteten die achä i schen Sklaven das Essen für ihre He r ren über Dungfeuern zu, was weder den Geschmack des Fle i sches noch die schlechte Stimmung der achäischen Recken ve r besserte.
    Die Spitze des Leichenzugs bildete ein Korso einzelner trojan i scher Streitwagen; die Hufe der Pferde waren mit schwarzem Filz umwickelt und erzeugten kaum ein Geräusch auf den großen Steinen der Hauptstraße und des Marktplatzes. Auf diesen Streitwagen, neben ihren Rosselenkern, standen schweigend ein i ge der größten Helden Iliums, Kämpfer, die mehr als neun Jahre des ursprünglichen Krieges und nun auch noch acht Monate di e ses noch schrecklicheren Krieges gegen die Götter übe r lebt hatten. Als Erster kam Polydoros, ein weiterer Sohn des Priamos, g e folgt von Paris ’ anderem Halbbruder, Mestor. Der nächste Streitwagen gehörte dem trojanischen Verbündeten Ipheus, dann kam Laod o kos, Antenors Sohn. Ihnen folgten jeweils in ihrem eigenen juw e lengeschmückten Streitwagen der alte A n tenor selbst, wie immer unten bei den Kämpfern statt oben bei den anderen Ältesten, dann der trojanische Führer P o lyphetes und schließlich Sarpedons berühmter Wagenlenker Thrasym e los, der seinen Herrn vertrat, einen der Führer der Lykier, den Patroklos vor mehreren Monaten getötet hatte, als die Trojaner noch gegen die Griechen statt gegen die Götter kämpften. Als Nächster kam der edle Pylartes – natü r lich nicht der Trojaner, den der große Ajax kurz vor Beginn des Krieges gegen die Götter getötet hatte, sondern der andere Pyla r tes, der so oft an der Seite von Elasos und Mulios kämpfte. Auch Per i mos, Megas ’ Sohn, sowie Epistor und Melanippos beteiligten sich an diesem Korso.
    Menelaos erkannte sie alle, diese Männer, diese Helden, diese Feinde. Tausend Mal hatte er ihre verzerrten, blutbesudelten G e sichter unter den Bronzehelmen über die kleine, tödliche Distanz des Lanzenstoßes oder Schwerthiebs hinweg gesehen, die ihn von seinen beiden Zielen trennte – Ilium und Helena.
    Sie ist nur fünfzehn Meter entfernt. Und niemand wird mit meinem Angriff rechnen.
    Im Anschluss an die kaum hörbaren Streitwagen führten Stal l burschen die potenziellen Opfertiere vorbei: zehn Pferde, die fast zu Paris ’ besten gehörten, seine Jagdhunde und Scharen fetter Schafe – Letztere ein echtes Opfer, da sowohl Wolle als auch Lammfleisch unter der Belagerung der Götter knapp wurden –, dazu einige alte, schwerfällige Rinder mit krummen Hörnern. Diese Rinder waren keine stolze Opfergabe – wem sollte man schließlich opfern, wo die Götter nun Feinde waren? –, sondern ihr Fett sollte den Scheiterhaufen heller und heißer brennen la s sen.
    Hinter den Opfertieren kamen Tausende trojanischer Fußsold a ten, die an diesem trüben Wintertag alle ihre auf Hochglanz p o lierten Rüstungen trugen. Ihre Reihen erstreckten sich durchs sk ä ische Tor bis hinaus auf die Ebene von
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