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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz
Autoren: Michael Wagner
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hielt in der Bewegung inne.
    „ Er lebt. Agayer lebt. Lea hatte einen Briefumschlag in ihrem Kasten“, sagte Hell mit lebhafter Stimme
    Franziska sah die Bestürzung in seinen Augen. „Seid ihr denn sicher?“
    „ Nein, die KTU untersucht ihn, dann wissen wir definitiv, ob er identisch ist.“
    Sie legte ihren Schal auf die kleine Kommode im Flur und hängte ihren Mantel auf einen hellen Holzbügel.
    „ Ihr habt gesagt, das Boot brannte lichterloh, weil der Benzinkanister in die Luft geflogen ist. Kann das jemand überleben?“
    „ Genau diese Frage habe ich mir eben auch gestellt, Franziska. Wenn es jemand fertigbringt, dann dieser Agayer“, antwortete Hell und lehnte sich in der Küche gegen den Küchenblock. Er stieß mit dem Kopf gegen eine Pfanne, die dort mit einigen anderen hing. Franziska Leck war in ihrem zweiten Leben eine begnadete Köchin. Daher war auch ihre Küche sehr gut und modern ausgestattet. Sie hatte Geräte dort, von deren Existenz er bisher keine Ahnung hatte. Er hielt den amerikanischen Kühlschrank mit eingebautem Wasser - und Eisspender für die Krone der Küchentechnik. Aber nur so lange, bis er die Küche von Franziska kennenlernte.
    „ Vorsichtig. Dein Kopf hat Dellen genug. Warte erst einmal die Ergebnisse der KTU ab, dann könnt ihr euch immer noch einen Kopf machen“, sagte sie verschmitzt und legte ihre Hand auf seine Schulter.
    „ Du hast Recht“, sagte Hell. Er ging zum Kühlschrank und holte sich eine Limonade heraus.
    „ Magst Du auch ein Glas?“
    „ Ja, gerne. Man muss sich erst an die Wärme gewöhnen“, sagte sie. Mitte der Woche waren es plötzlich siebzehn Grad in Frankfurt gewesen, jetzt am Wochenende waren die Temperaturen wieder etwas gefallen. Für die kommende Woche war wieder Schnee vorhergesagt. Der März war in den letzten Jahren der neue April. Alles war etwas früher und ein wenig extremer, so schien es ihr.
    Mit ihren gefüllten Gläsern setzten sie sich ins Wohnzimmer. Hells Miene hatte sich nicht wirklich gebessert, fand Franziska Leck. Sie wusste nur zu gut, wie instabil sein Zustand noch war. Obwohl er es sich nicht eingestand. Die Stunden in der Gewalt der Kidnapper hatten Spuren hinterlassen.
    *
    Dennis Seib hatte an diesem Wochenende Dienst in der KTU. Als er den Anruf seines Chefs bekam, traute er erst seinen Ohren nicht. Jeder hatte damit gerechnet, den Namen Agayer nie mehr zu hören. Doch nun war alles anders. Vor ihm lag der Umschlag. In einem Asservatenbeutel daneben steckte das Foto. Mit gespanntem Blick stand Lea Rosin ihm gegenüber auf der anderen Seite des Untersuchungstisches. Fingerabdrücke hatte er keine gefunden. Jetzt war er dabei, den Umschlag genauer zu untersuchen. Er schnitt einen kleinen Schnipsel vom Papier ab und legte ihn unter das Mikroskop. Parallel dazu hatte er auf dem Bildschirm einen Schnipsel aus dem ersten Umschlag, der an Frau Rosin geschickt worden war. Während er die beiden Proben betrachtete, runzelte er die Stirn. Er legte das aktuelle Bild des Mikroskops neben die alte Probe. Man konnte mit bloßem Auge eine Ähnlichkeit erkennen. Ein paar Tipper auf der Tastatur und die beiden Bilder tauchten vor ihnen auf dem Flat Screen auf.
    „ Und?“, fragte sie mit leicht gereizter Stimme und starrte auf den großen Bildschirm an der Wand.
    „ Ich lasse es noch durch das Massenspektrometer laufen, aber der erste Anschein sagt: Sie sind identisch. Wenn das Ergebnis bei dem Fotopapier ebenso ausfällt, haben wir eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es sich um …“
    „ Scheiße! Das kann doch nicht wahr sein“, fuhr ihm Rosin ins Wort, „Wie kann der Kerl das überleben?“
    Seib zuckte mit den Schultern.
    Ohne seine Antwort abzuwarten ging sie mit einem gemurmelten „Danke“ aus dem Raum. Es fielen ihr jetzt Sätze aus Kriminalroman ein, die sie früher haufenweise verschlungen hatte. Sätze, die eine Unausweichlichkeit beschrieben, so wie: Das Leben endete tödlich. So oder so. Für manche nur schneller.
    Aber im Unterschied hierzu war ihr Leben keine Literatur, sondern Realität. Diese Bedrohung war real für sie. Lea Rosin überlegte, ob sie nun etwas in ihrem Leben ändern sollte. Was könnte sie ändern? Sich daheim verkriechen und die Kollegen die Kartoffeln für sie aus dem Feuer holen lassen? Nein. Das kam für sie nicht in Frage. Agayer war auf sie zugekommen. Er hatte dafür einen Grund. Sie hatte ihn verletzt. Als Polizistin, die sich gegen einen Entführer wehrte. Sie überlegte weiter. Gab es
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