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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige
Autoren: A Plichota
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ist schon rein mathematisch unmöglich.«
    Der Kapiernix machte ein so enttäuschtes Gesicht, dass Gus und Oksa laut lachen mussten. Schließlich kam Oksa ihm zu Hilfe.
    »Kapiernix, du solltest mal draufspucken!«
    »Spucken? Aber das wäre doch sehr rüpelhaft!«, gab das Geschöpf zu bedenken.
    »Nein, ehrlich, versuch’s mal.«
    Der Kapiernix gehorchte und spuckte mit einem nicht gerade appetitlich klingenden Räuspern auf das Scheit. Sofort begann der Holzklotz in der Mitte zu schmelzen und beißenden Rauch freizusetzen, als wirke eine ätzende Säure auf ihn ein. Halb lachend, halb hustend half Oksa dem begriffsstutzigen Geschöpf, die beiden Holzscheite in den Kamin zu werfen.
    »Das war echt stark, Kapiernix«, lobte sie ihn.
    »Danke. Dieses Sodbrennen macht mir allerdings ein wenig zu schaffen.«
    »Du Ärmster«, sagte Oksa mitfühlend und streichelte ihm über den Kopf.
    Da betrat Dragomiras Plemplem in seiner piekfeinen blauen Latzhose den Raum.
    »Meine Junge Huldvolle«, meldete er sich zu Wort. »Die Alte Huldvolle hat die Äußerung das Wunsches getan, in den Genuss Eurer Gesellschaft zu kommen. Würdet Ihr wohl die Zustimmung gewähren, von der Plemplem-Dienerschaft zu ihr geleitet zu werden?«
    »Äh … ja, natürlich!«, antwortete Oksa ein wenig beunruhigt. »Bis nachher, Gus …«
    Gus winkte ihr flüchtig zu, und sie folgte dem Plemplem die breite Treppe hinauf.

Die Schatten der Vergangenheit
    D
ragomiras Silhouette war im Halbdunkel des Zimmers nur undeutlich zu sehen, doch an ihren zu Schnecken aufgerollten geflochtenen Zöpfen und den Ohrringen in Form von Schaukeln, auf denen winzige – aber lebendige! – Vögelchen saßen, hätte Oksa sie unter Tausenden wiedererkannt.
    »Komm rein, meine Duschka, komm nur«, erklang ihre Stimme.
    Ein dicker, granatroter Teppich schluckte das Geräusch von Oksas Schritten. Sie ließ sich ihrer Großmutter gegenüber in einem Ledersessel nieder. Aus dem Kamin gleich neben ihr drang die angenehme Wärme eines kräftigen Feuers. Ein paar kleine Hühner hatten es sich auf dem Kaminsims gemütlich gemacht, breiteten ihre gesprenkelten Flügel aus und glucksten vor Wonne. Nicht weit von ihnen versuchte der gestreifte Rasando, die winzigen Vögel zu fangen, die ihre goldenen Schaukeln verlassen hatten, um Oksa zu begrüßen.
    »Hallo, liebe Pizzikins!«
    »Die Junge Huldvolle ist da!«, zwitscherten die beiden. Sie schnappten sich je eine Strähne von Oksas Haaren und zogen sie wie Antennen nach oben. »Wie hübsch sie ist! Wie lieb wir sie haben!«
    Dann setzten sie sich auf ihre Schultern und rieben ihre flauschigen Köpfchen an ihrem Hals.
    »Kennen die Alte und die Junge Huldvolle womöglich die Lust, eine weitere Tasse Tee zu schlürfen?«, erkundigte sich der Plemplem.
    Dragomira lächelte.
    »Ja, gerne, lieber Plemplem. Allerdings werden wir den Tee ganz einfach trinken, wenn du nichts dagegen hast …«
    Der Plemplem verbeugte sich und entfernte sich wieder. Oksa neigte sich zu Dragomira und raunte ihr zu:
    »Was seinen Wortschatz angeht, ist er wirklich einsame Spitze.«
    »Stimmt«, gab Dragomira lächelnd zu. »Obwohl seine Wortwahl manchmal etwas kühn ist.«
    Das Geschöpf kam mit einer riesigen, geblümten Porzellanteekanne zurück, und die beiden Huldvollen machten es sich mit einer dampfenden Tasse Tee in den Händen in ihren Sesseln gemütlich. Dragomira betrachtete Oksa forschend.
    »Was gibt es denn, Baba?«
    »Vorhin ist etwas Seltsames passiert, nicht wahr?«
    Oksa lief rot an. Ihre Großmutter meinte sicherlich diese eigenartige Sache, die sich zwischen ihr und Gus zugetragen hatte.
    »Dann hast du es also bemerkt.«
    Dragomira nickte.
    »Ich weiß nicht, was das war«, gestand Oksa. »Es klingt total verrückt, aber mir kam es vor, als ob ein Teil von mir … sich selbstständig gemacht hätte, um genau das zu tun, was ich die ganze Zeit schon hätte tun wollen.«
    »Genau das ist es, meine Kleine. Dieser Teil von dir, der sich selbstständig gemacht hat, das ist dein Anderes Ich – oder ein Teil deines Unbewussten, wenn dir das lieber ist. Aber im Gegensatz zu allen anderen menschlichen Wesen hat dein Anderes Ich die Fähigkeit, sich in einer nicht greifbaren und doch konkreten Form zu zeigen.«
    »Soll das heißen, dass du es gesehen hast?«
    »Abakum und ich haben wahrgenommen, dass es sich manifestierte. Das Andere Ich ist eine besondere Fähigkeit der Huldvollen, die extrem selten vorkommt. Soviel ich weiß, bist du erst
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