Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige
Autoren: A Plichota
Vom Netzwerk:
Gus.
    »Eure Nachsicht verfügt über kolossale Ausmaße, und unser Dank wird bis zum Ende der Welt währen!«
    Die letzte Bemerkung jagte den Rette-sich-wer-kann unwillkürlich einen Schauder über den Rücken. Mit einem Schlag waren alle wieder in der Realität.
    » Bis zum Ende der Welt  … Genau, da war doch noch was. Das hätten wir beinahe schon wieder vergessen!«, wandte Tugdual spöttisch ein.
    Seine Großeltern Brune und Naftali warfen ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Der junge Mann genoss es, selbst über die ernstesten Dinge mit einem amüsierten Unterton zu sprechen. Wer ihn kannte, wusste jedoch, dass dies einfach seine Art war, das Unerträgliche erträglich zu machen. Mit einem gekünstelten Lächeln blickte er in die Runde, doch davon ließ sich niemand täuschen. Er stand abrupt auf, warf noch einen letzten Blick auf Oksa und ging steif aus dem Raum. Niemand verspürte Lust, etwas zu sagen, alle waren zu benommen vor Müdigkeit. Dragomiras Armreife klirrten, als sie sich erhob und ihre purpurrote Strickjacke fester um sich zog. Brune und Naftali folgten ihrem Beispiel und zogen sich in ihr behagliches Zimmer im ersten Stock zurück, ebenso Remineszens und die Bellangers. Diejenigen, die im Salon blieben, vergruben sich noch tiefer in ihre Sessel und ihre Gedanken – kleine Inseln der Lethargie, verstreut in dem großen Raum.
    Oksa war die Einzige, die der allgemeinen Erschlaffung entging. Die Episode mit dem kleinen Plemplem hatte sie wieder aufgeweckt. Sie gesellte sich zu Gus, den Blick auf das kleine Geschöpf gerichtet, und merkte, dass ihr Herz mit einer Heftigkeit schlug, die sie sich selbst nicht erklären konnte.
    »Immer schön sachte …«, murmelte Gus.
    Oksa zögerte. Meinte er ihre Hand, die sie ausgestreckt hatte, um das Plemplem-Baby zu streicheln? Oder doch ihr Verhalten ihm gegenüber?
    »Ich bin doch kein Grobian!«, verteidigte sie sich.
    Die Bemerkung brachte Gus zum Lachen, und Oksa stimmte ein. Die Waffenruhe zwischen ihnen, die er bestätigt hatte, indem er ihr Augenzwinkern erwiderte, hielt also!
    »In dem Fall darfst du«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf den Plemplem, der friedlich vor sich hin schnarchte.
    Oksa streichelte mit den Fingerspitzen seine flauschige Haut. Ihr Blick wanderte von dem schlafenden kleinen Geschöpf zu Gus, der keinen Mucks machte. Nur das auffällige Zittern seiner Augenlider verriet, dass er mit sich kämpfte. Plötzlich setzten sie beide genau im selben Moment zum Sprechen an. Ein unverständliches Kauderwelsch kam zustande. Erschrocken verstummten sie wieder und mussten dann beide lachen.
    »Was wolltest du sagen?«, fragten beide gleichzeitig.
    Gus verdrehte mit einer Mischung aus Verlegenheit und Erheiterung die Augen zur Decke.
    »Äh … ich weiß nicht mehr«, gab Oksa zu.
    »Dann kann es ja nicht sehr wichtig gewesen sein. Wie üblich!«, flachste Gus.
    »Na, hör mal, was fällt dir ein?«, entgegnete Oksa mit gespielter Empörung.
    »Nichts. Und dir?«
    Oksas Miene verdüsterte sich wieder. Sie schaute ihren Freund erzürnt an.
    »Immer diese gemeinen Anspielungen«, maulte sie.
    Die Unbeschwertheit war plötzlich wieder verschwunden. Hatte Gus sie verletzen wollen oder hatte sie nur seine Worte falsch gedeutet? Oksa verzog schmollend das Gesicht.
    »Ist schon gut, reg dich nicht auf«, sagte Gus leise. »Was meinst du wohl, was er vorhat?«
    Offenbar wollte Gus einlenken, und Oksa nahm das Angebot dankbar an. Sie wandte den Kopf zu dem Geschöpf, das eben den Raum betreten hatte. Es sah aus wie ein runzliges Walross. Es machte sich am Kamin zu schaffen und versuchte, einen Holzscheit nachzulegen – ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen angesichts der enormen Größe des Scheits. Neben ihm war ein weiteres bizarres Geschöpf mit zottigem Haarschopf aufgetaucht.
    »He, du mit dem sprechenden Namen! Siehst du denn nicht, dass das nie im Leben klappen wird?«, kreischte es und hüpfte dabei ständig übermütig auf und ab.
    Das Walross wandte sich zu ihm um und betrachtete es verunsichert.
    »Ihr täuscht Euch, ich bin nicht der mit dem sprechenden Namen. Ich bin ein Kapiernix …«
    »Sag ich doch!«, schrie das zerzauste Geschöpf.
    »Und Ihr, wer seid Ihr?«
    »Ein GE-TO-RIX! Und im Gegensatz zu dir, Kapiernix, hab ich hier was drin«, sagte er und tippte sich dabei an den Kopf. »Deswegen habe ich ja auch gesagt, dass das nie im Leben klappen wird, was du da vorhast. Dieses Holzscheit passt niemals in den Kamin, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher