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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft!
Autoren: Mary Scott
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nahm er wenigstens eine Mahlzeit am Tag hier im Hause ein. Laura hatte keinen Zweifel, daß das so weitergehen würde.
    »Wo sind die anderen?« fragte sie ihn. Er lächelte boshaft. »Die streiten um den Schmuck meiner Schwester. Es wäre besser, du gingest hinein, um Frieden zu stiften und um dafür zu sorgen, daß du nicht leer ausgehst. Zum Dinner bin ich wieder da.«
    Zu Großmutters Zeiten hatte er wenigstens um Erlaubnis gefragt. Jetzt aber würde er ganz einfach kommen. Selbstverständlich würde es ihm nicht leichtfallen, zu bitten. Sich damit abzufinden, daß sie aus Großmutters rechter Hand nun zur Herrin des Hauses geworden war, würde für alle schwierig sein. Laura seufzte, als sie an das himmlische Vierteljahr dachte, wo sie mit Derek in ihrem eigenen Haus gewohnt hatte. Sie war nur einmal am Tag zu Mrs. Stapleton hinübergegangen. Sie hatte immer gedacht, Großmutter würde achtzig werden; aber als sie krank wurde, verließ Laura sofort ihr neues Domizil und kehrte nach Brookside zurück. Bald danach verschwand die Haushaltshilfe, die sie bei ihrer Verheiratung eingestellt hatten, und Laura hatte nun gehörig zu tun, um das große, weitläufige Haus in Ordnung zu halten, um Großmutter zu versorgen und sich später auch noch um die Krankenschwester zu kümmern, die sie engagiert hatten. Es war ihr klar, daß das für Derek eine schlimme Zeit gewesen war. Aber sie hatte sich mit dem Gedanken beruhigt, daß sie das alles wiedergutmachen würde, sobald sie beide erst wieder in ihrem eigenen Heim beisammen wären.
    Aber das war nicht zu machen. Das kleinere Haus würde der Verwalter bewohnen, den Derek nun einstellen konnte, und Laura würde das große Haus regieren, das sie zwar liebte, das aber allmählich auch baufällig wurde. Sie sollte es ja auch zu einer Heimat für die »Waisenkinder« machen. Und schließlich war da noch Onkel Joseph, von dem sie sich nicht unterkriegen lassen durfte. Keine erfreulichen Aussichten! Laura hatte es eigentlich jetzt schon satt. Auf einmal war all ihre gute Laune verflogen.
    Derek merkte das und verfluchte die Last, die man ihr aufgebürdet hatte. Sie sah, wie sich sein Gesicht umwölkte, und drückte seinen Arm. »Denk nicht an mich. Morgen bin ich wieder fit. Komm mit rein und sag ihnen, wie du dich über den Besitz freust.«
    Dazu hatte er gar keine Lust. Er konnte sich nicht darüber freuen, weil an der Farm ja auch noch die »Waisenkinder« hingen. Aber er konnte dem drängenden Blick von Lauras grauen Augen nicht widerstehen, und so folgte er ihr unwillig in das Speisezimmer, wo sich die Familie um den Mahagonitisch drängte, der Großmutter so lieb gewesen war. Auf dem Tisch lagen eine Menge Schmuckstücke, und die Geschwister redeten hitzig durcheinander. Sie bemerkten Derek und Laura nicht einmal. Gerade protestierte Hugh laut: »Ihr könnt doch nicht einfach nehmen, was ihr wollt. Laura muß das entscheiden. Großmutter hat sie am allermeisten geliebt und würde haben wollen, daß sie all den Kram erbt.« Lester, wie stets amüsiert, fügte sarkastisch hinzu: »Ganz klar, das alles gehört Laura. Es heißt: das Haus und alles, was darin ist.«
    Christine schmollte: »Aber >was darin ist< bedeutet die Möbel und nicht den Schmuck.« Sie blickte verlangend auf einen Diamant-Anhänger, eines der wertvollsten Schmuckstücke von Mrs. Stapleton.
    »Und was um Himmels willen soll Laura mit all dem Zeug anfangen?« fragte Eva verdrossen.
    »Aber sie muß wenigstens entscheiden«, meinte Lester. Derek drehte sich um und ging hinaus.
    Das war nicht der richtige Augenblick, um seine Freude über die Zukunft zu äußern. Er hätte lieber etwas ganz anderes gesagt. Es gibt kaum einen Anblick, der unerfreulicher ist, dachte er, als ein paar Frauen, die sich um Schmuck streiten.
    Aber er hatte sie falsch eingeschätzt. Als sie Laura entdeckten, war aller Streit vergessen. Sie hatten sie alle gern, und sie hatten sie bestimmt nicht betrügen wollen. Sie wußten ja, daß sie niemals auf ihrem Recht bestehen würde. Das tat sie auch jetzt nicht. Freundlich erklärte sie: »Ihr müßt euch beide das raussuchen, was ihr gern haben wollt. Ich mache mir nicht viel aus Schmuck, und zu euch paßt er besser als zu mir.«
    Hugh murrte unzufrieden, und Lester sagte: »Quatsch! Gerade diese Perlen sind das Richtige für dich mit deinem dunklen Haar und deinen grauen Augen. Vertrau auf Onkel Lesters guten Geschmack!«
    Schließlich löste sich alles in Wohlgefallen auf. Laura nahm die
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