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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition)
Autoren: Seanan McGuire
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Nacht über frei, und Stacy würde dich nur allzu gern sehen. Sie würde sogar Pfannkuchen machen, wenn ich sie anrufe und ihr sage, dass du mitkomms t … «
    Ich antwortete nicht, sondern zog stattdessen seine Waren über den Scanner. Ich mache diesen Job lange genug, um mich für eine so einfache Aufgabe nicht mehr konzentrieren zu müssen. Was gut war, denn er sah in meiner Weigerung, etwas zu erwidern, keinen Grund, die Klappe zu halten. Er plapperte einfach so weiter und versuchte, mein Interesse zu erregen, während ich seinen Einkauf eintütete.
    Ich gestand mir ein, dass es mal eine Zeit gegeben hatte, da trug der Mann, der nun vor meiner Kasse stand, einen Namen. Mitch Brown. Wir waren als Kinder zusammen in den Sommerlanden gewesen, den letzten Fae-Ländern, jenem Ort, der auf der anderen Seite jedes Spiegels und jenseits jedes undurchdrungenen Nebelschleiers existiert. Wir waren beide Wechselbälger, bei denen sich menschliches Blut mit Seltsamerem vermischt hatte: Nixie und Wichtel in seinem Fall, Daoine Sidhe in meinem. Wir waren etwa gleich alt, und beide kämpften wir damit herauszufinden, wer wir sein könnten, zumal wir in einer Welt lebten, die sich völlig von der unterschied, in der wir unsere Kindheit verbracht hatten. Es war also nur natürlich, dass wir einen Draht zueinander und zu den anderen Wechselbälgern fanden, die unseren Weg kreuzte n – Kerry, halb Wichtel, halb Hohlkopf; Juli, halb Cait Sidhe, ganz und gar eine Plage; und Stacy, die schwachblütige Stacy, meine beste Freundin, die letztlich Mitchs Frau wurde.
    »Das macht 26,15 $«, sagte ich und schaute auf.
    Mitch seufzte und wischte sich sein farblos-blondes Haar aus der Stirn. »Tob y … «
    »Bar oder mit Kreditkarte, Sir?«
    Mitch hielt kurz inne, ehe er abermals seufzte und seine Brieftasche hervorholte. »Weißt du, das kannst du doch nicht ewig tun«, sagte er noch, als er mir das Geld reichte.
    »Ihr Wechselgeld, 3,85 $«, erwiderte ich und legte es zwischen uns. »Danke für Ihren Einkauf bei Safeway.«
    »Du hast ja die Nummer«, sagte er, nahm das Wechselgeld und steckte es in die Tasche, ohne es anzusehen. »Ruf an, wenn du dazu bereit bist. Bitte. Ruf uns an.«
    Dann war er weg und steuerte auf den Ausgang zu, die breiten Schultern angespannt. Die Einkaufstüten wirkten vor der Größe seiner Hände winzig. Wichtel sind an sich eher zierlich, aber in Mitchs Fall überwog sein menschliches Erbe. Er hätte einem durchschnittlichen Brückentroll durchaus einen Komplex bescheren können. Stacy ist gerade mal einen Meter sechzig. Ich habe nie verstanden, wie die beiden den Größenunterschied überwinden konnten, aber irgendwie musste es ihnen ja gelungen sein, denn sie hatten bereits ein Kind, bevor ich verschwand, und bekamen dann noch vier weitere, während ich fort war. Was ich gar nicht wissen wollte. Mitch hatte es mir trotzdem erzählt, genau wie alles andere, was ich nicht wissen wollte. Er versuchte, mich ins Leben zurückzuziehen, während ich nur davor weglaufen wollte.
    Ihre älteste Tochter, Cassandra, ist fast genauso alt wie Gillian.
    Der Gedanke reichte aus, um meine Stimmung schlagartig noch weiter in den Keller zu befördern. Mit raschen, automatischen Handbewegungen meldete ich meine Registrierkasse ab, zählte das Bargeld aus der Kassenlade heraus und schloss ab, bevor jemand versuchen konnte, sich bei mir anzustellen. Große Gefahr bestand dafür nich t – abgesehen von mir und den Pixies war der vordere Bereich des Geschäfts verwaist. Aber das war mir egal. Ich musste einfach raus.
    Drei meiner Kollegen hielten sich im Pausenraum auf, wo sie um die Kaffeekanne herum saßen wie Geier um einen sterbenden Ochsen. Sie schauten kaum auf, als ich ins Zimmer stürmte, mir die Schürze über den Kopf zog und sie auf den Haken mit meinem Namen daran war f – der übrigens einen endlosen Quell der Belustigung für meine Kollegen bot.
    »Stimmt was nicht, October?« Das war Pete, der Nachtschichtleiter. Er bemühte sich immer, mitfühlend und fürsorglich zu wirken, wenn er mit seinen Untergebenen sprach; meist gelang es ihm aber nur, gelangweilt zu klingen.
    »Frauenprobleme«, erwiderte ich und wandte mich ihm zu. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. »Ich weiß, dass meine Schicht erst in einer Viertelstunde endet, aber morgen ist mein freier Tag, und ich habe heute Nacht keine Pause gemacht. Darf ic h … «
    »Geh nach Hause. Ich stemple dich aus.« Diese Ruppigkeit konnte seine Bestürzung
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